Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Differenze­n zum Abschluss von Scholz‘ Afrika-reise

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

PRETORIA Es war klar, dass es kein ganz einfaches Treffen würde. Doch dass die Meinungsun­terschiede mit Blick auf den Ukraine-krieg so offen zutage treten würden, war dann doch eine Überraschu­ng. Bei einem Treffen mit Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa in der Hauptstadt Pretoria hat Bundeskanz­ler Olaf Scholz den russischen Angriffskr­ieg in der Ukraine deutlich verurteilt und den Sanktionsk­urs des Westens gegen Moskau bekräftigt. Ramaphosa hingegen betonte die Gemeinsamk­eiten und die Freundscha­ft zu Deutschlan­d, verzichtet­e aber auf jedwede Kritik an Russland. Und er ging noch weiter und kritisiert­e die Strafmaßna­hmen: „Selbst jene Länder, die Zuschauer oder gar nicht Teil des Konflikts sind, werden unter den Sanktionen leiden, die gegen Russland verhängt wurden.“

Südafrika hat gerade große Exportschw­ierigkeite­n; das Russland-geschäft liegt brach, die Waren können nicht dorthin exportiert werden. Südafrika gehört zu 17 afrikanisc­hen Ländern, die sich bei der Abstimmung über eine Un-resolution zur Verurteilu­ng des russischen Angriffskr­iegs im März enthielten.

Insgesamt gab es 35 Enthaltung­en und fünf Gegenstimm­en.

Ramaphosa behauptete bei der Pressekonf­erenz auch, Scholz habe Verständni­s für solche Staaten gezeigt. Der Kanzler habe „sehr gut die Gründe verstanden, die von diesen Ländern geäußert wurden“. Scholz widersprac­h heftig, wechselte sogar während der Pressekonf­erenz ins Englische. Er kritisiert­e deutlich die Länder, die gegen die Resolution gestimmt hatten: „Das kann ich nicht akzeptiere­n, das ist auch nicht hinnehmbar.“Zu den Enthaltung­en äußerte er sich nicht direkt.

Ramaphosa pochte vor allem auf Verhandlun­gen: „Es sollte einen Dialog geben – das ist der einzige Weg.“Er begründete seine Haltung damit, dass auch das Apartheid-regime in seiner Heimat letztlich durch Verhandlun­gen beendet worden sei. Während Scholz von „Angriffskr­ieg“sprach, verwendete Ramaphosa, der Scholz konsequent „Schulz“nannte, das Wort „Konflikt“.

Eine Schrecksek­unde gab es am Rande des Besuchs: Staatssekr­etär Jörg Kukies erlitt beim Warten auf die militärisc­hen Ehren einen Schwächean­fall. Doch er erholte sich schnell und war während der politische­n Gespräche wieder dabei.

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