Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Was Kreuzfahrttouristen aus Übersee an Wesel so gefällt
Der Steiger von Viking River Cruises an der Rheinpromenade ist offiziell eröffnet worden. Mehr als 1000 Reisende sind dort seit März an Land gegangen.
(jok) „Welcome to Wesel“, rief Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp den gut 100 Schiffstouristen entgegen, die sich zur Zeremonie an der Rheinpromenade eingefunden hatten. „Leinen los und volle Kraft voraus“, hatte zuvor nicht nur den Shanty-chor Wesel gesungen – „Leinen los“hieß es auch für den neuen Steiger von Viking River Cruises, der am Montag feierlich eröffnet wurde.
„Es macht mich stolz, dass Wesel auf Ihrer Schiffstour vom niederländischen Amsterdam ins belgische Antwerpen der einzige Stopp in Deutschland ist“, verkündete die Verwaltungschefin in deutscher und englischer Sprache, während die Gäste ihr gespannt lauschten.
Mit 140 Passagieren hatte das 135 Meter lang Flusskreuzfahrtschiff mit seinen 95 Kabinen morgens gegen 8 Uhr an der Rheinpromenade angelegt. Zehn Stunden Aufenthalt standen den Gästen dann in der Hansestadt zur Verfügung. Die meisten kommen aus den USA, aber auch aus England, Kanada und Argentinien sind Teilnehmer bei der siebentägigen Flussreise mit an Bord.
„Erwachen Sie in Wesel und steigen Sie für einen Stadtrundgang aus“, heißt es im Programm für die Tour – und die meisten Touristen machten von dem Angebot auch gerne Gebrauch. „Während des Zweiten Weltkriegs vollständig zerstört, geriet Wesel 1945 von den alliierten Streitkräften unter eine Flut schwerer Bombenangriffe. Während Ihrer Tour erfahren Sie mehr über den Aufstieg der Stadt aus der Asche“, ist das Sightseeing in der Hansestadt überschrieben.
Stadtführerin Corry Griffroen zeigte einer Gruppe Amerikaner und Engländer die Innenstadt. Die Gäste seien sehr interessiert gewesen, hätten gefragt, wie viele Arbeitslose es in Deutschland gebe. „Und sie fanden es bewundernswert, wie die im Krieg so stark zerstörte
Stadt und vor allem der Willibrordi-dom wieder aufgebaut worden sind.“Über die vielen Esel wunderten sich der Gäste aus Übersee ebenfalls, ergänzte die Stadtführerin schmunzelnd. Und als die Urlauber die historische Rathausfassade bestaunten, erklärte Griffroen, diese sei „Fake“– also „nur“eine Nachbildung. „Trotzdem bewundernswert“, hätten die Schiffsreisenden entgegnet. „So nice, so beautiful“, sei Wesel gewesen, berichtet Ann Tomalavage. Die 72-Jährige aus Philadelphia (USA) war rechtzeitig zur Feierstunde am Steiger wieder an der Rheinpromenade angekommen und hatte vor allem ihre Freude an der mittelalterlichen, kostümierten Hanse-gilde. Eine Dame sehe genau aus wie die britische Schauspielerin Judi Dench, versicherte die Amerikanerin.
Am Nachmittag wurde den 140 Passagieren noch eine Tour zum Archäologischen Park in Xanten angeboten – „einem der größten Freilichtmuseen der Welt“, wie es im Programm der Schiffsreise heißt.
Viking-geschäftsführer Thomas Bogler dankte der Stadt Wesel und auch der Hafengesellschaft Delta Port für den neuen Steiger. Er freue sich nun „auf eine lange Partnerschaft“. Direkt am Rhein pfiff ihm dabei ein heftiger Wind um die Ohren, doch zwischen den Wolken kam bereits die Sonne zum Vorschein.
Dies könne man symbolisch deuten, erklärte Bogler – vor allem mit Blick auf Einschnitte durch Corona. Wir hatten zuletzt stürmische Zeiten und hoffen jetzt auf ruhigeres und sicheres Fahrwasser.“Er wünsche sich, dass seine Reederei auch in Zukunft mit vielen glücklichen Gästen nach Wesel kommen dürfe. „Wir hoffen zudem, dass wir den Fahrplan ausbauen können, mit mehr Schiffen auf dieser Route im Einsatz sind und dann auch mehr Gäste in Wesel begrüßen können.“
Das freut natürlich auch Wesels Bürgermeisterin, die schon mal hochrechnete, dass bis Jahresende 5000 bis 6000 Flusskreuzfahrt-touristen in ihrer Stadt an Land gehen werden. Dann stimmten die Sänger des Shanty-chores das nächste Lied an: Mit „My Bonnie is over the ocean“trafen sie den Geschmack der Gäste. Denn diese sangen kräftig mit und schunkelten zum Takt der Musik.