Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Das Rad huckepack aufs Auto
Für den Transport mit dem eigenen Wagen gibt es verschiedene Systeme. Jedes hat seine Stärken und Schwächen.
Bevor man sich für eine TrägerVariante entscheidet, sollte man einige grundlegende Dinge klären. So ist es ein Unterschied, ob nur zwei oder vier Räder für die ganze Familie transportiert werden müssen. Dies kann die Wahl des Trägers genauso einschränken wie der Umstand, ob es sich um EBikes oder normale Fahrräder handelt. Nicht unerheblich ist auch der zu erbringende Kraftaufwand, um die Gefährte etwa aufs Dach zu hieven. „Generell muss geklärt werden, ob das Auto dafür ausgelegt ist, auf dem Dach oder einer Anhängerkupplung eine zusätzliche Last zu tragen“, sagt Heinz-gerd Lehmann, Techniker beim ADAC Nordrhein.
Fahrverhalten Egal, welches System es am Ende wird, vor der ersten Urlaubsfahrt sollte auf jeden Fall eine Probefahrt mit dem frisch montierten Träger inklusive Rädern stehen. So kann man sich mit dem veränderten Fahrverhalten vertraut machen, vor allem, was das Bremsen und Kurvenfahren angeht. „Mit Gepäck an Bord werden die Fahrzeuge schnell hecklastig“, sagt Lehmann. Vorsicht ist gerade auf kurvigen Strecken angesagt, als Höchstgeschwindigkeit empfiehlt der ADAC bei Heckträgern 130 km/h, bei Dachträgern sogar nur 120 km/h. Nach einer ersten Probefahrt sollte zudem der Sitz des Trägers und der Fahrräder kontrolliert werden.
Anhängerkupplung Die einfachste Art, Räder zu transportieren, funktioniert mit einem Fahrradträger, der auf die Anhängerkupplung montiert wird. Voraussetzung: Der eigene Wagen muss über eine solche Kupplung verfügen. Diese lässt sich für fast jedes Modell nachrüsten, das ist aber nicht ganz billig. „Einige Elektroautos sind aber für solche
Kupplungen generell nicht ausgelegt“, sagt Lehmann. Das gilt es zu prüfen. Auch die Träger haben ihren Preis: Sie kosten grob geschätzt zwischen 200 und 700 Euro. Die Vorteile dieses Systems: Sie lassen sich leicht beladen, sind bei richtiger Montage sicher, und es besteht kaum die Gefahr, dass Schäden am Auto entstehen. Einige Träger sind mitsamt Rädern wegklappbar, sodass sich die Heckklappe oder der Kofferraum öffnen lässt. Wenn Rückleuchten, Blinker oder Kennzeichen verdeckt werden, benötigt der Träger ein eigenes Kennzeichen und eine Lichtanlage. Auch Parksensoren oder Rückfahrkameras können nur eingeschränkt nutzbar sein. Die maximal zulässige Breite inklusive Rädern beträgt 2,55 Meter. Wichtig sei es, auf die zulässige Stützlast der Anhängerkupplung zu achten, sagt Lehmann. Diese dürfe auf keinen Fall überschritten werden, und das Trägersystem selbst gilt es mit einzurechnen. „Bei E-bikes entfernt man am besten die Akkus, um die Räder leichter zu machen“, sagt Lehmann.
