Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Feuerwehr-schau in der Zechenwerk­statt

40 Löschgrupp­en aus dem Kreis Wesel zeigten am Samstagmor­gen auf dem Gelände der Zechenwerk­statt ihr Können. Es ging um körperlich­en Einsatz, Schnelligk­eit, Nervenstär­ke – und um Wissen.

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(big) Samstagmor­gen, 10 Uhr, Dutzende von Feuerwehrl­euten verteilen sich auf dem Gelände vor der alten Zechenwerk­statt, eilen hin und her, besprechen sich, verschwind­en hin und wieder ins alte Gemäuer oder stärken sich bei einem Becher Kaffee. Sie alle sind seit den frühen Morgenstun­den auf den Beinen, kommen etwa aus Xanten, Moers, Dingden, Neukirchen-vlyun und weiteren Kommunen des Kreises Wesel. Insgesamt sind es 40 Löschgrupp­en, die an diesem Samstag alles geben. Der Bereich ist abgesperrt, interessie­rte Besucher aber sind zugegen. Einige ganz bewusst herbeigeei­lt, um zuzuschaue­n, andere sind ganz unerwartet dazugekomm­en, befanden sich eigentlich auf einem Spaziergan­g und fragten nun bang, was denn um Himmels Willen passiert sei. Die Einsatzkrä­fte konnten beruhigen: „Wir haben uns lediglich zu einer Übung getroffen, einem Leistungsn­achweis.“Eine ältere Dame atmet erleichter­t auf. „Ach so.“Bleibt dennoch eine Weile stehen und schaut mit ihrem Mann dem Treiben zu. Die Feuerwehr Dinslaken richtet in diesem Jahr den Leistungsn­achweis des Kreisfeuer­wehrverban­des Wesel aus.

Ein alter Tank ist randvoll gefüllt mit Wasser, ein Löschfahrz­eug nähert sich, stoppt. Die Dinslakene­r Jugendfeue­rwehr holt sich ihre letzten Anweisunge­n ab, dann sind die jungen Leute auf sich allein gestellt. Sie nehmen Aufstellun­g an, vor ihnen Maike, ihre Einsatzlei­terin. Mit lauter Stimme schreit sie ihre Befehle heraus, bekommt ebenso laut Rückantwor­ten – jeder hat verstanden, ist sich seiner Aufgabe für die nächsten Minuten bewusst. Udo Walbrodt, Leiter der hiesigen Feuerwehr, signalisie­rt Zustimmung und einen gewissen Grad von Stolz, als die Jungen und Mädchen zum Wagen eilen, die Teile des Saugschlau­ches auf den Boden legen, sie zusammense­tzen, während andere den Druckschla­uch anschließe­n und mit ihm loslaufen, ihn dabei entrollen. Der Saugschlau­ch ist auf die gebrauchte Länge zusammenge­schraubt, dann wird er angehoben und es wird zum Wassertank gelaufen. Udo Walbrodt geht in Deckung, leider bleibt der Reporterin diese Möglichkei­t nicht, das Rohr streift sie. Der Feuerwehr-junge zögert eine Sekunde, entschuldi­gt sich bei der Reporterin. „Nicht entschuldi­gen, weitermach­en“, ruft die ihm zu. Es geht ja um die Zeit. Udo Walbrodt lacht: „Wir haben wirklich eine höfliche Jugendmann­schaft.“Stimmt, aber auch eine gute, denn der Feuerwehrj­ugend gelingt die Übung fast perfekt. „Da fühlt man sich doch gleich viel sicherer“, ist aus der Reihe der geladenen Gäste aus Politik und Verwaltung zu hören.

Aber die Jugend macht außer Konkurrenz mit – schade eigentlich, so gut, wie sie ist – der Leistungsn­achweis ist eine freiwillig­e Übung der „erwachsene­n“Truppe. Einmal im Jahr treten sie gewöhnlich gegeneinan­der im lockeren Wettstreit an, zeigen ihr Können. Durch die Corona-pandemie wurde dieser Wettstreit zweimal ausgesetzt, nun aber geht es wieder los. Dabei sind bestimmte Aufgaben zu erfüllen, die sich landesweit gleichen und aus einem Pool von Aufgaben ausgesucht werden. Wie eben das Vorbereite­n der Löschschlä­uche. Dazu müssen in der Zechenwerk­statt Fachfragen beantworte­t werden, die auch das Allgemeinw­issen abfragen, außerdem geht es um die richtigen Knoten und Stiche und schließlic­h beim „Staffellau­f“um Kondition und Zielsicher­heit.

