Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Kreativer Umbau bei deutschen Volleyballerinnen
Der neue Bundestrainer Vital Heynen muss vor dem Start der Nations League das Spielsystem radikal ändern.
(dpa) Vital Heynen verordnete sich selbst ein Lachverbot. Bei einem Treppensturz vor rund drei Wochen brach sich der neue Bundestrainer der deutschen Volleyballerinnen zwei Rippen. Der stets fröhliche belgische Spitzentrainer betreute seine Mannschaft im Trainingszentrum in Kienbaum aber weiter.
Bei der Einstimmung auf die Nationenliga, die für Deutschland am 1. Juni in den USA gegen Brasilien spielt, gab Heynen im Training immer wieder lockere Übungen vor, die für Erheiterung sorgten. Heynen weist eine exzellente Vita vor. Während seiner ersten Zeit als Bundestrainer der deutschen Volleyballer von Februar 2012 bis September 2016 holte er 2014 sensationell WMBronze – es war die erste deutsche Wm-medaille seit 44 Jahren. Später mit Polen gewann er neben dem Wm-titel 2018 auch zweimal EMBronze (2019, 2021). Nachdem die Mannschaft das Medaillenziel bei Olympia in Tokio 2021 verpasst hatte, wurde Heynens auslaufender Vertrag nicht verlängert.
Es waren stets Männer-mannschaften, mit denen der Mann aus Maaseik Erfolg hatte. Vor Jahren hat Heynen auch mal die belgischen Frauen im Beachvolleyball betreut, das ist aber nicht weiter erwähnenswert. Nun will er mit einer FrauenMannschaft seine Erfolge aus dem Männer-bereich wiederholen. Und die Aufgabe für den Nachfolger von Felix Koslowski wird nicht nur wegen des Milieuwechsels schwer.
Star-volleyballerin Louisa Lippmann ist aus dem Nationalteam zurückgetreten. Die dominierende
Diagonalangreiferin will als Beachvolleyballerin neu anfangen und selbstbestimmter sein. Auf derselben Position fehlt Heynen in der sogenannten Nations League zunächst auch der wichtige Ersatz Kimberly Drewniok, die erst zur WM ab Ende September wieder zur Verfügung stehen will. Was macht also einer wie Heynen, der vor ungewöhnlichen Ideen und Methoden nicht zurückschreckt? Er ändert sein System. Er ändert es radikal.
Der Vater von drei Töchtern will seine neue Mannschaft mit gleich drei Spezialistinnen für die Annahme auflaufen lassen. „So spielt niemand auf der ganzen Welt“, meinte Heynen. „Ich habe die Hoffnung, dass wir damit eine gute Lösung finden. Ich bin davon langfristig überzeugt.“Seine Spielerinnen seien „sehr offen“für etwas Neues. „Beschränkungen führen zu Kreativität“: So beschrieb Heynen sein Vorhaben.
„Wir erwarten von ihm, dass er sowohl Spielerinnen individuell weiterentwickeln kann als auch die Mannschaft als Ganzes“, erklärte Sportdirektor Christian Dünnes beim Amtsantritt Heynens Ende Januar. Zuletzt stagnierte die Mannschaft.
Die erste Standortbestimmung ist die Nationenliga. Die besten 16 Mannschaften der Welt spielen an drei Austragungsorten über sechs Wochen den Titel aus. Die Partien sind wichtig für die Weltrangliste. Für Heynens Reisegruppe geht es in Bossier City (Us-bundesstaat Louisiana) los, ehe Etappen in Brasilia (Brasilien) und Calgary (Kanada) warten.