Dachträger Für diejenigen, die fit genug sind, Räder aufs Dach ihres Wagens zu hieven, sind Dachträger eine gute Lösung. Denn sie behindern nicht die Sicht, und die Systeme sind günstig in der Anschaffung sowie leicht in der Montage. Von Nachteil ist eine erhöhte Seitenwindanfälligkeit, auch der Spritverbrauch steigt in der Regel durch die veränderte Aerodynamik um ein bis drei Liter, sagt Adac-experte Lehmann. Vorsicht gilt auch bei der Einfahrt ins Parkhaus oder unter niedrigen Brücken, denn die deutlich gestiegene Fahrzeughöhe wird gerne vergessen. Zudem kann es zu Kratzern am Auto kommen, wenn die Räder aufs Dach gewuchtet werden: „Allerdings gibt es auch Lifter, die einem diese Arbeit erleichtern.“
Heckklappe Einfach zu montieren und günstig sind auch Fahrradträger, die in die Heckklappe eingehängt werden. Allerdings müssen sie zum Automodell passen, damit sie gut verankert sind und das zulässige Gesamtgewicht nicht überschritten wird. Dies kann nämlich zum Problem sowohl für die Klappe als auch für die Dämpfer werden. „Heckklappenscharniere oder die Elektromotoren bei einer elektrischen Heckklappenöffnung sind ebenfalls nicht dafür ausgelegt“, sagt Lehmann. Deshalb muss das Trägersystem kompatibel zum Wagen sein. Vor dem Öffnen der Heckklappe sollte man die Räder besser entfernen. Zudem ist die Sicht nach hinten eingeschränkt. Generell seien die Systeme aber sicher, sagt Lehmann.
E-bikes Was den Transport angeht, stechen E-bikes vor allem durch ihr Gewicht hervor. Dies lässt sich etwas reduzieren, wenn man die Akkus vorher entfernt, soweit das möglich ist. Für den Dachtransport sind E-bikes also weniger geeignet. „Bei den Systemen für die Anhängerkupplung gibt es spezielle Halteschienen für E-bikes oder gleich darauf ausgerichtete Modelle“, sagt Lehmann. Der ADAC hat auch Träger getestet.
Montage Wenn die Montage nach der Bedienungsanleitung erfolge, könne wenig schiefgehen, erklärt der Adac-experte. Es sollte immer nur Originalzubehör verwendet werden, außer man benutzt Zurrgurte. „Zu beachten sind auch die angegebenen Anzugdrehmomente der Schrauben“, sagt Lehmann. Viele Hersteller würden aber leicht zu bedienende Klemmmechanismen verwenden. Generell empfehle es sich, bei einer längeren Fahrt alle drei Stunden zu überprüfen, ob alles fest sitzt.
Es ist der perfekte Tag für ihre wöchentliche Fahrradtour. Ein Freitagmittag im März, die Sonne strahlt und Peter Laabs und Armin Dietrich sind auf dem Weg zum Dormagener Kloster Knechtsteden. Die Freunde aus Korschenbroich bremsen langsam ab, als sie auf den Bahnübergang in Rommerskirchen zuradeln. Sie müssen warten, die Schranken schließen sich gerade. Doch das stört sie nicht. Es ist eine kleine Verschnaufpause. 30 Kilometer liegen bereits hinter ihnen, so zeigt es Dietrichs Tacho an. 70 könnten es noch werden. „Und der Weg hierher war wunderbar“, sagt Laabs.
Sie sind über den strategischen Bahndamm hergefahren, den die Gemeinde Rommerskirchen mit Fördermitteln vom Land zu einem Radweg ausgebaut hat. 17 Kilometer ist er lang, beginnt in Neuss und endet hier vor den Schranken. Für die kleine Gemeinde am Niederrhein ist der Radweg ein Meilenstein in ihrer Geschichte als „Fahrradkommune“. Seit 20 Jahren zählt Rommerskirchen zur Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-westfalen (AGFS). Das allein bedeutet schon, dass sie fahrrad-freundlich ist, denn die Aufnahmekriterien sind streng. Wer Mitglied werden möchte, muss unter anderem ein fahrradfreundliches Gesamtkonzept für die Gemeinde vorlegen, kommunalpolitisch deutliche Prioritäten für die Nahmobilität setzen und einfache und schnelle Wege finden, die Pläne umzusetzen. „Wir konnten seitdem aber noch mehr Erfolge verzeichnen“, sagt Rudolf Reimert, Leiter des Tiefbauamts. Die Verwaltung habe mit den benachbarten Städten und Gemeinden bessere Verbindungen ausgearbeitet, Lücken zwischen bestehenden Radwegen geschlossen und die Strecken asphaltiert. Zwei Mal wurde Rommerskirchens Mitgliedschaft in der AGFS schon verlängert. Alle sieben Jahre prüft die nämlich, ob ihre Fahrradstädte und -kommunen den Standards noch gerecht werden.
