Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
So funktionieren gepanzerte Limousinen
Zentimeterdicke Stahlplatten und Fensterscheiben. Gepanzerte Fahrzeuge bieten Schutz vor möglichen Angriffen.
Gepanzerte Sonderschutzfahrzeuge dienen Politikern, Monarchen oder hochrangigen Managern als sicheres Transportmittel. In Deutschland prüfen drei Beschussämter zivile Fahrzeuge. Sie haben sich zur Vereinigung der Prüfstellen für angriffshemmende Materialien und Konstruktionen ( VPAM) zusammengeschlossen. Bei der ballistischen Prüfung des Beschussamtes Ulm werden die Autos je nach Modell bis zu 500 Mal beschossen.
Entweder zielt ein Schütze auf das Fahrzeug oder eine Waffenabschussanlage feuert gezielt auf kritische Punkte. „Wir besichtigen die Konstruktion schon im Rohbau und sehen das Fahrzeug ohne Verkleidung, können daher vermeintlich kritische Punkte vorher erkennen und sie gezielt prüfen“, sagt Peter Häussler vom Beschussamt Ulm.
Bei der Schwachstellen-analyse achten die Experten auf Scharniere, Kanten, Verschweißungen und Verklebungen. Vorab werden die im Fahrzeug verbauten Panzerplatten und das Panzerglas bei einer separaten Materialprüfung auf Durchschuss-hemmung geprüft.
Gepanzerte Zivilfahrzeuge teilen sich je nach Stärke der Platten und des Glases in Prüfstufen VR1 bis VR10 nach VPAM-BRV auf. Die Abkürzung bedeutet Ballistic Resistance Vehicle und bezeichnet die Widerstandsfähigkeit des Fahrzeuges gegen Angriffe mit Geschossen. Hält die Schutzhülle bei Vr4-fahrzeugen Kugeln eines 44er Magnum-revolvers stand, sind es bei VR7 Patronen eines Schnellfeuergewehres mit Nato-munition und einer Aufprallgeschwindigkeit von über 900 m/s, also 3240 km/h. Bei VR10 wird ein Auto mit Hartkern-munition aus einem Sturmgewehr malträtiert. Zudem werden die Fahrzeuge neben der ballistischen Prüfung je nach Versuch einer Sprengprüfung unterzogen. Dabei zündet eine 12,5 Kilogramm schwere Sprengstoffmischung neben dem Fahrzeug. Bei weiteren Versuchen liegt eine Handgranate unter und auf dem Auto.
Marken wie Audi, Bentley, BMW, Citroën, Jaguar, Mercedes und Range Rover verkaufen Sonderschutzfahrzeuge direkt ab Werk. Die meisten Fahrzeuge für Unternehmer und Privatpersonen gehen nach Südamerika, Russland und Asien. Europäische Kunden sind meist Behörden oder Königshäuser. Andere Spezialunternehmen bauen Limousinen und Geländewagen zu Sicherheitsfahrzeugen um.
Doch Panzerung ist nicht gleich Panzerung. Und einfach nur ein bisschen Sicherheitsglas und ein paar Stahlplatten zusätzlich an die Karosserie montieren, hält nicht alle Kugeln auf. Vielmehr werden besonders gute gepanzerte Fahrzeuge schon im Rohbau konstruiert. Passagiere sitzen dabei in einem gepanzerten Kern, Motor- und Kofferraum werden quasi nur angeschraubt. „Beim S 680 Guard setzen wir erstmals auf einen eigenen, in sich geschlossenen Schutzraum inklusive neuer Sicherheitssysteme“, sagt Thomas Bentel als Guard-entwicklungsingenieur bei Mercedes.
Anders formuliert: Panzerte Mercedes bisher die S-klasse, verkleiden sie nun ein vorher gepanzertes Fahrzeug optisch zu einer S-klasse. Dem S 680 Guard sollen Kugeln aus einem Präzisionsgewehr und Maschinengewehre nichts anhaben, ebenso wenig wie Sprengstoff am oder unter dem Auto. Spezieller Stahl am Heck und der Stirnwand, Splitterschutzmatten im Dach und Aramidplatten – all das soll Schutz bieten. Selbst vor einem Gasangriff sind Insassen geschützt: Sauerstoff presst mit leichtem Überdruck Luft aus dem Inneren, so dass kein Gas eindringen kann. „Wichtig ist, dass die Insassen schnell aus der Gefahrenzone kommen und sich dann in Sicherheit bringen“, so Bentel. Dafür treibt das rund 4,5 Tonnen schwere Auto ein V12 mit 612 PS an. Von 0 auf 100 km/h dauert es 8,3 Sekunden, maximal 190 km/h sind drin. Selbst mit einem Platten geht‘s noch mit bis zu 80 km/h über 30 Kilometer weit.
Bei BMW konnte der erste gepanzerte Wagen, ein 733i High Security (E23), ab Ende der 1970er-jahre bestellt werden. „Hochgeschützte Fahrzeuge werden vom Grundkonzept komplett neu aufgebaut, weil sie eine geänderte Struktur besitzen. Das erfordert viel Handarbeit“, sagt Florian Biersack als Leiter Sicherheitsfahrzeuge bei BMW. Genaue Angaben macht BMW ebenso wenig wie exakte Aussagen zur Technik. Das Geschäft lebe stark von der Diskretion. Außerdem widerspreche es dem Sicherheitsgedanken des Fahrzeugs. „Ziel ist es, den größtmöglichen Schutz in der höchsten Qualität zu bieten, dabei möglichst anonym zu bleiben“, sagt Biersack. BMW baut aktuell jährlich ein paar Hundert Fahrzeuge in Handarbeit. (tmn) Sieben Millionen Kilometer in einem Dutzend Länder – weil sich kein anderer Mercedes so gut verkauft wie der GLC, ist der Stuttgarter Hersteller bei der Neuentwicklung des Geländewagens besonders gründlich. Doch nach vier Jahren sind die Ingenieure jetzt auf der Zielgeraden. Sie legten am Polarkreis in Nordschweden letzte Hand an die dritte Generation des Mittelklasse-suv. Das soll im Juni präsentiert und ab dem Herbst ausgeliefert werden. Dann erwartet die Kunden laut Projektleiter Peter Kolb ein Geländewagen, der im Radstand um knapp zwei und in der Länge um sechs Zentimeter wächst. Damit lege der Kofferraum um rund zehn Prozent zu und fasse nun rund 600 Liter. Verpackt ist das Ganze in einer Karosserie, die etwas bulliger wirkt und zum Beispiel eine höhere Motorhaube bekommt. Trotzdem soll sich das Auto handlicher fahren, kündigt Kolb an und verweist auf die erste Hinterachslenkung im Segment. Technisch sei der GLC wieder eng mit der C-klasse verwandt, nutzte aber zum Teil andere Motoren mit mehr Hubraum.
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