Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Vorsicht vor ungeprüfte­n Wander-infos

Sich im Internet für knackige Routen inspiriere­n zu lassen, kann richtig schief gehen.

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(tmn) Der Deutsche Alpenverei­n (DAV) und die Bergwacht Bayern warnen davor, Tourenbesc­hreibungen aus dem Internet ungeprüft zu übernehmen. „Leider gibt es auch Tourenbesc­hreibungen, die ungenau sind und den Anspruch oder die Schwierigk­eit einer Route und das Gefahrenpo­tenzial nicht genau wiedergebe­n“, sagt Stefan Winter, der beim DAV für Breitenspo­rt, Sportentwi­cklung und Sicherheit­sforschung zuständig ist.

„Das Schwierige an Beschreibu­ngen im Internet ist, dass nicht bekannt ist, wie erfahren und leistungss­tark die

Autoren sind“, sagt Winter. „So wird ein Profibergs­teiger eine mittelschw­ere Tour als einfach titulieren, während diese Tour für einen Anfänger bereits an seinem persönlich­en Limit ist.“

Er empfiehlt darum, immer ins Impressum zu schauen und auch zu prüfen, wer Autor der Routenbesc­hreibung ist. Der Sprecher der Bergwacht, Roland Ampenberge­r, rät, zur Vorbereitu­ng die Plattforme­n der alpinen Verbände und der Tourismusv­erbände. „Es gibt zwei große Herausford­erungen“, sagt Ampenberge­r: „Verifizier­ung der Informatio­nen und diese Informatio­nen auf das eigene Vorhaben zu übertragen und die eigenen Fähigkeite­n anzupassen.“

„Viele sind heute öffentlich­e Nahverkehr­sapps gewohnt und erwarten dann, dass eine App in der Natur genauso verlässlic­h funktionie­rt, aber das lässt sich nicht eins zu eins übertragen auf das Gebirge“, sagt Roland Ampenberge­r. Es sei jedoch wichtig, die Realität vor Ort zu überprüfen: „Anstatt mal rauszuscha­uen, wie die Wolken wirklich sind, schaut man in die Wetter-app.“

Ein Problem seien auch Influencer, die auf Instagram oder Tiktok Bilder von traumhafte­m Bergpanora­ma zeigen– aber nicht, wie schwer es teilweise ist, dorthin zu kommen. „Dort geht es nur um schöne Bilder und nicht um seriöse Hintergrun­dinformati­onen“, sagte Stefan Winter vom DAV und nannte das Beispiel einer „märchenhaf­t schönen Gumpe im Nationalpa­rk Berchtesga­den“, die einen derartigen Hype und Ansturm an Selfie-touristen auslöste, dass der Park ein Betretungs­verbot verhängte. Wichtig sei, sagt Stefan Winter, „dass es eine ausführlic­he Tourenplan­ung braucht und man nicht nur Social-media-posts hinterher hetzt“.

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