Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Uniklinik-streik soll weitergehen
Der frühere Schlichter Wilfried Jacobs ruft zur Beilegung und zu Verhandlungen auf.
(anh/dpa) Im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen beklagen die Beschäftigten der sechs Universitätskliniken in NRW mangelnde Kooperationsbereitschaft der Arbeitgeber: „Die Kolleginnen und Kollegen sind entschlossen, so lange zu streiken, bis ein Tarifvertrag Entlastung unterzeichnet ist“, kündigte Verdi-sekretärin Katharina Schwabedissen am Mittwoch an. Nach zwei Verhandlungsrunden gebe es zumindest die grundsätzliche Übereinkunft, dass es für die Unikliniken in Düsseldorf, Köln, Bonn, Aachen, Essen und Münster einen Tarifvertrag Entlastung geben wird. Allerdings herrschten offenbar unterschiedliche Auffassungen darüber, wie die Ausgestaltung eines Tarifvertrags mit einer verbindlichen Personalbemessung für die einzelnen Bereiche aussehen solle.
„Dass wir streiken, ist reine Notwehr“, sagte eine Intensivpflegerin der Essener Uniklinik: „Niemand von uns streikt gerne. Bisher gab es aber nur leere Versprechungen der Arbeitgeber. Und ohne Streik nimmt uns niemand wahr.“
Wilfried Jacobs, langjähriger Chef der AOK Rheinland/hamburg und Schlichter beim Streik an den Unikliniken 2018, rief beide Seiten zu raschen Verhandlungen auf: „Das Anliegen der Pflegekräfte ist berechtigt. Wir steuern in der Pflege auf eine humanitäre Katastrophe zu. Der Beruf muss – auch durch eine Entlastung der Pflegekräfte– attraktiver werden. Doch der Streik muss umgehend enden, Arbeitgeber und Verdi sollten sich rasch an einen Tisch setzen“, sagte Jacobs unserer Redaktion. Das Land habe Entgegenkommen signalisiert. „Da das Verfahren tarifpolitisch kompliziert ist, sollten die Verhandlungen schon beginnen, bevor das Land die Voraussetzungen dafür geschaffen hat, dass die Unikliniken selbst verhandeln können. Während der Verhandlungen, die auch von den Arbeitgebern ernsthaft geführt werden müssten, sollte der Streik ruhen“, sagte Jacobs und mahnte: „Die aktuelle Lage ist den Patienten nicht mehr zuzumuten.“
Die Beschäftigten der sechs NRWUni-kliniken sind seit drei Wochen mehr oder minder dauerhaft in einem Erzwingungsstreik für einen Entlastungstarifvertrag. Sie fordern laut Verdi verbindliche Personalbemessungen für alle Arbeitsbereiche an den Krankenhäusern und einen Belastungsausgleich für unterbesetzte Schichten.