Der strategische Bahndamm ist bislang Rommerskirchens größter Erfolg. Eine Million Euro habe es laut Reimert gekostet, ihn zum Radweg umzugestalten. 80 Prozent gab das Land dazu. „Als kleine Gemeinde wäre es ansonsten schwierig, große Projekte zu finanzieren“, sagt Reimert. Weil Rommerskirchen Mitglied in der AGFS ist, kommt die Verwaltung leichter an Fördermittel.
Bald will sie einen Radweg zwischen Bergheim und Rommerskirchen fertigstellen, mindestens 200.000 Euro soll das kosten. Den Fördermittelantrag hat Reimert Anfang des Jahres eingereicht. Wenn alles gut geht, übernimmt das Land wieder 80 Prozent.
Doch wie wird eine Gemeinde auf dem Land eigentlich zur Radkommune? „Wichtig ist, dass die Verantwortlichen eine klare Vorstellung des Ziels haben“, sagt Sarah Karge, Referentin für Verkehr beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-club (ADFC). „Die Gemeinde muss sich darüber klar werden, wohin sie will, was sie bis wann leisten kann und wie.“Ein Ziel könnte zum Beispiel sein, dass alle Anwohner bis 2030 mit dem Fahrrad durch die Kommune fahren. Dabei könnte auch helfen, den öffentlichen Personennahverkehr auszubauen und Car- und Bikesharing-angebote in die Gemeinde zu integrieren. Der zweite Schritt: Ein Basis-radwegenetz errichten, das Pendelnde entlastet. „Gibt es gute Verbindungen zu den umliegenden Kommunen, ist das ein Argument, aufs Rad umzusteigen“, sagt Karge. Hörten die Wege aber mittendrin auf oder seien unbeständig, so schrecke das Pendelnde ab. Deshalb sei es auch wichtig, sich mit anderen Städten und Gemeinden auszutauschen und von ihnen zu lernen. Verwaltung und Politik müssten dafür offen sein – ohne sie ginge es nicht.
Geht es dann daran, Strecken auszubauen, müsse die Gemeinde den Anwohnern ganz klar mitteilen, warum das geschieht. „Eine Fahrradkommune holt seine Bürger mit ins Boot, beteiligt sie an den Prozessen“, sagt Karge. Das sei auf dem Land einfacher, weil man sich untereinander kenne. „In dieser Hinsicht haben wir auch schon vor 20 Jahren vieles richtig gemacht“, sagt Reimert. Als Rommerskirchen in die Arbeitsgemeinschaft eintrat, sei ihm erst bewusst geworden, wie fahrradfreundlich die Gemeinde bereits gewesen sei. Doch es gibt bis heute eine Straße, die er als „Negativbeispiel“bezeichnet: Die B477, die mitten durch den Ort führt. Fahrradfahrer werden um sie herumgeleitet, weil es nicht genug Platz für sie gibt. „Dafür müssen wir noch eine Lösung finden“, sagt Reimert. „Das ist ein Ziel für die kommenden Jahre.“
Karge empfiehlt in solchen Fällen, die Parkflächen zu Radwegen umzufunktionieren. Zwar könne es vorkommen, dass Anwohner sich darüber beschweren. „Aber dann ist Kommunikation alles“, sagt die Referentin für Verkehr. „Zeigt die Gemeinde klare Vorteile auf, findet sie größeres Verständnis.“Es sei schließlich so, dass man den Straßenraum für alle zurückgewinne. Davon ist in Rommerskirchen noch nicht die Rede. Erst einmal soll die Kastanienallee zur Fahrradstraße umfunktioniert werden. Sie leitet die Radfahrer um die B477 herum. „Leider können wir hier nicht ganz auf den Autoverkehr verzichten“, sagt Reimert. „Aber Radfahrer sollen klar Vorrang bekommen.