Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Papst widerspricht Woelki: „Bat um ein Rücktrittsgesuch“
(los/kna) Die Zukunft von Kardinal Rainer Maria Woelki bleibt weiter offen. Zwar ist das Rücktrittsgesuch des Kölner Erzbischofs kirchenrechtlich hinfällig, da Papst Franziskus die Frist von drei Monaten für eine Entscheidung hat verstreichen lassen. Doch erklärte Franziskus jetzt, dass er noch etwas abwarten wolle, wie er in einem Gespräch mit kirchennahen Journalisten aus zehn Ländern ankündigte. „Unter Druck ist es nicht möglich zu entscheiden“, fügte das Kirchenoberhaupt hinzu.
Im Interview erklärte er außerdem, dass er auf die Krise in Köln mehr und direkteren Einfluss genommen hat als bislang bekannt: „Als die Situation sehr turbulent war, bat ich den Erzbischof, für sechs Monate wegzugehen, damit sich die Dinge beruhigten und ich klarer sehen konnte. Denn wenn das Wasser aufgewühlt ist, kann man nicht gut sehen. Als er zurückkam, bat ich ihn, ein Rücktrittsgesuch zu verfassen. Er tat dies und gab es mir.“
Mit dieser Aussage widerspricht Papst Franziskus dem Kardinal, der im Herbst 2021 betont hatte, Franziskus selbst um eine geistliche Auszeit gebeten zu haben und bei seiner Rückkehr am 2. März erklärte: „Als Ausdruck dieser Haltung innerer Freiheit habe ich dem Heiligen Vater meinen Dienst und mein Amt als Erzbischof von Köln zur Verfügung gestellt, sodass auch er frei ist zu entscheiden, was dem Wohl der Kirche von Köln am meisten dient.“Franziskus erklärte jetzt, dass er Woelki „an seinem Platz gelassen“habe, „um zu sehen, was passieren würde, aber ich habe sein Rücktrittsgesuch in der Hand“.
Das Kölner Erzbistum bekräftigte am Dienstag nach der Veröffentlichung der Papst-aussagen, der Kardinal habe tatsächlich den Wunsch gehabt, 30-tägige Exerzitien zu machen. „Dass daraus aber eine viereinhalbmonatige Auszeit wurde, geht auf den Wunsch des Heiligen Vaters zurück“, hieß es. Die Aussagen des Kardinals seien „korrekt“.