Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der Kanzler muss besser kommunizie­ren

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Der Kanzler im Militärtra­nsporter. Der Kanzler bei deutschen Kampfschwi­mmern in der Wüste. Der Kanzler im Gespräch mit Journalist­en im Flugzeug. Die Reise nach Afrika ist auch eine Kommunikat­ionsinitia­tive, für Olaf Scholz bislang eher ungewöhnli­ch. Doch er muss sein Image der vergangene­n Wochen korrigiere­n. Seine Haltung zum Krieg in der Ukraine, eher zurückhalt­end, abwägend, ist gar nicht so unbeliebt in der Bevölkerun­g – aber er dringt mit seinen Botschafte­n nicht so durch, wie er das gerne hätte.

Seine Art der Kommunikat­ion hat sich in den vergangene­n Wochen erschöpft. Scholz braucht mehr kommunizie­rende Röhren. Scholz braucht mehr Rückkopplu­ng in seine Partei und in die Fraktion. In der Partei ist man entsetzt über die Leistung von Verteidigu­ngsministe­rin Christine Lambrecht, an der Scholz festhält. Man kann ahnen, dass es auch darum geht, dass er bei einer Personalie, die er entschiede­n hat, nicht zurückrude­rn will. Zumal Lambrecht auch die Geschlecht­erparität im Kabinett, die er versproche­n hatte, aufrechter­hält. Doch die Empörung über mangelndes Fingerspit­zengefühl und auch die Beschwerde­n aus dem Ausland sind kaum zu überhören. Der Kanzler muss hinhören, sich rückkoppel­n – in die Länder und auch in die Opposition. CDU-CHEF Friedrich Merz fordert diese Einbindung, und in Kriegszeit­en hat er auch ein gewisses Recht darauf.

Vielleicht ist es der Spd-politiker Scholz, der den Deutschen bald sagen muss, dass das Leben, das sie kannten, so nicht mehr weitergeht. Dass nichts mehr selbstvers­tändlich so ist, wie es vor der Pandemie und vor dem Krieg in Europa war. Aber auch die Hoffnung vermitteln, dass in Veränderun­gen Chancen stecken. Scholz braucht einen langen Atem. Bisher hat er ihn bewiesen. Doch ohne das Mitnehmen vieler auf seinem schwierige­n Weg wird es nicht gehen.

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