“Es gibt noch ein weiteres Manko, das Dieter Gradtke aus Neuss anmerkt. Der Radrennfahrer fährt gerne durch Rommerskirchen, auch an diesem sonnigen Freitagmittag im März. Doch den Bahndamm meidet er. „Der ist nicht asphaltiert und das funktioniert mit dem Rennrad eben nicht“, sagt er. „Schade, denn es ist ja eine Direktverbindung zwischen meiner Heimat und Rommerskirchen.“Das sieht auch Karge als Problem. Der ADFC empfehle, Radwege immer zu asphaltieren. „Sie müssen für alle Altersgruppen einladend und sicher sein und den gängigen Qualitätsstandards entsprechen“, sagt sie. „Wenn das nicht der Fall ist, hält das viele davon ab, aufs Rad zu steigen.“
Bald will die Gemeinde am Bahndamm Bänke aufstellen. Darauf freuen sich Peter Laabs und Armin Dietrich aus Korschenbroich schon. „Gut wäre auch, wenn es ein kleines Café an der Strecke gäbe oder einen Imbiss“, sagt Dietrich. Dann würden sich die Freunde noch öfter auf den Weg nach Rommerskirchen machen. Als die Schranken sich öffnen, radeln die beiden weiter.
Ein Urlaub mit dem Fahrrad eröffnet zahlreiche Möglichkeiten und heißt keineswegs, auf Bequemlichkeit zu verzichten, sondern lediglich, unterschiedlichste Arten der Erholung auszuprobieren. Was dem einen sein vollgepacktes Rad samt Gepäck, Zelt und Gaskocher ist, ist dem anderen der bequeme Gepäcktransport in dem Wissen, nach einer erlebnisreichen Tour am Abend ein vorgebuchtes Hotel ansteuern zu können. Auch ob man lieber allein oder in einer Gruppe fährt, bleibt jedem überlassen – das Angebot an spezialisierten Radreiseveranstaltern ist vielfältig, bietet für jeden Geschmack etwas und ist leicht online zu recherchieren. Die Routenwahl lässt ebenfalls keine Wünsche offen und reicht vom Radfernweg, um in kurzer Zeit viele Ziele in unterschiedlichen Gegenden besuchen, bis zu Sternfahrten von einem Ort aus, um eine spezielle Landschaft intensiver kennenzulernen.
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ( ADFC) hat zu Beginn der Saison 2022 wieder besondere Auszeichnungen für Radfernwege (Adfc-qualitätsradrouten) und Radreiseregionen im Rahmen einer Sternewertung vergeben. Bis zu fünf Sterne sind möglich, bei der Bewertung spielen unter anderem Wegweisung, Oberfläche, Verkehrssituation und Serviceleistungen entlang der Strecke die zentrale Rolle. Adfc-qualitätsradrouten müssen eine Länge von mindestens 100 Kilometern sowie eine zentrale Ansprechperson für das Qualitätsmanagement haben, ausgezeichnete Radreiseregionen verfügen über mindestens zehn regionale Tagestouren. Neu für 2022 im Ranking sind zum Beispiel der Fulda-radweg in Hessen (vier Sterne) und die Region Württembergisches Allgäu; daneben finden sich Klassiker wie der Radfernweg „Liebliches Taubertal“(fünf Sterne) oder der „Rur-uferRadweg“in der Eifel (vier Sterne). Informationen und viele weitere Tourenvorschläge sind im Internet (www.adfc.de) zu finden.
