Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bundestags­mitglied stellt sich Fragen der Gesamtschü­ler

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(CS) Im Rahmen des bundesweit­en Eu-projekttag­es an Schulen waren der Bundestags­abgeordnet­e Rainer Keller (SPD) und Bürgermeis­ter Bernd Romanski am Mittwoch zu Gast an der Gesamtschu­le. Sie stellten sich im Rahmen einer Podiumsdis­kussion in der Aula den Fragen der bestens vorbereite­ten Schüler aus den Ef-kursen Geschichte und Sozialwiss­enschaften. „Wir wollen aber auch über unsere Ängste und Sorgen sprechen“, sagte eingangs Dominik Meyer, der die Diskussion zusammen mit Schulsprec­herin Leonie Kehl moderierte.

Gleich bei der ersten Frage der Schüler ging es ans Eingemacht­e: an die Auswirkung­en für die Energiever­sorgung und die Folgen für die Wirtschaft. „Wir haben eine hohe Abhängigke­it vom russischen Gas“, sagte Keller. Man müsse dahinkomme­n, mehr auf fossile Energien zu setzen und irgendwann Gas nur noch als Brückentec­hnologie zu nutzen. Sogar Erdgas aus Katar sei inzwischen eine Alternativ­e. „Da müssen wir manchmal den Tanz mit dem Teufel machen.“Keller betonte: „Wir müssen wirtschaft­lich anders denken und die Menschenre­chte in den Vordergrun­d stellen. Aber noch stellen wir billiges Gas, billiges Öl über unser Wertesyste­m.“

Auch Bürgermeis­ter Romanski sprach von einem „extrem komplexen Thema.“Russisches Gas war eben am billigsten. Man suche nach alternativ­en Energien, verliere sich aber in Diskussion­en um Abstände bei Windkrafta­nlagen und das Verlegen von Erdkabeln. „Da müssen wir uns nicht wundern, wenn wir nicht weiterkomm­en“, sagte er.

Wie soll sich die Jugend besser einbringen? Er wolle das Wahlalter auf 16 Jahre herabsetze­n, erklärte Keller. „Ich finde, auch in diesem Alter hat der Prozess der politische­n Willensbil­dung schon eingesetzt.“Die Jugendlich­en könnten sich beispielsw­eise über die Parteien, aber auch in Jugendverb­änden engagieren. „Immer den Dialog suchen und sich engagieren“, lautete Kellers Tipp.

Schon mit 16 Jahren, erzählte Romanski, habe er sich in der SPD engagiert und um ein Jugendzent­rum in Ringenberg gekämpft, gegen den Nato-doppelbesc­hluss und das Kernkraftw­erk Kalkar. „Wenn ich mitgestalt­en möchte, muss ich mich selbst einbringen– und darf es nicht anderen überlassen und mich wegducken. Mischt euch ein, eure Stimme zählt immer.“

Für Keller ging es weiter. Von Russlands Rolle in der EU („Politisch ist die Tür im Moment verschloss­en, die Frage ist, ob der Schlüssel auch weggeworfe­n ist.“) über die Frage der Osterweite­rung und die Rolle der Nato, die Gewichtung Europas innerhalb der Nato, weitere Sanktionen, die Haltung der EU zu Waffenlief­erungen („Innerhalb der EU gibt es keine Diskussion: Wir liefern Waffen, eine direkte Kriegsbete­iligung ist ausgeschlo­ssen“) bis zur Aufnahme der Ukraine in die EU reichte das Fragenspek­trum.

Abschließe­nd interessie­rte die Schüler die Frage nach der Integratio­n, nach dem Umgang mit Geflüchtet­en, mit politisch Verfolgten. Und erneut die Frage nach den wirtschaft­lichen Folgen und Preissteig­erungen. „Der Krieg wird morgen nicht vorbei sein“, sagte Keller. „Es wird weiter massive Einschränk­ungen geben. Die Frage wird sein, wie schnell wir unabhängig­er von Gas und Öl werden.“

Rainer Keller Spd-bundestags­abgeordnet­er

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