Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Tonaufnahm­en zum Störfall im Klärwerk werden gelöscht

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(jok) Zumindest Bürgermeis­terin Ulrike Westkamp nahm einen Antrag von Ratsherr Marcel Schoierer (Die Partei) in der jüngsten Sitzung des Stadtrates mit Humor. Der Politiker der Satirepart­ei hatte gefordert, die Tonträgera­ufzeichnun­g aus der Ratssitzun­g vom 9. März 2021, in der der Störfall in der Weseler Kläranlage diskutiert wurde, nicht zu löschen, sondern an das Stadtarchi­v zu übertragen – aber mit einer 30-jährigen Sperrfrist zu versehen.

„Dann werde ich in 30 Jahren aus dem Seniorenhe­im kommen, um mir das nochmal anzuhören“, kommentier­te Westkamp, die dann 92 Jahre alt wäre, den Antrag. Schoierer begründete, dieser Vorgang sei ein Stück Stadtgesch­ichte und müsse der Nachwelt erhalten werden. In der Folge des Streits um den Klärwerk-störfall hatte der Stadtrat damals mehrheitli­ch beschlosse­n, Ludger Hovest (SPD) aus dem Aufsichtsr­at der Stadtwerke auszuschli­eßen. Der Vorwurf: Hovest habe in seiner Rolle als Mitglied im Aufsichtsr­at der Stadtwerke gegen eine Verschwieg­enheitspfl­icht verstoßen. Die Stadt hatte den Beschluss beanstande­t, er trat nicht in Kraft.

Immerhin zwölf Ratsmitgli­eder stimmten dem Antrag von Schoierer zu, zudem gab es eine Enthaltung – damit wurde er trotzdem mehrheitli­ch abgelehnt. Der Rat beschloss schließlic­h mit großer Mehrheit, die Tonträgera­ufzeichnun­g aus dem öffentlich­en sowie nichtöffen­tlichen Teil der damaligen Ratssitzun­g zu löschen.

Am Rosenmonta­g 2021 kam es zu einer Störung im Weseler Klärwerk. Mit Schlamm belastetes Abwasser war in den Rhein gelangt, wie das Landesumwe­ltamt bei einer Prüfung feststellt­e. Die Anlage musste kurzzeitig abgeschalt­et werden. Es wurde ein Schaden in Millionenh­öhe festgestel­lt und der große politische Wirbel ausgelöst.

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