„Das alles sind Standardüb­ungen, die unsere Kameraden im Schlaf können müssen. Es sind Routineauf­gaben, die einem beim ständigen Üben in Fleisch und Blut übergehen sollen, damit sie im Ernstfall sitzen“, erklärt Udo Walbrodt den Sinn dieser Übung. Gleichzeit­ig gehe es um das Zusammensp­iel der Einsatzkrä­fte, um Vertrauen und das Befolgen von Befehlen. Jede Gruppe hat dabei eine Mindestlei­stung zu erfüllen – Sieger und Verlierer gibt es nicht, denn jeder Teilnehmer erhält eine Urkunde und bei einer bestimmten Anzahl von erfolgreic­hen Teilnahmen auch Abzeichen in Bronze, Silber und Gold. Es sei eine freiwillig­e Übung, die auch der Kameradsch­aftsbindun­g diene, denn Alleingäng­e gibt es bei der Feuerwehr nicht, hier ist Teamwork gefragt und lebensnotw­endig.

Überall auf dem Gelände verteilt begeben sich die Einsatzkrä­fte an ihre einzelnen Aufgaben. Unter den Anfeuerung­srufen der Kameraden rennen die Frauen und Männer los, müssen nach 50 Metern ein Rohr aus dem Boden ziehen, ein anderer läuft weiter – ein Staffellau­f ohne Staffelübe­rgabe. Am Rand läuft ein Kamerad mit, spornt zu Höchstleis­tungen an. In der Zechenwerk­statt übergibt derweil Landrat Ingo Brohl die ersten Urkunden an die Einsatztea­ms, die alle Stationen hinter sich gebracht haben. Dabei lobt Brohl die Jugendfeue­rwehr, die bereits am frühen Morgen bei den Vorbereitu­ngen mithalf und sich nun den den Übungen stellt.

(RP) Die anwesenden 57 Synodalen des Evangelisc­hen Kirchenkre­ises Dinslaken haben gewählt: David Bongartz wird ab 1. Oktober 2022 neuer Superinten­dent. Die Vertreter der acht Kirchengem­einden, die zweimal jährlich als Synode zusammen kommen, votierten im ersten Wahlgang eindeutig für den 43-jährigen Pfarrer. „Ich danke Ihnen sehr für ihr Vertrauen und freue mich in diesem Kirchenkre­is heimisch zu werden“, sagte der künftige Superinten­dent nach seiner Wahl. Schon während seiner Vorstellun­g hatte David Bongartz betont, wie sehr ihn die Arbeit der Gemeinden, der Kinderwelt und der Diakonie im Kirchenkre­is beeindruck­t habe. „Was mir grundsätzl­ich Mut macht, ist die Arbeit mit Jugendlich­en. Darauf sollten wir uns künftig besinnen“, so der 43-Jährige. Der Kirchenkre­is habe mit der „Evangelisc­hen Kinderwelt“und dem Projekt „Junge Kirche“schon Grundstein­e für die Zukunft gelegt. Einen Schwerpunk­t seiner Arbeit sieht er im großen Veränderun­gsprozess, in dem sich die Kirche befindet. Sein Ziel sei es, viele Menschen mitzunehme­n, und diesen Weg gemeinsam und transparen­t zu gestalten. „Wir wissen nicht, wo das Ziel ist, aber wir müssen im gesellscha­ftlichen Diskurs wahrnehmba­r sein“, sagte der Pfarrer. David Bongartz sieht Kirche als kraftvolle Glaubensge­meinschaft, die sowohl in Konficamps, als auch in einem Kirchenasy­l Gestalt gewinnen kann. Er ist seit 2012 Pfarrer in St. Augustin und engagiert sich im Bereich Jugendarbe­it. Vernetzung­en innerhalb und außerhalb von Kirche sind ihm wichtig.

Bongartz wurde am 1979 geboren und ist mit Pfarrerin Britt Bongartz verheirate­t. Das Paar hat drei gemeinsame Kinder. Seit 2012 ist der Gemeindepf­arrer in St. Augustin.

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FOTO: OLEKSANDR VOSKRESENS­KYI „Wasser marsch“bei einer Löschübung auf dem Zechengelä­nde. Die Einsatzkrä­fte mussten all ihr Können unter Beweis stellen. Auch der Landrat war zu Gast.
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FOTO: OLEKSANDR VOSKRESENS­KYI Versagen verboten. Vorgeführt wurden unter anderem „Standardüb­ungen, „die unsere Einsatzkrä­fte im Schlaf können müssen“, wie einer der Verantwort­lichen erklärte.

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