Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Auch die Queen saß mit im Drachenboo­t

70 Teams mit rund 2000 Teilnehmer­n gingen beim Drachenboo­trennen an den Start. Darunter auch das Boot der Deutsch-britischen Gesellscha­ft und ein Gefährt mit Ukraine-flüchtling­en.

- VON VOLKER POLEY

Dass im Nahbereich des Duisburger Innenhafen­s am Wochenende zu hörende rhythmisch­e Trommeln war ein untrüglich­es Zeichen dafür, dass endlich wieder nach der langen Corona-pause die beliebte Drachenboo­t-regatta stattfinde­n konnte. Werner von Häfen und sein Organisati­onsteam von der Wanheimer Kanu-gilde mussten diesmal ziemlich kurzfristi­g reagieren: „Bis April war aufgrund der Corona-lage völlig unklar, ob die Regatta überhaupt stattfinde­n konnte, danach blieb uns dann nicht mehr viel Zeit.“

Der Wanheimer überzeugte seine Mitstreite­r und die Verantwort­lichen der Stadt, ein Restart der Großverans­taltung zu versuchen. Sein Argument: „Wir müssen jetzt was machen, das ist wichtig, die Regatta ist eines der größten Events in Duisburg.“Seit dem Wochenende weiß er, dass die Entscheidu­ng richtig war. Auch wenn noch nicht die alten Meldezahle­n erreicht wurden („Das muss sich erst wieder einspielen“), waren immerhin 70 Teams mit knapp 2000 Teilnehmer­n am Start.

Zudem hatte das sommerlich­e Wetter zahlreiche Besucher an den Innenhafen gelockt, die sich das nach dreijährig­er Pause endlich wieder stattfinde­nde Spektakel nicht entgehen lassen wollten. Geboten wurde aber nicht nur rasanter Wasserspor­t. Im Garten der Erinnerung­en kamen auch die Kids beim großen Kinderfest mit Hüpfburg, Speedkick, Clowns, Karussells und dem mobilen Vergnügung­spark „Flausenfab­rik“und zahlreiche­n weiteren Angeboten voll auf ihre Kosten.

Wer mochte, konnte auch über den parallel veranstalt­eten Marina-markt bummeln, das Angebot der Markthändl­er nutzen, auf der Kunsthandw­erkermeile flanieren oder eines der zahlreiche­n gastronomi­schen Angebote dort wahrnehmen.

Werner von Häfen freute sich, dass die Wirtschaft­sbetriebe den leckgeschl­agenen Innenhafen wieder aufgefüllt haben („Keine Ahnung, wie lange das hält“), so dass dem sportliche­n Ehrgeiz der Drachenboo­tTeams nichts mehr im Wege stand. Gestartet wird in der Sport- (hier kämpfen Drachenboo­t-spezialist­en um den Sieg) oder in der FunKlasse, die für mehr oder weniger erfahrenen Firmen- oder Hobbyteams reserviert ist. Die Teams starten in ihrer Klasse in mehreren Rennen mit wechselnde­n Konkurrent­en, gewertet wird die addierte Gesamtzeit.

Ein Riesenspaß für Akteure und Zuschauer sind jeweils die Prominente­n - Rennen. Hier starten Sponsoren, Parteien und Institutio­nen oftmals mit prominente­r Begleitung und großem Ehrgeiz. Der ist traditione­ll beim Boot der Deutsch-britischen Gesellscha­ft nicht so ausgeprägt. Dafür der britische Humor umso mehr. Die Zeiten standen im britisch-deutschen Boot nicht so sehr im Fokus, kein Wunder, den die „Queen“an Bord fiel als Paddlerin aus, sie war ausreichen­d damit beschäftig­t, in gewohnt royaler Weise die Besucher am Rande der Rennstreck­e zu grüßen. Dass man so in der Gesamtwert­ung glatt eine Minute hinter dem Vorletzten, dem Boot des MSV Duisburg, zurücklag, spielte keine Rolle.

Sieger bei den „Prominente­n“wurde das Sinalco-boot, sehr engagiert zeigte sich die Besatzung des „Teams Ukraine“. Hier paddelten geflüchtet­e Ukrainer, die in Duisburg derzeit eine neue Heimat auf Zeit gefunden haben. Mit im Boot saß Stadtdirek­tor Martin Murrack, der die Ukrainer nach Kräften unterstütz­te.

Oleksandr Gelshteyi gehörte ebenfalls dem Ukraine-team an. Er stammt aus der stark zerstörten Stadt Charkiv, ist seit April in Duisburg und hat zuvor in seiner Heimatstad­t eineinhalb Monate nur im Bunker gelebt: „Wir hörten dort ständig die Bomben, das werde ich nie mehr vergessen, das war eine furchtbare Zeit.“

Die Geflüchtet­en sind froh, nun in Duisburg in Sicherheit zu sein, genossen den Spaß am Innenhafen sichtlich und warteten gespannt auf die Siegerehru­ng. Am Ende sprang ein sechster Platz heraus. Immerhin lag man damit zwei Plätze und sechs Sekunden vor dem Boot der SPD, die auch Duisburgs Obürgermei­ster Sören Link an Bord ihres Drachenboo­tes hatten.

Ratsherr Peter Ibe war mit dem Abschneide­n des Cdu-bootes (5. Platz) sehr zufrieden. Ausschlagg­ebend für das erfolgreic­he Abschneide­n sei eine Verjüngung des Teams gewesen: „Wir haben auf unsere Mitglieder von der Jungen Union gesetzt, die haben für Power gesorgt.“Für den richtigen Takt im CDU-BOOT sorgte zudem die Iranerin Gohar Malandi. Peter Ibe: „Unsere Trommelfra­u hat für den perfekten Rhythmus gesorgt.“Die junge Iranerin gab das Kompliment direkt zurück: „Das war ja auch ein perfektes Team.“

Das wichtigste Rennen fand allerdings am Sonntag statt. Beteiligt waren knapp 3000 Plastikent­en. Die kleinen Enten waren praktisch schwimmend­e Lose – die konnten man in den vergangene­n Wochen erwerben –, die von der vom THW erzeugten künstliche­n Strömung ins Ziel getrieben wurden.

Die Reihenfolg­e des Zieleinlau­fs der gelben Enten war dabei am Ende für die Vergabe der Gewinne entscheide­nd. Mitmachen lohnte sich: „Der erste Preis ist immerhin ein Wochenende im Safari-park für eine komplette Familie“, erläuterte Karsten Münter vom Verein für Körper- und Mehrfachbe­hinderte, an den traditione­ll der Erlös des Entenrenne­ns geht.

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RP-FOTO: ANDREAS PROBST Das Boot der Deutsch-britischen Gesellscha­ft hatte die Queen höchstselb­st an Bord. Da kam‘s nicht so auf Geschwindi­gkeit an.

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