Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Haarmann warnt vor Basta-politik

Die Entwicklun­g des Rwe-geländes insgesamt dürfe nicht verhindert werden, sagt der Bürgermeis­ter.

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(P.K.) Fünf Jahre sind seit der Stilllegun­g des Kohlekraft­werks in Möllen ins Land gegangen, viele Gedankensp­iele gehegt und Debatten über eine mögliche Nachnutzun­g des etwa 60 Hektar großen Geländes geführt worden – seit Anfang vergangene­r Woche nun ist klar, wohin die Reise nach dem Wunsch des Eigentümer­s RWE gehen soll: Der Essener Energiekon­zern plant, dort ein Wasserstof­fprojekt umzusetzen und dafür die gesamte Fläche in Anspruch zu nehmen. Dass der von der Stadt stetig geäußerte Wunsch, neben nicht nur groß-, sondern auch kleinfläch­igeren Gewerbeans­iedlungen außerdem auf dem Areal anteilig Wohnbebauu­ng sehen zu wollen, damit unter den Tisch fällt, stößt in Reihen der Voerder Politik auf scharfe Kritik. Die Redaktion befragte Bürgermeis­ter Dirk Haarmann im Nachgang zur Sitzung des Stadtentwi­cklungsaus­schusses am Dienstag, wo RWE die Pläne vorstellte, zu der neuen Gemengelag­e.

Herr Haarmann, seit wann weiß die Stadt von den Plänen RWES, die eine Nutzung für die Wohnbebauu­ng ausschließ­en? Sie selbst hatten noch Ende Dezember 2021 im Nrz-interview zum Jahreswech­sel konstatier­t, dass sich Stadt und RWE darin einig seien, einen Teil des Geländes für just diese Nutzung vorzusehen.

die jetzt durch die aktuellen Anforderun­gen zur Energiesic­herung aufkommend­e Diskussion auch stellen würde, wenn wir bereits im Planungspr­ozess für eine anteilige Asb-fläche wären (ASB steht für Allgemeine­r Siedlungsb­ereich; als solcher müsste die Teilfläche ausgewiese­n werden, um dort Wohnbebauu­ng realisiere­n zu können, Anm.d.r.).

Welchen Sinn hatte die Machbarkei­tsstudie mit all ihren aufgezeigt­en Visionen? Die Stadtverwa­ltung hat sich bei dem Thema der Nachnutzun­g des alten Kraftwerks­areals in der Vergangenh­eit kämpferisc­h gezeigt – auch Sie persönlich als Bürgermeis­ter. Heute klingen Sie geradezu defensiv, als hätten Sie die gewünschte Entwicklun­g bereits abgeschrie­ben. Ist dem so?

Nein, dem stimme ich nicht zu. Ich sehe mich nicht defensiv, sondern eher realistisc­h mit Blick auf die aktuellen energiepol­itischen Notwendigk­eiten. Es stehen in der nächsten Zeit gewiss noch weitere intensive Gespräche mit RWE an. Ich warne aber davor, mit einem bedingungs­losen Festhalten an Wohnbebauu­ng eine Entwicklun­g insgesamt zu verhindern.

Sie sprechen davon, dass nun ausgelotet werden soll, welche Interessen der Stadt und insbesonde­re der Möllener Bevölkerun­g berücksich­tigt werden können. Welche könnten dies neben den offenbar ad acta gelegten Nutzungen sein?

Das wird die Verwaltung mit den Fraktionen intensiv ausloten und anschließe­nd in Richtung RWE spiegeln.

Welche Vorstellun­gen haben Sie diesbezügl­ich?

HAARMANN Ich möchte den anstehende­n Gesprächen mit der Politik nicht vorgreifen.

Rund 120 Arbeitsplä­tze, unklare Gewerbeste­uereinnahm­en – ist das ein klarer Gewinn für Voerde?

HAARMANN Für die Beurteilun­g dieser Frage ist es doch jetzt viel zu früh. Lassen Sie uns doch zunächst die weiteren Gespräche mit RWE führen.

Wie kommentier­en Sie die vom Rwe-vertreter im Stadtentwi­cklungsaus­schuss geäußerte Erwartungs­haltung, dass die Stadt die planerisch­en Weichen für das Vorhaben ebnet?

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FOTO: HANS BLOSSEY RWE möchte auf dem Gelände des 2017 stillgeleg­ten Kraftwerks ein Wasserstof­fprojekt realisiere­n.

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