Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ein Problem für Olaf Scholz

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Der Kanzler prangt auch am Montag noch an gefühlt jeder Ecke. Olaf Scholz lächelt auf Plakaten – doch seine SPD ist am Tag nach der Wahl in Nordrhein-westfalen mit Katzenjamm­er aufgestand­en. Das schlechtes­te Wahlergebn­is der Landespart­ei ist auch für den Kanzler ein Problem. Es wird für ihn nun nicht einfacher, die Fliehkräft­e in seiner Koalition zusammenzu­halten. Unter drei Parteien gibt es zwei Wahlverlie­rer und einen Gewinner. Es läuft nicht rund für die SPD im Bund. Erst geriet in der Corona-politik Gesundheit­sminister Karl Lauterbach in die Kritik. Die Amtsführun­g von Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht wird intern und öffentlich bemängelt. Dann mäkelten die Koalitions­partner FDP und Grüne lautstark und vernehmlic­h an der Ukraine- und Russland-politik der SPD und des Kanzlers herum. Worauf Scholz in die Offensive ging. So ganz gefruchtet hat die allerdings nicht – der Kanzlerbon­us verpuffte in NRW.

Umso heller strahlen da, zumindest zeitweise, die Sterne der Grünen-minister Annalena Baerbock und Robert Habeck, die sich in den Beliebthei­tswerten nach oben katapultie­rt haben. Die Grünen können, kommt es zu Schwarz-grün in NRW, auch im Bund mit der Alternativ-karte wedeln. Für ihre Führung gilt nun, nicht abzuheben. Auch das ist hohe politische Kunst. Und es gibt in der Ampel die Sorge, dass die Wahlschlap­pe die FDP in Schwingung­en versetzt. Seit Wochen klagen SPD und Grüne bereits über nervöse Liberale, die die Schuld für Verluste auch in den Kompromiss­en auf Bundeseben­e sehen. Das könnte den Kurs der FDP in der Ampel ändern, möglicherw­eise verhärten. Parteichef Christian Lindner wird um seine Klientel kämpfen – und der Kanzler die Ampel vermutlich häufiger auf Linie bringen müssen, als ihm lieb ist.

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