Vom Rheinland aus hat man natürlich das Glück, direkt in einer fahrradfreundlichen Region zu leben. 2-Land-reisen ist der Reiseveranstalter der Region in Verbindung mit der Niederrhein-tourismus Gmbh, über die die mehrtägigen, zum Teil grenzüberschreitenden Radreisen am Niederrhein und in den benachbarten Niederlanden buchbar sind. „Eine besonders reizvolle Strecke ist zum Beispiel der gut 100 Kilometer lange Niers-radweg“, erläutert Geschäftsführerin Martina Baumgärtner. „Hier kann man die typisch niederrheinische Landschaft direkt am Fluss erleben, aber auch bei einem kleinen Abstecher Städte wie Mönchengladbach oder das niederländische Gennep, wo die Niers in die Maas mündet, erkunden.“Eine andere Route ( Via Romana) führt sogar entlang eines Unesco-weltkulturerbes: Der Niedergermanische Limes, eine ehemalige Heerstraße der Römer, liegt zwischen Xanten und Nijmegen (Niederlande) und wartet mit interessanten Einblicken in vergangene Zeiten auf, zum Beispiel im LVR-ARchäologischen Park in Xanten oder dem Museum Het Valkhof in Nijmegen. In den Reisepaketen inklusive sind vorgebuchte Hotelübernachtungen, Gepäcktransport sowie ausführliches Karten- und Informationsmaterial für die Tour. Leihfahrräder können ebenfalls separat gebucht werden. Infos und Preise sind im Internet (www.niederrhein-tourismus.de/2-land-reisen) zu finden.
Apropos Niederlande: Das Nachbarland ist in Sachen Radtourismus und Radwegenetz bestens aufgestellt und lädt zum Beispiel mit einem einfach zu verstehenden und bestens ausgeschilderten Knotenpunktnetz dazu ein, es vom Rad aus zu erkunden. Besondere Herausforderung: Die „Ronde van Nederland“, eine 1385 Kilometer lange Fahrradtour rund um die Niederlande, die verschiedene Radfernwege miteinander verknüpft und diejenigen Radler, die sie komplett „erfahren“haben, mit einer Urkunde und der Aufnahme in die „Heldengalerie“belohnt. Das geht übrigens auch, wenn man sich nach und nach Teilabschnitte vornimmt und an vorgegebenen Stellen Beweisfotos macht. Infos und Streckenverlauf sind im Internet (www.hollandfahrradland .de/radfernwege/ronde-vannederland) zu finden.
Auch Frankreich ist ein Klassiker unter den Radreisezielen. Neben der bekannten Schlösser-route an der Loire locken in fast allen Departements spannende Landschaften und außergewöhnliche Themenrouten. Eine besondere Genießerreise führt zum Beispiel auf der 2020 initiierten „La Voie Bleue“entlang der Mosel, des Vogesen-kanals und der Saône von der luxemburgischen Grenze über Metz und Nancy bis nach Lyon. Insgesamt ist die Strecke 700 Kilometer lang, auf denen man Moselwein oder Beaujolais probieren, Macarons aus Nancy naschen oder sich an einer „Tarte aux Brimbelles“, einer Heidelbeertarte aus den Vogesen, gütlich tun kann. Infos und Streckenbeschreibung, auch auf Deutsch, sind im Internet (www.lavoiebleue.com) ebenso zu finden wie allgemeine Informationen auf Deutsch zu weiteren Radreisen in Frankreich (de.france.fr/de).
