Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Reizgas-alarm an der Sekundarschule
Weil im Untergeschoss der Alpener Schule eine ätzende Chemikalie versprüht worden ist, erleiden am Mittwochmorgen insgesamt 38 Personen Reizungen an Augen und Atemwegen. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Eine mutmaßlich gedankenlose Tat von Schülern hat am Mittwochmorgen an der Sekundarschule in Alpen zu einem Großeinsatz von Feuerwehr, Notdienst und Polizei geführt. Durch Reizgas oder Pfefferspray haben nach Angaben der Polizei 33 Schülerinnen und Schüler und fünf Lehrkräfte Reizungen an Augen und Atemwegen erlitten. In der Regel waren die Verletzungen leicht, mehrere Personen sind vorsorglich zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht worden, eine Schülerin wegen einer Vorerkrankung ins Uniklinikum nach Essen. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung. Wer für den Zwischenfall verantwortlich ist, steht noch nicht fest. Die Polizei zeigte sich aber zuversichtlich, den oder die Täter ausfindig machen zu können.
In der Sekundarschule ist die erste Stunde gerade zu Ende. Lehrerin Birgitt Terschüren ist im Flur des hinteren Gebäudetraktes auf dem Weg in die nächste Klasse. Dabei merkt sie, dass etwas in der Luft liegt, das großes Unbehagen bereitet. „Die Augen tränten, und ich hatte ein extremes Brennen im Hals. Das Atmen fiel mir schwer“, erzählt die Vertrauenslehrerin etwa eineinhalb Stunden später.
Da ist sie schon vom Notarzt untersucht worden, wie auch die Schülerinnen und die Schüler, die auch durch den Flur gegangen sind und nun draußen auf einer Bank sitzen und mit geröteten Augen darauf warten, dass sie nach Hause können. An Unterricht denkt zu dem Zeitpunkt längst keiner mehr. Einige brauchen nach der Attacke „aus dem Nichts“erkennbar Zuspruch.
Birgitt Terschüren berichtet, dass sie sofort ins Büro der Schulleitung gegangen ist, um zu melden, „dass da im Gang irgendwas nicht stimmt“. Rektorin Corinna Schulz informiert die Rettungskräfte, „die schnell eingetroffen sind“, und kümmert sich zunächst um die Klassen im unmittelbaren Gefahrenbereich. „Ich bin mit meiner Kollegin Terschüren von Klasse zu Klasse gegangen – erst im Untergeschoss, dann in der ersten Etage – und habe darum gebeten, das Gebäude zu verlassen“, schildert sie die ersten Maßnahmen. Auf eine Durchsage habe sie verzichtet, „um niemanden in Unruhe zu versetzen“.
Die Klassen sind dann von der stellvertretenden Schulleiterin Claudia Kühn unter das schattige Dach des offenen Aufenthaltsbereiches der angrenzenden Sportplatzanlage der Viktoria geführt worden. Die Schülerinnen und Schüler im Übergangstrakt, der wegen der umfangreichen Sanierungsarbeiten errichtet worden ist, mussten bis kurz vor 11 Uhr ausharren. Dann fuhren die Schulbusse vor. Schulleiterin Corina
Schulz lobt das „sehr disziplinierte“Verhalten ihrer Schüler- und Lehrerschaft. „Alles ist sehr ruhig abgelaufen – so, wie wir‘s regelmäßig üben.“
Unterdessen hat die Freiwillige Feuerwehr, die gegen 9.15 Uhr mit rund 50 Kräften aus Alpen, Menzelen und Veen angerückt war, mit vier Hochleistungsgeräten wieder für saubere Luft gesorgt. Mehrere Rettungswagen parken auf roter Asche vor den weißen Containern. Rund 30 Rettungskräfte kümmern sich um die Verletzten. In der Regel sind Augen und Atemwege in Mitleidenschaft gezogen worden. Bis auf wenige Ausnahmen reicht die ambulante Versorgung vor Ort.
Die Polizei hat Hinweise, aber „nichts Belastbares“, so Polizeisprecher Peter Reuters. Man nehme an, dass der Vorfall an der Sekundarschule in Alpen mit den Abschlussprüfungen zusammenhänge. „So etwas kommt leider immer wieder vor“, so der Polizeisprecher. In der vorigen Woche sei man einer Bombendrohung und einem vermeintlich bevorstehenden Amoklauf an zwei Weseler Schulen nachgegangen.