Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Hühner, Schildkröten, Kängurus und Eis
In Brünen bietet Familie Petras zahlreiche Spielmöglichkeiten für Kinder, sieben verschiedene Tierarten – und sie macht zudem Appetit auf das Brüner Landeis.
(geg) Viele Menschen haben einen Traum, oftmals aber bleibt es dabei. Nicht so bei Jasmin und Marvin Petras aus Voerde-spellen, die sich jetzt ihren Lebenswunsch erfüllten. Nur hatte das Folgen, mit denen sie niemals gerechnet hätten. Denn heute sind sie nicht nur Besitzer ihres Traumhauses mit einer Wohnfläche von 500 Quadratmetern, sondern auch Betreiber eines Eiscafés.
Und das kam so: Die 27-jährige Justizvollzugsangestellte und der 32-jährige Berufsfeuerwehrmann waren sich in ihrem Lebensmodell einig: „Irgendwann wollten wir ein Haus auf dem Land kaufen und als Familie gemeinsam den Tag verbringen“, erzählen sie. Im Jahr 2020 kamen sie diesem Wunsch näher, indem sie ein Haus mit Weideland an der Pollschen Heide in Brünen entdeckten, guckten, überlegten, schließlich Anfang vergangenen Jahres den Kaufvertrag unterschrieben und dann im Mai einzogen.
Von einer Idylle waren Haus und Grundstück allerdings weit entfernt. Der riesige Garten war vollkommen verwildert, das Haus in einem restaurierungsbedürftigen Zustand und musste aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden. Aber schon im August 2021 wäre eine 80 Quadratmeter große Wohnung bezugsfertig gewesen, erzählen sie. Zudem haben zwei Minischweine, zwei Laufenten, eine Schildkröte, zwei Kängurus, Hühner, Kaninchen und Gänse dort ebenfalls eine neue Heimat gefunden.
Jasmin Petras berichtet: „Ich war gerade in Elternzeit und stellte fest, dass es für meine kleine Tochter Malia in Brünen gar nicht so viel, bis kaum Spielmöglichkeiten gibt.“So ist die Idee entstanden, das Grundstück für Gleichgesinnte zu öffnen, inklusive der Wiese mit den Tieren. Das Paar schuf die Voraussetzung, Softeis und Getränke verkaufen zu dürfen, kaufte einen ausgedienten Foodtruck, den es als Verkaufswagen umbaute und lud die Brüner ein, mit ihren Kindern Zeit auf der großen Wiese zu verbringen.
Natürlich stellten die beiden auch gemütliche Sitzgruppen auf – und sind heute noch überwältigt von der Resonanz, die sie erfuhren. „Damit haben wir im Traum nicht gerechnet. An manchen Tagen waren wir nach drei Stunden schon restlos ausverkauft“, erinnert sich das junge Paar. Nicht nur Familien aus Brünen wären bei ihnen zu Gast gewesen, wie ein Lauffeuer hätte sich die
Kunde über diesen Ort in der Umgebung verbreitet.
Mit Blick auf die vielen Quadratmeter im Wohnhaus wuchs so der Plan, einen Teil als Eiscafe einzurichten, das Gelände noch einmal umzugestalten und zum Beispiel mit einem Spielplatz zu vergrößern. Aber: So einfach, wie sich das Paar das vorstellte, gestaltete sich das nicht. Probleme gibt es nämlich derzeit an der notwendigen Umwidmung des Gewerbes. Denn es fehlen Unterlagen, die belegen, dass das Gebäude hier in früheren Jahren bereits gewerblich genutzt wurde. Eine Tierverwertungsanlage soll es gewesen sein. Begeistert sind die Petras nun, dass sie Hilfe von Brüner Bürgern bekommen, die teilweise noch Lohnabrechnungen besitzen, ihnen diese zur Verfügung stellten und auch vom Brüner Bürgerverein, der derzeit in der Historie kramt.
Mit der Gestaltung des Außenbereiches könnten sie theoretisch auch beginnen, aber die Baugenehmigung fehlt noch. Und somit kam der Brüner Dönerladen ins Spiel. Der Besitzer sprach das Paar an, ob es an der Rohstraße nicht in seinem leerstehenden Geschäftslokal Eis verkaufen möchte. Jasmin und Marvin Petras sagten sofort zu, kümmerten sich um einen Eislieferanten und fanden eine kleine Manufaktur, deren Eis den Ansprüchen der Familie genügt. Das „Brüner Landeis“war geboren. „Die Manufaktur ist bei dem Lieferanten nicht nur ein Beiname – es wird dort tatsächlich in vielen Teilen der Produktion noch selbst Hand angelegt“, versichern Jasmin und Marvin Petras.
Glücklich sind sie mit der Entscheidung, denn: „Wir können als Familie zusammen unseren Tag gestalten“, sagen sie. Zudem ist die Familie dankbar, all das, was sie sich vorgenommen hat, auch realisieren zu können. Dazu gehöre auch, Organisationen, die mit Kindern „arbeiten“, immer mal wieder die Möglichkeit zu geben, einen schönen Tag in ihrem Paradies zu verbringen.