Damit die Radreise auch wirklich ein erholsamer Urlaub wird, ist schon beim Packen gute Planung gefragt. Wer eine Tour mit Gepäcktransport gebucht hat, tut sich da natürlich etwas leichter, aber auch für Tagesetappen sollten selbstverständlich Wechselkleidung, Badezeug für Schwimmpausen, Regenjacke, kleines Pannenwerkzeug und ein Notfall-erste-hilfe-paket immer dabei sein. Wer Kleidung, Zelt samt Zubehör sowie Kochwerkzeug mitnimmt, findet im Fachhandel eine riesige Auswahl an Packtaschen, die vor allem eines sein sollten: wasserdicht. Das meiste Gepäck wird standardmäßig hinten auf beiden Seiten des Gepäckträgers befestigt, es gibt auch Modelle mit einer zusätzlich aufsetzbaren Tasche, die oben auf den Gepäckträger kommt. Alternativ befestigt man hier mit einem Spanngurt leichteres Gepäck wie das Zelt oder einen Tagesrucksack. Wichtig ist, dass beide Seiten des
Rades ungefähr gleich schwer beladen sein sollten, damit es unterwegs nicht zu Balance-problemen kommt. Auch zu beachten: Schwere Dinge wie Schuhe nach unten und möglichst zur Radmitte hin packen, das unterstützt ebenfalls ein sicheres Fahrgefühl. Ausgleich kann auch ein zusätzlicher Gepäckträger vorne, ein sogenannter Lowrider schaffen. Weitere wertvolle Tipps und eine durchdachte Packliste findet man auf den Internet-seiten des ADFC (www.adfc-radtourismus.de/ service/richtig-packen).
Der Erholung zuträglich ist auch die maßvolle Einteilung der Tagesetappen, so sie nicht bereits bei einer pauschal gebuchten Reise vorgegeben sind. Dafür ist neben dem persönlichen Konditions- und Fitnesslevel natürlich auch der Umstand entscheidend, ob man mit einem „normalen“Tourenrad oder einem E-bike unterwegs ist, mit dem man leichter mehr Kilometer am Stück schaffen kann. Auf jeden Fall sollte genug Zeit für Pausen, Sehenswürdigkeiten und Übernachtungen eingeplant werden, schließlich will man ja die neue Umgebung nicht nur im „Vorbeifahren“kennenlernen. Reservierte Hotelzimmer ersparen den Stress einer Unterkunftssuche am Abend, müssen dann andererseits aber natürlich auch erreicht werden, auch wenn man entlang der Strecke lieber woanders geblieben wäre. Gut ist auch die Vorab-information über das Reiseziel, welche Alternativen sich bieten, wenn vielleicht an einem Tag aufgrund der Wetterlage nicht mit dem Rad gefahren werden kann: Gibt es zum Beispiel eine Bahnverbindung zur nächsten Etappe, kann man in der Gegend auch bei Regen interessante Ausflugsziele ansteuern? Gutes Kartenmaterial erspart ebenfalls eine Menge Ärger, sollte es unterwegs mal aufgrund fehlender Beschilderung oder ähnlichem Probleme geben. Dabei schadet auch eine Papierkarte nicht, sollte der Handy-akku mal leer sein oder kein Netz zur Verfügung stehen.
Der Siegeszug der Elektrofahrräder ist nicht aufzuhalten. Jahr für Jahr steigt die Zahl der E-bikes in deutschen Haushalten, im vergangenen Jahr waren es laut Statistischem Bundesamt rund 1,2 Millionen Räder mehr als im Vorjahr, das entspricht einem Zuwachs von rund 20 Prozent. Der Gesamtbestand in Deutschland belief sich im Jahr 2021 auf 7,1 Millionen Pedelecs – Tendenz steigend.
Die hohe Nachfrage wiederum führt schnell zu einem knappen Angebot, was Käufer immer wieder dazu bringt, überhastet zuzugreifen, bevor sie leer ausgehen. Laut dem Verband des Deutschen Zweiradhandels sind die Lager der Händler jedoch gut gefüllt, 80 bis 90 Prozent haben mehr Räder verfügbar als im vergangenen Jahr.
Welches E-bike den Zuschlag bekommt, will allerdings gut überlegt sein. Zum einen geht es um viel Geld, zum anderen sollte das Fahrrad so gut wie möglich zu den Bedürfnissen der Fahrerin beziehungsweise des Fahrers passen. Bei den elektrisch unterstützten Exemplaren gilt es einiges zu beachten.
