Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Der Kanzler muss besser kommunizieren
Der Kanzler im Militärtransporter. Der Kanzler bei deutschen Kampfschwimmern in der Wüste. Der Kanzler im Gespräch mit Journalisten im Flugzeug. Die Reise nach Afrika ist auch eine Kommunikationsinitiative, für Olaf Scholz bislang eher ungewöhnlich. Doch er muss sein Image der vergangenen Wochen korrigieren. Seine Haltung zum Krieg in der Ukraine, eher zurückhaltend, abwägend, ist gar nicht so unbeliebt in der Bevölkerung – aber er dringt mit seinen Botschaften nicht so durch, wie er das gerne hätte.
Seine Art der Kommunikation hat sich in den vergangenen Wochen erschöpft. Scholz braucht mehr kommunizierende Röhren. Scholz braucht mehr Rückkopplung in seine Partei und in die Fraktion. In der Partei ist man entsetzt über die Leistung von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, an der Scholz festhält. Man kann ahnen, dass es auch darum geht, dass er bei einer Personalie, die er entschieden hat, nicht zurückrudern will. Zumal Lambrecht auch die Geschlechterparität im Kabinett, die er versprochen hatte, aufrechterhält. Doch die Empörung über mangelndes Fingerspitzengefühl und auch die Beschwerden aus dem Ausland sind kaum zu überhören. Der Kanzler muss hinhören, sich rückkoppeln – in die Länder und auch in die Opposition. CDU-CHEF Friedrich Merz fordert diese Einbindung, und in Kriegszeiten hat er auch ein gewisses Recht darauf.
Vielleicht ist es der Spd-politiker Scholz, der den Deutschen bald sagen muss, dass das Leben, das sie kannten, so nicht mehr weitergeht. Dass nichts mehr selbstverständlich so ist, wie es vor der Pandemie und vor dem Krieg in Europa war. Aber auch die Hoffnung vermitteln, dass in Veränderungen Chancen stecken. Scholz braucht einen langen Atem. Bisher hat er ihn bewiesen. Doch ohne das Mitnehmen vieler auf seinem schwierigen Weg wird es nicht gehen.