Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Operation Heimkehr

Vor zwei Jahren flüchtete Spaniens Altkönig nach Abu Dhabi. Juan Carlos wurde der Steuerhint­erziehung und Korruption verdächtig­t. Nun besucht er erstmals seine Heimat. Das Verhältnis zu Sohn Felipe gilt als angespannt.

- VON RALPH SCHULZE

In dem Küstenort Sanxenxo muss Spaniens alter Skandalkön­ig Juan Carlos I. keine Buhrufe und keine Pfiffe befürchten. „Wir lieben ihn hier“, sagt der monarchiet­reue Bürgermeis­ter Telmo Martín, der in der kleinen spanischen Hafenstadt am Atlantik mit absoluter Mehrheit regiert.

An diesem Wochenende richten sich alle Blicke der spanischen Nation auf diesen Ort, in dem rund 18.000 Einwohner leben. Und in dem der 84 Jahre alte Juan Carlos nach fast zwei Jahren im fernen arabischen Steuerexil seinen ersten öffentlich­en Auftritt in der Heimat zelebriere­n und einer Segelregat­ta beiwohnen will.

In Sanxenxo verbrachte Juan Carlos im August 2020 seine letzte Nacht, bevor er sich aus Spanien absetzte und mit einem Privatjet nach Abu Dhabi in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten flog. Kurz zuvor hatte Spaniens Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en gegen ihn aufgenomme­n – wegen des Verdachts der Korruption und der Steuerhint­erziehung. In der Schweiz waren millionens­chwere Geheimkont­en entdeckt worden.

Inzwischen wurden die Ermittlung­en eingestell­t, weil die mutmaßlich­en Taten verjährt sind oder wegen der strafrecht­lichen Immunität des Königs im Ruhestand nicht verfolgt werden können. Zudem half eine hohe Steuernach­zahlung, das Finanzamt zu besänftige­n.

Nun hat Juan Carlos also in seiner Heimat nichts mehr zu befürchten, was seinen Besuch erleichter­t. Diese erste Visite in Sanxenxo wird allerdings nur von kurzer Dauer sein. Möglicherw­eise folgt dann noch ein kurzer Abstecher nach Madrid, wo Juan Carlos mit seinem Sohn, König Felipe VI., zusammentr­effen könnte. Dann geht es wieder nach Abu Dhabi – vorerst wenigstens.

Aber der nächste Regattabes­uch in Sanxenxo sei schon geplant, hört man. Und zwar Mitte Juni. Spaniens Hofexperte­n vermuten, dass diese Heimatreis­en eine schrittwei­se Rückkehr des Ex-monarchen einleiten könnten. Schon länger wird aus seiner Umgebung berichtet: „Er hat Sehnsucht nach Spanien.“

Was verbindet Juan Carlos mit Sanxenxo? In der Umgebung dieses Ortes wohnen seine alten Segelfreun­de. Und dort ist das Segelschif­f „Bribón“vertäut, mit dem Juan Carlos als Skipper seit vielen Jahren an Regatten teilnimmt. Wen wundert es, dass der Hafen zu Ehren des königliche­n Skippers auf den edlen Namen „Puerto Juan Carlos“getauft wurde?

An diesem Wochenende wird vor der Küste Sanxenxos ein Segelrenne­n in der Sechs-meter-klasse ausgetrage­n, und die „Bribón“wird dabei sein. „Juan Carlos kommt, um die Regatta zu genießen“, kündigte Sanxenxos Bürgermeis­ter Martín an. „Ob er nur zuschaut oder mitmacht, weiß ich nicht“, so das Stadtoberh­aupt weiter.

Um den Gesundheit­szustand von Juan Carlos steht es nicht besonders gut. Der 84-Jährige ist stark gehbehinde­rt und kann sich nur noch mit Krücken fortbewege­n. In Knien und Hüften hat er Prothesen. Auch musste dem ehemaligen spanischen König ein Tumor in der Lunge entfernt werden. Zuletzt wurde er am Herzen operiert, wo ihm drei Bypässe eingesetzt wurden.

„Ich will nicht in der Ferne sterben“, soll Juan Carlos seinem Sohn Felipe übermittel­t haben. Felipe hatte 2014, nach der Abdankung seines Vaters, die Krone übernommen. Seitdem hat er sich immer mehr von seinem Vater distanzier­t, weil er wegen der vielen Skandale um den Ruf der Monarchie fürchtete.

Das Zerwürfnis zwischen den beiden wurde offenkundi­g, als Felipe

 ?? FOTO: ANDREWS ARCHIE/DPA ?? Ein Bild aus früheren Zeiten: Juan Carlos mit seiner Frau Sofía (l.), die nicht mit ins Exil gegangen ist, mit König Felipe (r.) und Letizia bei einer Militärzer­emonie zum Dreikönigs­tag 2017.
FOTO: ANDREWS ARCHIE/DPA Ein Bild aus früheren Zeiten: Juan Carlos mit seiner Frau Sofía (l.), die nicht mit ins Exil gegangen ist, mit König Felipe (r.) und Letizia bei einer Militärzer­emonie zum Dreikönigs­tag 2017.

Newspapers in German

Newspapers from Germany