Die Wahl des Antriebs
Drei Antriebskonzepte stehen bei Elektrofahrrädern zur Auswahl: Front-, Mittel- und Heckmotor. Der Frontmotor sitzt in der Vorderradnabe, das Rad also wird gezogen. Zum einen müssen Gabel und Rahmen diesen Kräften gewachsen sein, zum anderen kann das Rad auf nassem Untergrund besonders in Kurven leichter wegrutschen. „Für hügeliges Gelände sind diese Motoren zudem nicht so gut geeignet, weil sie überhitzen können“, sagt Stephan Behrendt. Er ist Technikexperte beim nordrhein-westfälischen Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC).
Auch ein Heckmotor sitzt in der Nabe, diesmal des Hinterrads. Laut Behrendt werden sie aber selten verbaut, meist in Mountainbikes, die viel Schub brauchen. Sitzt auch der Akku hinten, wird das Rad schnell zu hecklastig. Dafür sprechen die Nabenmotoren direkt an, sind leise und verschleißarm. Wenn sie dezent verbaut sind und der Akku in den Rahmen integriert ist, wirken die Fahrräder oft eleganter. Zu finden sind sie oft bei City-rädern.
Bei Mittelmotoren, die am häufigsten eingesetzt werden, ist die Gewichtsverteilung ausgeglichener. Zudem überhitzen die Motoren nicht, dafür ist der Verschleiß an Kette, Kassette und Ritzel größer. „E-bikes mit Mittelmotor lassen sich feiner steuern“, erklärt Behrendt noch einen Vorteil, „und sie bieten am Berg vom ersten Tritt an Unterstützung.“
Was soll der Motor leisten?
Bei den Motoren gibt es unterschiedliche Charakteristika, einige unterstützen stärker, andere schwächer. Deshalb sollte klar sein, wie und wo man unterwegs sein will. Ob man sportlich über Berge pedaliert oder gemütlich zur Arbeit pendelt, stellt höchst unterschiedliche Ansprüche an den Motor. Das individuelle Fahrprofil gibt also vor, welcher Motor infrage kommen könnte – eine Probefahrt sollte dabei helfen, den Entschluss zur verfestigen.
Dabei zeigt sich auch, inwieweit die verbauten Trittfrequenz-, Drehmoment- oder Geschwindigkeitssensoren (manchmal auch alle zusammen) das Fahrverhalten beeinflussen. Denn manchmal ist die Unterstützung je nach Sensor stärker oder schwächer als gewünscht. Aus Behrendts Sicht reicht ein Drehmoment von 50 Newtonmetern aus. Etliche Räder würden sogar bis zu 80 Newtonmeter bieten. „Das heißt nicht, dass sie schneller sind, weil die Höchstgeschwindigkeit ja auf 25 Kilometer pro Stunde begrenzt ist, doch sie beschleunigen stärker“, sagt der Experte. Ungeübte Fahrer wären damit schnell überfordert. Ein stärkerer Motor verbrauche zudem mehr Strom.
Wie stark muss der Akku sein?
Die Reichweite eines Akkus rangiert bei den meisten Käufern ganz oben in der Liste der Argumente. Wer aber selten auf lange Touren geht, sondern etwa nur täglich ein paar Kilometer zur Arbeit pendelt, braucht nicht unbedingt einen leistungsstarken Stromspeicher. Generell weichen die Angaben der Hersteller von der tatsächlichen Ausbeute ab, das ist nicht anders als bei einem Elektroauto. Die Reichweite hängt dabei unter anderem ab von der Stärke der Motorunterstützung, der Topografie, dem Fahrverhalten sowie dem Gewicht von Fahrer und Gepäck. Kleine Gänge und eine höhere Trittfrequenz sparen Energie. Viele Akkus haben heute um die 500Wattstunden ( Wh), mit denen nach Herstellerangaben bis zu 150 Kilometer möglich sein sollen.
