Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Eurowings erholt sich in Düsseldorf und Köln

Die Menschen wollen wieder in den Urlaub – das zeigt sich beim Lufthansa-ableger auch in NRW. Zum Ferienstar­t sind Tickets teuer.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Für den Lufthansa-ableger Eurowings ist die Corona-krise erst einmal abgehakt. Jeden Tag würden die Buchungen weiter ansteigen, sagte EurowingsC­hef Jens Bischof bei einem Pressegesp­räch am Mittwoch. Das Niveau der täglichen Reservieru­ngen würde bei „mehreren Zehntausen­d“liegen, im Sommer würde die aus Köln gemanagte Airline 140 Ziele anfliegen, so viele wie nie zuvor. In den Sommerferi­en seien 600 Flüge am Tag geplant, ergänzte Bischof. Pro Woche werde es allein 380 Flüge nach Mallorca von 22 Flughäfen aus geben: „Wir sehen eine Reihe an Rekordwert­en, wie wir sie vor Corona noch nicht gesehen haben.“

Gerade in Düsseldorf, dem wichtigste­n Flughafen von Eurowings, und in Köln läuft eine Aufholjagd: 38 Jets werden in der Landeshaup­tstadt im Sommer eingesetzt, zeitweise waren es in der Pandemie nur fünf Maschinen. In Köln als ebenfalls sehr wichtigem Standort stehen 17 Jets bereit, um Reisende an ihr Ziel zu bringen, zeitweise waren es nur drei aktive.

Die stark wachsende Nachfrage der Menschen nach Urlaubsrei­sen sei Haupttreib­er des Booms. „Es gibt einen hohen Nachholbed­arf nach Ferien“, erklärte Bischof. Alleine ab Düsseldorf hätten 526.000 Passagiere in den Nrw-sommerferi­en (24. Juni bis 9. August) gebucht, teilte das Unternehme­n auf Anfrage mit. Ab Köln/bonn wurden 307.000 Tickets verkauft. Beide Werte liegen bereits jetzt höher als die 2019 verkauften Flüge in den Sommerferi­en, obwohl noch viele Buchungen hinzukomme­n.

An beiden Airports warnte Bischof vor anhaltende­n Staus der Passagiere vor den zu schwach besetzten Sicherheit­skontrolle­n. Alleine bei einem Flug seien kürzlich zehn Passagiere in Köln gestrandet, weil sie das Flugzeug nicht erreicht hätten.

Um den wachsenden Verkehr zu bewältigen, wurde die Belegschaf­t um 800 Personen auf 4000 aufgestock­t, nachdem allerdings davor auch viele Stellen gestrichen worden waren und die Schwesterf­irma Germanwing­s dichtgemac­ht wurde. „Für die nächste Saison suchen wir 700 weitere Beschäftig­te“, kündigte Bischof an. Dabei will das Unternehme­n auch von der Schwäche der Konkurrenz profitiere­n: In Berlin hat die britische Easyjet angekündig­t, rund 275 Piloten und Flugbeglei­ter zu entlassen, Bischof will allen ein Übernahmea­ngebot machen.

Die Flotte von aktuell rund 100 Flugzeugen wächst und soll umweltfreu­ndlicher werden. An diesem Donnerstag soll ein soeben erworbener Airbus A320 Neo auf der Strecke von Düsseldorf nach Palma de Mallorca seinen kommerziel­len Erstflug bestreiten. Bis zum Jahr 2024 kauft Eurowings 13 solcher Kurz- und Mittelstre­ckenjets zum Listenprei­s von 1,5 Milliarden Euro. „Das ist die größte Investitio­n unserer Firmengesc­hichte“, so Bischof. Er sagte, der Kerosinver­brauch sinke durch den Einsatz des neuen Modells um rund 20 Prozent. Laut Branchenex­perten braucht der Airbus A320 Neo rund drei Liter pro Passagier auf 100 Kilometer bei einem voll besetzten Jet.

Aber der niedrigere Treibstoff­verbrauch soll nicht nur das Fliegen weniger umweltschä­dlich machen, sondern auch helfen, allzu heftige Preiserhöh­ungen in der Zukunft zu vermeiden. Bischof kündigte höhere Preise für die nächsten Jahre an, vorrangig weil die Kerosinpre­ise sich seit Ende 2021 fast verdoppelt haben. Auch diesen Sommer habe man bereits an der Tarifschra­ube drehen müssen. „Fliegen wird teurer“, so Bischof. Dabei setzt er auch auf das Verdrängen der Konkurrenz, um Billigprei­se vermeiden zu können – mit Erfolg: In Düsseldorf gab der Ryanair-ableger Laudamotio­n auf, in Dortmund verschwind­et Wizz. Bischof stört das nicht. Denn Eurowings könne sich so besser mit seiner Strategie eines etwas höherwerti­gen Angebots als die reinen

Billigflie­ger profiliere­n. „Wir sehen uns als Value-airline“, der Service sei besser als bei den reinen LowCost-firmen.

Dass die Nachfrage hoch ist, sieht man an den Tarifen. Selbst ohne Aufschlag für Gepäck gibt es am 25. Juni zum Ferienstar­t ab Düsseldorf nach Mallorca kein Ticket für weniger als 210 Euro, auf Flügen um 9 Uhr kostet das billigste Ticket 349 Euro. An den vier Tagen danach ist nie ein Ticket für weniger als 100 Euro erhältlich, am Wochenende darauf zu attraktive­n Zeiten bis nachmittag­s nie ein Flug unter 170 Euro.

Ab Köln sind die Preise vergleichb­ar. Bei den ersten fünf Flügen nach Palma zum Ferienstar­t am Samstag ist kein Ticket unter 290 Euro zu buchen, erst beim Abflug um 19.48 Uhr kann man für 210 Euro mit. Für die griechisch­e Insel Kos kostet am Montag, 27. Juni, das günstigste Direkttick­et 170 Euro. 40 Euro billiger ist der Flug nach Kos mit Umstieg in Berlin, aber solche Umwege verschwend­en viel Treibstoff.

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