Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Das Neun-euro-ticket boomt
Auch am langen Wochenende über Fronleichnam dürften die Regionalzüge in NRW sehr voll werden. Bundesweit sind bereits mehr als 16 Millionen Spar-fahrkarten verkauft. Reisenden wird die S-bahn als Alternative empfohlen.
Die Nachfrage nach den Neun-euro-tickets bleibt in Nordrhein-westfalen und bundesweit hoch. Rund 16 Millionen dieser Fahrscheine seien deutschlandweit inzwischen verkauft worden, berichtete der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen am Dienstag. In NRW wurden allein beim Verkehrsverbund Rhein-sieg ( VRS) mehr als eine halbe Million verkauft, beim Verkehrsverbund Rhein-ruhr ( VRR) geht man von mehr als einer Million aus.
Allein beim VRR kommen noch 1,2 Millionen Tickets von Abonnenten hinzu, die für die Monate Juni, Juli und August ebenfalls als NeunEuro-ticket gelten; beim VRS sind es 700.000. Bundesweit zählt die Branche mehr als zehn Millionen Abonnements. Damit haben zwei Wochen nach Start des Neun-euro-tickets bereits zwei Millionen Menschen aus dem Vrr-gebiet und 1,2 Millionen aus dem Vrs-gebiet rund um Köln und Bonn eine entsprechende Berechtigung zur bundesweiten Nutzung des Nahverkehrs.
Nachdem bereits zu Pfingsten die Züge vielerorts sehr voll waren, stellen sich die Nrw-verkehrsunternehmen nun auf turbulente Tage über das lange Fronleichnamswochenende ein, also zwischen Mittwochnachmittag und Sonntag. „Überlastete Bahnhöfe wie zu Pfingsten werden wir aller Voraussicht nach nicht verhindern können“, sagte Heiko Sedlaczek, Geschäftsführer des Nahverkehrsverbunds Rheinland (NVR), zu dem der VRS gehört.
Besonders auf den Routen nach Köln und Düsseldorf, zu Ausflugszielen in der Eifel, an der Mosel, im Sauerland, im Münsterland und am Niederrhein sowie zu Umsteigebahnhöfen wie Münster und Hamm wird mit viel Andrang gerechnet. Fahrten auf beliebten Streckenabschnitten werden mit der Maximalzahl an Zugteilen verstärkt. Zusätzliches Personal soll an den großen Bahnhöfen dafür sorgen, dass auch zu Stoßzeiten Umstiege und Abfahrten ohne allzu große Verzögerungen möglich sind. „Über Fronleichnam bringen wir und die Verkehrsunternehmen alles, was möglich ist, auf die Schiene und die Bahnsteige“, versprach Sedlaczek.
Die Nrw-verkehrsverbünde warnen davor, dass speziell auf Routen wie Essen–düsseldorf–köln die Regionalzüge so voll werden können, dass Fahrgäste nicht mehr einsteigen können, wie es Pfingsten bereits geschah. „Vor allem auf den Regionalexpress-linien auf der Hauptachse zwischen Rheinland und Ruhrgebiet wird es wahrscheinlich wieder voll werden“, sagte Ronald Lünser, der Ende des Monats vorzeitig als Vorstandssprecher des VRR gehen wird.
Als Alternative sollten Passagiere S-bahnen nutzen, wobei ausgerechnet die S6 zwischen Düsseldorf und Köln derzeit nicht durchgehend fährt. Alternativ könnten Reisende auch über Neuss nach Köln fahren, sagte Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Dringend raten die Verkehrsfirmen davon ab, Fahrräder mitzunehmen. Kunden sollten sich Leihfahrräder an den Zielorten besorgen.
Baustellen dürften manche Fahrten erschweren. Die Strecke zwischen Emmerich und Oberhausen ist am kommenden Wochenende gesperrt. Auf der Strecke Essen– Münster werden derzeit die Gleise zwischen Haltern und Dülmen erneuert, was die Linien RE 2, RE 42 und S 9 betrifft. Der Regionalexpress von Düsseldorf über Essen nach Münster fährt nur eingeschränkt.
Von Düsseldorf nach Wuppertal fahren in den Sommerferien keine Züge – Besuche im Wuppertaler Zoo sind also schwieriger; die Schwebebahn, die mit dem Neun-euroTicket benutzt werden kann, war schon am vergangenen Wochenende sehr voll. Pro-bahn-experte Ebbers rät dazu, sich über die Apps der Bahn oder der Verkehrsverbünde über stattfindende Verbindungen zu informieren.
Manche Destinationen freuen sich auf mehr Besucher. „Das Neun-euro-ticket kann zum Besuch der Innenstädte motivieren“sagte Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf. Auf Sylt und Rügen sei der Umsatz des Handels gestiegen, so die Zahlungsfirma Sumup. Bei einer Umfrage von Cosmosdirekt gaben zwei Drittel der Bürger an, das Ticket für Tagesausflüge nutzen zu wollen, ein Fünftel hielt eine Urlaubsfahrt denkbar.