In der Praxis reduziert sich dies aber meist deutlich. Bei maximaler Unterstützungsstufe sind meist 50 bis 70 Kilometer möglich, wer zwischendurch auf zusätzliche Antriebskraft verzichtet oder viel auf ebener Strecke unterwegs ist, sollte deutlich weiter kommen. Auf überwiegend bergigem Terrain kann es sinnvoll sein, einen Ersatzakku mitzuführen. Wichtig sei es auch, darauf zu achten, wie der Akku angebracht ist, sagt Behrendt. „Manche sind herausnehmbar in den Rahmen integriert, aber schwierig zu entfernen“, erklärt der Experte. Sitzen sie sogar fest im Rahmen, muss das ganze Rad an die Steckdose.
Die Sitzhaltung ist wichtig
Käufer sollten nicht nur auf den Motor und die Reichweite des Rades fixiert sein, sondern auch die Ergonomie berücksichtigen. Nur das richtige Verhältnis von Rahmen- und Körpergröße sowie die bevorzugte Sitzhaltung garantieren einen entspannten Fahrspaß. „Deshalb muss man sich vor dem Kauf darüber klar sein, ob man mit dem Rad nur in der Stadt unterwegs ist, ob man Touren fahren will oder es lieber sportlich mag“, sagt Behrendt. Ersteres verlangt eine aufrechte Sitzhaltung, die mehr Übersicht bietet, letzteres eine gebeugte Position. Aber auch innerhalb eines Segments verfolgen Hersteller andere Philosophien, sodass es wichtig ist, jedes Rad vor dem Kauf Probe zu fahren. Auf etwaige Umbauten an Lenker oder Vorbau sollte man verzichten, weil die Betriebssicherheit des Rads dadurch gefährdet sein könnte. Es gilt eben nicht, das Fahrrad passend zu machen, sondern ein passendes Fahrrad zu finden.
Welcher Fahrradtyp passt? Hersteller bieten mittlerweile alle Fahrradtypen auch elektrifiziert an, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Unterschieden wird unter anderem zwischen City-bikes, Trekkingrädern, Mountainbikes, Rennund Crossrädern. Für die Wahl des Rades gilt dieselbe Maxime wie für den ergonomischen Aspekt – es muss zur bevorzugten Nutzung passen. Wer täglich damit durch die Stadt zur Arbeit pendelt, wird sich in der Regel kein Rennrad zulegen.
Allerdings sind die Grenzen zwischen den Kategorien fließend. Adfc-experte Behrendt empfiehlt beispielsweise als guten Allrounder ein Trekkingrad, mit dem sich gleichermaßen auf Touren begeben kann und mit dem sich auch der Stadtverkehr bewältigen lässt. „Wer Gewicht sparen will, sollte sich auch mal ein Kompaktrad ansehen“, sagt Behrendt. Denn E-bikes wiegen durchschnittlich 23 bis 28 Kilogramm, die möglicherweise in den Keller gewuchtet werden müssen. Ein Kompaktrad mit 20-Zoll-rädern bringt deutlich weniger auf die Waage. Zudem benötigt es auch weniger Platz.
Schaltung und Bremsen testen Überwiegend werden Pedelecs mit Kettenschaltung angeboten. Fachmann Behrendt sieht aber etwa im Stadtverkehr keine Argumente gegen eine Nabenschaltung. „Sie ist bequem und weniger wartungsintensiv“, sagt der Experte. Sogar stufenlose Nabenschaltungen gebe es vereinzelt schon. Bei der Entscheidung für die eine oder andere Variante sollte wiederum die Nutzung des Rads im Vordergrund stehen. Wichtig beim E-bike sind auch die Bremsen, da die höheren Geschwindigkeiten eine bessere Bremskraft verlangen. Meist werden nicht wie bei herkömmlichen Rädern Felgen-, sondern Scheibenbremsen verbaut. „Den Umgang damit sollte man vorsichtig üben“, rät Behrendt. Heißt: Erst einmal nur mit geringer Unterstützung fahren und bremsen. Vor allem aber immer beide Bremsen gleichzeitig benutzen, um eine gleichmäßige Bremswirkung zu erzeugen und einen Sturz zu vermeiden.