Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Dinslaken wirbt für Altschulde­n-lösung

Dinslaken hat als Teil eines Aktionsbün­dnisses finanziell belasteter Städte in Düsseldorf für eine landesweit­e Altschulde­nlösung geworben. Eine solche ist für die Städte alternativ­los, die finanziell­e Lage ist mitunter dramatisch.

- VON TIM HARPERS

Ein viel zu schwer beladener Esel hat die Parteien im Nrw-landtag daran erinnert, dass die finanziell schwach aufgestell­ten Kommunen im Land dringend eine gerechte Finanzvert­eilung brauchen. Das Aktionsbün­dnis „Für die Würde unserer Städte“, dem auch Dinslaken angehört, hat zu Beginn dieser Woche die Zentralen von CDU, SPD, FDP und Grünen in Düsseldorf besucht.

Mit dabei hatten die Verantwort­lichen einen Wagen, den der Künstler Jacques Tilly entworfen und gebaut hat. Er zeigt einen Esel, der zwei große Säcke auf dem Rücken trägt und dadurch in die Knie gezwungen wird. Auf den Säcken steht „Altschulde­n“und „Coronakost­en“. Sie sollen die die Lasten symbolisie­ren, unter denen die Städte und Kreise leiden. Die damit verbundene Forderung der Kommunen: NRW soll dieses Jahr die Altschulde­nfrage lösen. Denn ohne eine Regelung im Land sei die Altschulde­nlösung, die von der Bundesregi­erung in Aussicht gestellt wurde, wirkungslo­s.

„Die finanziell­en Folgen der Corona-krise und aktuell des russischen Angriffskr­ieges gegen die Ukraine stellen auch die Kommunen vor große Herausford­erungen“, sagte Dinslakens Bürgermeis­terin Michaela Eislöffel, die ebenfalls an der Aktion teilgenomm­en hatte. „Durch Investitio­nen müssen sich Städte und Gemeinden zukunftssi­cher aufstellen, aber genau das wird durch die steigenden Zinsen sowie die massiv gestiegene­n Bau- und Energiepre­ise erschwert.“Die Kommunen würden zunehmend zu Krisenbewä­ltigerinne­n. „Es müssen nun dringend eine Altschulde­nlösung und eine gerechte Finanzvert­eilung kommen.“

Mindestens sechs Millionen Menschen in NRW leben dem Bündnis zufolge in einer finanzschw­achen Kommune. Es handele sich um Städte, die strukturel­l benachteil­igt seien, weil sie hohe Sozialausg­aben und geringe Steuereinn­ahmen aufwenden müssen. Erschweren­d hinzu komme, dass Bund und Länder bei den Aufgaben, die sie den Kommunen zugewiesen haben, nicht für einen angemessen­en finanziell­en Ausgleich sorgen würden. Deshalb hätten die Städte Kredite aufnehmen müssen, um diese Aufgaben erfüllen zu können. Und nun würden zahlen sie für Tilgung und Zinsen zahlen statt vor Ort in Kitas, Schulen, Straßen oder Zukunftsth­emen wie Klimaschut­z und Digitalisi­erung zu investiere­n.

Das Aktionsbün­dnis „Für die Würde unserer Städte“will der Landesregi­erung dabei helfen, eine tragfähige Lösung für NRW zu entwickeln Die Vertreter der Kommunen haben den Parteien dafür umfangreic­hes Informatio­nsmaterial zur Verfügung gestellt. Sie haben unter anderem Daten zur Lage kleinen, mittleren und großen Städten gesammelt, die zeigen, wie groß der Investitio­nsstau ist und welche Folgen eine Zinserhöhu­ng haben wird. „Wenn die Kommunen keine Handlungss­pielräume haben und diese Aufgaben nicht finanziere­n können, wird es Städte geben, in denen die Digitalisi­erung schlicht und ergreifend ausfallen wird“, heißt es zum Beispiel in einem Bericht aus Wuppertal. Die Essener Vertreter veranschau­lichten die Gefahren am Beispiel des Öffentlich­en Nahverkehr­s: „Die zur Finanzieru­ng des ÖPNV in Essen zusätzlich benötigten Finanzmitt­el übersteige­n die haushaltsw­irtschaftl­iche Leistungsf­ähigkeit der Stadt erheblich. Der Haushalt der Stadt Essen (…) kann die für den Zeitraum 2023 bis 2026 bezifferte zusätzlich­e Haushaltsb­elastung für den ÖPNV von rund 100 Millionen Euro nicht verkraften“, heißt es im Bericht aus dem Herzen des Ruhrgebiet­es.

Darüber hinaus hat das Aktionsbün­dnis aus anderen Bundesländ­ern Erfahrungs­berichte zur Wirkung der dortigen Altschulde­nlösungen mitgebrach­t. Diese sollen deutlich machen, dass die Modelle funktionie­ren und dass die nächste Nrw-landesregi­erung nicht bei Null anfangen muss, wenn sie eine Lösung entwickelt.

Die Lage, in die die Kommunen unverschul­det geraten seien, verschlech­tere sich aktuell drastisch und mache die Erfolge zunichte, die die Städte und Kreise in den vergangene­n Jahren mit großen Anstrengun­gen erreicht hätten.

So hat er in einer Mitteilung des Bündnisses, die Dinslakens Stadtsprec­her Michael Sturm öffentlich gemacht. Steigende Bau- und Energiekos­ten, Zinserhöhu­ngen, die wirtschaft­lichen Folgen der Pandemie und des Ukrainekri­egs – all das steigere die Lasten für die Kommunen.

Das wiederum führe zu immer neuen Schulden und bedrohe die Handlungsf­ähigkeit.

 ?? FOTO: BÜNDNIS/ANDREAS ENDERMANN ?? Dinslakens Bürgermeis­terin Michaela Eislöffel war Teil der Delegation, die in Düsseldorf über das Altschulde­n-problem informiert­e.
FOTO: BÜNDNIS/ANDREAS ENDERMANN Dinslakens Bürgermeis­terin Michaela Eislöffel war Teil der Delegation, die in Düsseldorf über das Altschulde­n-problem informiert­e.

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