Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Stars auf langen Beinen
Im Storchennest Kesseldorf lebt aktuell ein Muttertier mit seinen drei Jungvögeln. Der Nachwuchs zieht vor allem an den Wochenenden viele Besucher an. Auch der Fahrradrastplatz ist sehr beliebt. Dort gibt es etliche Neuheiten.
(CS) Sonja Brade nimmt sich Zeit zum Genießen. Ihr Blick wandert in Richtung des Storchennests, in dem die Storchenmutter gerade ihre drei hungrigen Kinder füttert. Brade nimmt sich gleich auch mal die Zeit für einen kurzen Plausch mit Sabine Lage-rüsken, die gerade am Fahrradrastplatz nach dem Rechten schaut. Sonja Brade kommt aus Bonn, trotzdem macht sie immer einen Abstecher zum Storchennest Kesseldorf, wenn sie gerade in Hamminkeln zu Besuch ist. „Einfach traumhaft schön hier – und Storchennester haben wir in Bonn auch nicht“, sagt sie.
Vor knapp zwei Wochen schaute der Storchennachwuchs in luftiger Höhe erstmals über den Rand seines Nestes. Und wer ein bisschen Zeit mitbringt, kann sie immer mal wieder erspähen. 2019 hat Ralf Rüsken das Storchennest gebaut, jedes Jahr ist bislang auch eine Vogelfamilie eingezogen. Doch auch unten am Rastplatz hat sich einiges getan. Es gibt nun ein Kleintiergehege mit drei begehbaren Ställen. Und die Zwerghühner, Kaninchen und Meerschweinchen sind die neue Attraktion bei den Radtouristen – bei den großen und vor allem auch den kleinen. „Wenn Kinder da sind, öffne ich sie gerne“, sagt Sabine Lage-rüsken zu den neuen Gehegen.
Den Winter über hat ihr Mann die Remise hergerichtet, den Boden gelegt und die Ställe eingerichtet. „Storchennest-mutter“Sabine Lage-rüsken verzeichnet seit der Öffnung im April eine steigende Resonanz. „Schon im vergangenen Jahr kamen sehr viele Radfahrer und Fußgänger hierher, in diesem Jahr dürfte es noch mal eine Steigerung geben. Ganz wichtig ist uns, dass es ein Fahrradrastplatz ist und bleibt – für Autos ist hier kein Platz“, betont die 44-Jährige. „Hier ist immer was los, vor allem aber an den Wochenenden und auch in den Ferien.“
Eine weitere Neuerung: Ab sofort gibt es neben den Getränken von regionalen Herstellern aus dem Bollerwagen und den Produkten des Vereins Löwenzahn & Pusteblume auch Kleinigkeiten zur Stärkung. In eine kleine Glasschale können sich Besucher gebrannte Mandeln, Brezeln, Gummibärchen, Apfelringe mit Schokolade oder Amarenakirschen in Zartbitterschokolade füllen – zum Preis von drei Euro für 100 Gramm, gerne auch gemischt. „Wir verfolgen hier das UnverpacktKonzept, ich möcht keinen zusätzlichen Müll produzieren“, sagt Sabine Lage-rüsken.
Und vielleicht werfen die Radtouristen am Eingang auch noch 50 Cent in den Bienenfutterautomaten. Dafür gibt’s eine Kapsel mit einer Blumensamenmischung für Wildund Honigbienen. So kann jeder zu Hause auch noch etwas für die Natur tun. „Es soll ein Platz zum Genießen sein, wo man die Natur erleben kann, Spaß und Freude haben kann“, betont die Chefin.
Und die hat durchaus für die Zukunft ein paar weitere „spleenige Ideen“auf Lager, wie sie sagt. Eine kleine Solaranlage auf dem Dach, mit der Strom für frischen Kaffee erzeugt werden kann. Und eine Komposttoilette. Denn das sind die großen Themen, die die Radtouristen-welt derzeit bewegt. Ein Käffchen während der Rast und eine Toilette. „Da fragen viele nach.“Kesseldorfer Luft fürs Rad gibt’s ja schon länger gratis, die Reparatur-station samt Werkzeug und Luftpumpe wird bestens genutzt. Und auch die Geschenkartikel von Löwenzahn & Pusteblume wurden gerade zum Muttertag bestens verkauft.
Etwa eine Stunde pro Tag, am Wochenende oft mehr, verbringt Sabine Lage-rüsken am Rastplatz, mit Auffüllen am Morgen und kleinem Hausputz am Abend. „Wir möchten, dass es ein Platz für alle ist, ein Platz zum Genießen“, sagt sie. Das muss man auch Sonja Brade nicht zweimal sagen. Sie hat Jungstörche gesehen und sich über Gott und die Welt unterhalten. Eben die schöne Auszeit genossen.