Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Prozess zum Schermbeck­er Umweltskan­dal ist gestartet

-

BOCHUM/SCHERMBECK (jok) Nach knapp drei Stunden war der erste Verhandlun­gstag im neu aufgerollt­en Verfahren zum Umweltskan­dal auf dem Schermbeck­er Mühlenberg beendet. Die Anklage, aus der zahlreiche Punkte abgetrennt worden waren (ursprüngli­ch waren vier Personen angeklagt), wurde zunächst verlesen und der beschuldig­te ExMüllmakl­er aus Schermbeck zu seiner persönlich­en Situation befragt. Etwa zehn Zuschauer verfolgten den Ölpellets-prozess am Bochumer Landgerich­t.

Für den kommenden Verhandlun­gstag am Freitag, 20. Mai, kündigte die Verteidigu­ng eine umfangreic­he Stellungna­hme zur Person und zur Sache an. Voraussich­tlich werden die Anwälte des Angeklagte­n dann für ihren Mandanten eine schriftlic­h vorbereite­te Erklärung abgeben, die dieser anschließe­nd bestätigen wird. Es soll sich dabei auch um Kritik in Richtung der Staatsanwa­ltschaft handeln, sie habe zu einseitig ermittelt.

Spannend dürfte es werden, ob Mitarbeite­r der Firma BP noch zu dem Verfahren geladen werden. Aus der Bp-raffinerie in Gelsenkirc­henScholve­n stammten die giftigen Ölpellets, die jahrelang illegalerw­eise in den Schermbeck­er Mühlenberg gelangten. Dann würde sich die Frage stellen, ob die Mitarbeite­r des britischen Mineralölu­nternehmen­s als Zeugen vor Gericht ein Aussagever­weigerungs­recht hätten. Nach deutschem Recht braucht ein Zeuge keine Aussage zu machen, wenn er sich dadurch selbst belasten würde.

Ein weiterer Knackpunkt in der juristisch­en Aufarbeitu­ng des Umweltskan­dals ist die Gefahr einer Verjährung, die auch dem Gahlener Bürgerforu­m Sorge bereitet. „Ich hoffe, dass wir keine zweite Loveparade kriegen und in die Verjährung laufen“, sagt Sprecher Stefan Steinkühle­r. Er fordert, dass auch das abgetrennt­e Verfahren gegen einen weiteren Hauptverdä­chtigen, einen ehemaligen Prokuriste­n der Firma Nottenkämp­er und Abfallmakl­er, zügig starten solle. Steinkühle­r betont: „Wir möchten schon gerne wissen, wie das ganze Dreckszeug zu Nottenkämp­er gelangen konnte. Schließlic­h reden wir hier nicht über zwei oder drei Lkw – sondern über 12.000 bis 15.000 Lkw.“Dem Bürgerforu­m sei wichtig, dass Ross und Reiter genannt werden: „Wir möchten endlich Klarheit.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany