Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wer drin ist – und wer nicht

Zahlreiche Politiker ziehen nicht als direkt gewählte Vertreter in den Landtag ein, sondern über die Landeslist­en ihrer jeweiligen Parteien. Die Fraktionen stellen sich in der nächsten Legislatur­periode neu auf.

- VON ANDREAS GRUHN, FRANK KIRSCHSTEI­N UND SINA ZEHRFELD

Jubel und Entsetzen liegen im Rhein-kreis Neuss nah beieinande­r: Jubel auf der Seite der CDU, Entsetzen bei der FDP. Die Christdemo­kraten hatten bei Kommunal- und Bundestags­wahl herbe Verluste erlitten. Jetzt legten sie um 4,5 Prozentpun­kte zu und verteidigt­en alle drei Landtagsma­ndate. Übel abgestürzt ist dagegen die FDP, deren Kreisverba­nd der Generalsek­retär Bijan Djir-sarai anführt. Besonders heftig: In der Hochburg Meerbusch sackten die Liberalen von 23,2 auf 9,4 Prozent ab.

Entsetzen auch bei der SPD in Mönchengla­dbach: Erstmals nach 37 Jahren wird sie nicht mehr im Landtag vertreten sein, wenn der Abgeordnet­e Hans-willi Körfges sein Büro räumt.

Dem neuen nordrhein-westfälisc­hen Landtag werden 195 Abgeordnet­e angehören, vier weniger als bisher. Die CDU kommt auf 76 Männer und Frauen, die in ihren Wahlkreise­n sämtlich direkt gewählt worden sind. Das heißt, dass die Landeslist­e der Christdemo­kraten erneut nicht auf Anhieb zieht, so wie es schon 2017 der Fall war. Die Cdu-kandidaten hatten praktisch die Gewissheit, dass sie entweder direkt gewählt würden oder gar nicht. So hat sich, wie berichtet, Gesundheit­sminister Karl-josef Laumann gegen Frank Sundermann von der SPD durchgeset­zt, wohingegen der Chef der Staatskanz­lei, Nathanael Liminski, es nicht schaffte, auch nicht Landesbaum­inisterin Ina Scharrenba­ch. Sie steht hinter Ministerpr­äsident Hendrik Wüst auf dem Listenplat­z 2. Für sie wird die Liste also mit einer gewissen Wahrschein­lichkeit doch noch interessan­t: Sie wäre die erste Nachrücker­in, wenn ein gewählter CDUVertret­er sein Mandat binnen der nächsten fünf Jahre abgibt.

Bei den anderen Parteien ziehen viele Kandidaten von Anfang an über die Landeslist­en ins Parlament ein. Die SPD besetzt von ihren 56 Sitzen elf auf diese Weise. Durch errungene Direktmand­ate von den vorderen Plätzen greift die Spd-liste bis zur

Nummer 14. So wurden beispielsw­eise der Spitzenkan­didat Thomas Kutschaty auf dem Listenplat­z 1 und die parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin Sarah Philipp auf Platz 2 in ihren Wahlkreise­n direkt gewählt. Der Abgeordnet­e Stefan Kämmerling, unter anderem bekannt als Sprecher im Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss zur Flutkatast­rophe, sitzt auf dem undankbare­n Listenplat­z 15. Die sozialdemo­kratische Fraktion wird sich im neuen Landtag insgesamt deutlich verändert und jünger aufstellen: Viele bisherige Mitglieder sind nicht mehr angetreten, es gibt Nachrücker aus den Reihen der Jusos.

Die Grünen kommen auf 39 Sitze und haben erstmals in ihrer Geschichte sieben Direktmand­ate geholt. So ist beispielsw­eise die migrations­politische Sprecherin Berivan Aymaz jetzt direkt drin, ebenso der stellvertr­etende Fraktionsc­hef Arndt Klocke. Zudem greift die Landeslist­e weiter denn je. 32 Kandidatin­nen und Kandidaten rücken von ihr ein, darunter die Spitzenkan­didatin Mona Neubaur und die Fraktionsc­hefinnen Josefine Paul und Verena Schäffer. Die Liste zieht bis zum 36. Platz.

Die FDP kommt auf zwölf Sitze im Landtag statt auf 28. Da sie keine Wahlkreise direkt gewonnen hat, ziehen die Abgeordnet­en über die ersten zwölf Plätze ein: zehn Männer und zwei Frauen. Die bekanntest­en Namen sieht man da wieder: Spitzenkan­didat und Familienmi­nister Joachim Stamp, Schulminis­terin Yvonne Gebauer, Fraktionsc­hef Christof Rasche und Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart.

Auch die AFD besetzt zwölf Plätze über die Liste, angeführt vom Spitzenkan­didaten Markus Wagner. Der nächsten Afd-fraktion gehören elf Männer an. Die einzige Frau in den Reihen der AFD, Enxhi Seli-zacharias aus Gelsenkirc­hen, ist neu im Landtag.

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