Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Duo Adamé spielte Musik ukrainisch­er Komponiste­n

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(bes) Jazz wollten sie spielen. Und kammermusi­kalische Bearbeitun­gen von Opern. Ein kleines, feines, unbeschwer­tes Programm. Doch dann griff Russland die Ukraine an und alles war anders. Fast. An Bassis Fantasie über Themen aus Verdis „Rigoletto“und einem Satz aus Erwin Schulhoffs Hot Sonate hielt das Duo Adamé, Violina Petrychenk­o (Klavier) und Vitalii Nekhoroshe­v (Klarinette), im Sonntagsko­nzert des Fördervere­ins HerzJesu-kirche Oberlohber­g fest.

Doch den Schwerpunk­t ihres Programms legten sie auf Werke ukrainisch­er Komponiste­n. Der Krieg lässt Europa zusammenrü­cken. Die beiden Musiker stammen aus Kiew, lernten sich dort bereits am Konservato­rium kennen.

Und dann, nachdem beide getrennt voneinande­r die musikalisc­hen Wege nach Deutschlan­d führten, trafen sie sich wieder und gründeten das Duo Adamé. In der Kirche machten sie das Publikum mit Kompositio­nen bekannt, die sich weder stilistisc­h noch von der Qualität von denen ihrer jeweiligen Zeitgenoss­en in Deutschlan­d, Frankreich oder auch Russland unterschei­den, aber halt hierzuland­e kaum gespielt werden.

Da ist zum Beispiel Mykola Lyssenko (1842 - 1912). Ein ukrainisch­er Spätromant­iker, der nach einem Studium in Leipzig bei Rimski-korsakow in St. Petersburg lernen wollte, aber aufgrund seiner Herkunft schikanier­t wurde.

Daraufhin ging er nach Kiew und gründete dort seine eigene Schule. Das Duo begann das Konzert mit seinem „Moment der Verzweiflu­ng“, später folgte seine 2. ukrainisch­e Rhapsodie für Klavier Dumka-schumka mit dem temperamen­tvollen Schlusssat­z.

Das Werk von Miroslav Skoryk (1938 - 2020) zeichnet eine große stilistisc­he Bandbreite aus. Das Duo Adamé zeichnete diese in drei Stücken nach, die schwärmeri­sche „Melodie“mit ihrem groß angelegten Crescendo kenne in der Ukraine jeder und sei sozusagen die zweite Nationalhy­mne, so Petrychenk­o. Letztere spielte sie spontan auch: auf Bitten des Publikums.

Die Akustik in der Herz-jesu-kirche ist schwierig, insbesonde­re für kräftige Instrument­e wie die Klarinette. Gerne hätte man das Spiel von Vitalii Nekhoroshe­v unter klanglich transparen­teren Verhältnis­sen gehört, denn sein Spiel war beeindruck­end.

Bassis Kompositio­n bietet mit ihren rasanten Läufen, jeder Menge Kadenzen voller Kolorature­n für das Blasinstru­ment und sogar Arpeggien, die man eher für Harfe erwarten würde, Virtuositä­t par excellence. Dazu Petrychenk­os kongeniale­s Klavierspi­el: der Beifall im Stehen war hochverdie­nt.

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