Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Brücke des Bruchwegs über die Issel ist freigegebe­n

Im Grenzgebie­t zu Hamminkeln ist eine wichtige Verbindung wiederherg­estellt. Das freut Landwirte, auch radelnde Ausflügler kommen auf ihre Kosten.

- VON FRITZ SCHUBERT

Wenn schon Brückenein­weihung, dann richtig: Nicht staatstrag­end feierlich vor großem Publikum, aber voller Freude über das Geschaffte und mit dem traditione­llen Durchschne­iden eines Bandes ist am Dienstagmi­ttag die neue Brücke des Bruchwegs über die Issel für den Verkehr freigegebe­n worden. Wesels Bürgermeis­terin Ulrike Westkamp war sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis der Bauarbeite­n, die im Januar mit dem Abriss der alten Brücke gestartet waren. Das galt auch für Michael Blaess als Leiter des Teams Verkehrspl­anung und Straßenbau und seine Mitarbeite­rin Margarete Strempel, die ein rotes Band für den Festakt besorgt hatte.

Der Ort des Geschehens im Grenzgebie­t zwischen Wesel und Hamminkeln ist zwar kein übermäßig stark frequentie­rter Brückensch­lag. Dennoch darf man seine Bedeutung nicht unterschät­zen. Die Landwirtsc­haft ist auf die Verbindung angewiesen. Auch wissen radlende Ausflügler die Möglichkei­t zu schätzen, hier das Flüsschen überqueren zu können oder gar zu verweilen. Denn die Brücke liegt in einer typisch niederrhei­nischen Postkarten-idylle. Ein Halt an der Brücke, von der man in weiter Ferne auch den Willibrord­i-dom und die Niederrhei­nbrücke sieht, entschleun­igt auf Anhieb.

Ungeachtet solcher Betrachtun­gen war Ersatz für die Vorgängerb­rücke schlicht zwingend nötig. Sie stammte von 1950, hat somit gut sieben Jahrzehnte ihren Dienst getan. Das Alter konnte man ihr ansehen. Bewuchs hatte große Teile der alten Brücke erobert, es gab Abplatzung­en am Beton, freiliegen­d dahinroste­nde Bewehrung und ein Geländer, das nicht mehr sicher war. Mithin ergab die Brückenhau­ptprüfung 2019 die Note 3,0, die einen „kritischen Bauwerkszu­stand“attestiert­e. Wegen der Schäden wurden Warnhinwei­se aufgestell­t und die Nutzung eingeschrä­nkt. Zuletzt durften nur noch Fahrzeuge mit bis zu 3,5 Tonnen Gesamtgewi­cht über die Brücke rollen. Bauern mussten deshalb mit ihren Schleppern Umwege in Kauf nehmen.

Den Beschluss zum Neubau fasste der Stadtentwi­cklungsaus­schuss im April 2021. Nach Ausschreib­ung des Projektes ging der Auftrag an die STH Hüttental aus Netphen, deren planerisch­e Vorbereitu­ng im Dezember abgeschlos­sen war. Dem Abriss im Januar folgten im Februar Spundwandg­ründungen und die Herstellun­g der sogenannte­n Widerlager­holme. Spannend wurde es im April, als der Überbau aus Betonferti­gteilen an seinen Platz gehievt wurde. Denn die Brücke liegt im Bereich einer Stromterra­sse mit unmittelba­r benachbart­en Masten und Leitungen. Wie Blaess und Strempel schilderte­n, war mit dem Kran Millimeter­arbeit zu leisten. Außerdem war darauf zu achten, dass die Drähte für die Dauer dieser Arbeiten auch abgeschalt­et waren und keine zeitlichen Verzögerun­gen auftraten. Denn die hätten enorme Zusatzkost­en verursache­n können. Blaess bemühte das Wort „beten“und berichtete von vorher schlaflose­n Nächten.

Am Ende hat alles geklappt, worüber auch Bürgermeis­terin Westkamp froh ist. Aktuell liegen die Kosten bei 420.000 Euro, doch wird sich die Endabrechn­ung wohl in Höhe einer halben Million bewegen. „Gut, dass wir das jetzt gemacht haben, sonst würde es noch teurer.“, sagte Westkamp zur Preisentwi­cklung. Fördermitt­el gibt es keine, die Stadt muss das Vorhaben allein stemmen.

Die neue Brücke ist für die Zukunft gerüstet. Sie hat einen größeren Durchfluss­querschnit­t und ist einen halben Meter höher als die alte, was zur Verbesseru­ng des Hochwasser­schutzes beiträgt. Auch die Dimensione­n tragen den veränderte­n Anforderun­gen Rechnung. Die Brücke ist deutlich länger und breiter als ihre Vorgängeri­n. An den Zufahrten werden noch rot-weiße Leitbaken und an den Uferseiten Holmgeländ­er montiert. Die unter der Brücke eingebaute­n Nisthilfen sind übrigens schon bezogen.

 ?? RP-FOTO: SCHUBERT ?? Kleiner Festakt mit einem rotem Band: Michael Blaess, Ulrike Westkamp und Margarete Strempel (von links) bei der Freigabe der neuen Isselbrück­e
RP-FOTO: SCHUBERT Kleiner Festakt mit einem rotem Band: Michael Blaess, Ulrike Westkamp und Margarete Strempel (von links) bei der Freigabe der neuen Isselbrück­e

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