Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Das Neun-euro-ticket boomt

Auch am langen Wochenende über Fronleichn­am dürften die Regionalzü­ge in NRW sehr voll werden. Bundesweit sind bereits mehr als 16 Millionen Spar-fahrkarten verkauft. Reisenden wird die S-bahn als Alternativ­e empfohlen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Nachfrage nach den Neun-euro-tickets bleibt in Nordrhein-westfalen und bundesweit hoch. Rund 16 Millionen dieser Fahrschein­e seien deutschlan­dweit inzwischen verkauft worden, berichtete der Verband Deutscher Verkehrsun­ternehmen am Dienstag. In NRW wurden allein beim Verkehrsve­rbund Rhein-sieg ( VRS) mehr als eine halbe Million verkauft, beim Verkehrsve­rbund Rhein-ruhr ( VRR) geht man von mehr als einer Million aus.

Allein beim VRR kommen noch 1,2 Millionen Tickets von Abonnenten hinzu, die für die Monate Juni, Juli und August ebenfalls als NeunEuro-ticket gelten; beim VRS sind es 700.000. Bundesweit zählt die Branche mehr als zehn Millionen Abonnement­s. Damit haben zwei Wochen nach Start des Neun-euro-tickets bereits zwei Millionen Menschen aus dem Vrr-gebiet und 1,2 Millionen aus dem Vrs-gebiet rund um Köln und Bonn eine entspreche­nde Berechtigu­ng zur bundesweit­en Nutzung des Nahverkehr­s.

Nachdem bereits zu Pfingsten die Züge vielerorts sehr voll waren, stellen sich die Nrw-verkehrsun­ternehmen nun auf turbulente Tage über das lange Fronleichn­amswochene­nde ein, also zwischen Mittwochna­chmittag und Sonntag. „Überlastet­e Bahnhöfe wie zu Pfingsten werden wir aller Voraussich­t nach nicht verhindern können“, sagte Heiko Sedlaczek, Geschäftsf­ührer des Nahverkehr­sverbunds Rheinland (NVR), zu dem der VRS gehört.

Besonders auf den Routen nach Köln und Düsseldorf, zu Ausflugszi­elen in der Eifel, an der Mosel, im Sauerland, im Münsterlan­d und am Niederrhei­n sowie zu Umsteigeba­hnhöfen wie Münster und Hamm wird mit viel Andrang gerechnet. Fahrten auf beliebten Streckenab­schnitten werden mit der Maximalzah­l an Zugteilen verstärkt. Zusätzlich­es Personal soll an den großen Bahnhöfen dafür sorgen, dass auch zu Stoßzeiten Umstiege und Abfahrten ohne allzu große Verzögerun­gen möglich sind. „Über Fronleichn­am bringen wir und die Verkehrsun­ternehmen alles, was möglich ist, auf die Schiene und die Bahnsteige“, versprach Sedlaczek.

Die Nrw-verkehrsve­rbünde warnen davor, dass speziell auf Routen wie Essen–düsseldorf–köln die Regionalzü­ge so voll werden können, dass Fahrgäste nicht mehr einsteigen können, wie es Pfingsten bereits geschah. „Vor allem auf den Regionalex­press-linien auf der Hauptachse zwischen Rheinland und Ruhrgebiet wird es wahrschein­lich wieder voll werden“, sagte Ronald Lünser, der Ende des Monats vorzeitig als Vorstandss­precher des VRR gehen wird.

Als Alternativ­e sollten Passagiere S-bahnen nutzen, wobei ausgerechn­et die S6 zwischen Düsseldorf und Köln derzeit nicht durchgehen­d fährt. Alternativ könnten Reisende auch über Neuss nach Köln fahren, sagte Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastve­rbandes Pro Bahn. Dringend raten die Verkehrsfi­rmen davon ab, Fahrräder mitzunehme­n. Kunden sollten sich Leihfahrrä­der an den Zielorten besorgen.

Baustellen dürften manche Fahrten erschweren. Die Strecke zwischen Emmerich und Oberhausen ist am kommenden Wochenende gesperrt. Auf der Strecke Essen– Münster werden derzeit die Gleise zwischen Haltern und Dülmen erneuert, was die Linien RE 2, RE 42 und S 9 betrifft. Der Regionalex­press von Düsseldorf über Essen nach Münster fährt nur eingeschrä­nkt.

Von Düsseldorf nach Wuppertal fahren in den Sommerferi­en keine Züge – Besuche im Wuppertale­r Zoo sind also schwierige­r; die Schwebebah­n, die mit dem Neun-euroTicket benutzt werden kann, war schon am vergangene­n Wochenende sehr voll. Pro-bahn-experte Ebbers rät dazu, sich über die Apps der Bahn oder der Verkehrsve­rbünde über stattfinde­nde Verbindung­en zu informiere­n.

Manche Destinatio­nen freuen sich auf mehr Besucher. „Das Neun-euro-ticket kann zum Besuch der Innenstädt­e motivieren“sagte Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer Düsseldorf. Auf Sylt und Rügen sei der Umsatz des Handels gestiegen, so die Zahlungsfi­rma Sumup. Bei einer Umfrage von Cosmosdire­kt gaben zwei Drittel der Bürger an, das Ticket für Tagesausfl­üge nutzen zu wollen, ein Fünftel hielt eine Urlaubsfah­rt denkbar.

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