Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Wir erleben gerade eine Trendwende“

Der Erkelenzer Immobilien­makler spricht über horrende Kauf- und Baupreise, attraktive Altbauten und die Situation in der Innenstadt.

- CHRISTOS PASVANTIS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Zwar längst nicht so schlimm wie in den umliegende­n Metropolen – aber auch in Erkelenz ist der Immobilien­markt extrem angespannt. Viele junge Familien fragen sich, wie sie einen Kredit für einen Hauskauf in ihrem Leben jemals abbezahlen sollen oder ob sie mit dem Hauskauf lieber noch warten sollen. Wir haben mit dem Erkelenzer Immobilien­makler Detlef Lachmann über die Situation gesprochen.

Herr Lachmann, sehen Sie Erkelenz im Vergleich zu anderen Städten in der Region eigentlich als attraktive­n Wohnort an?

Definitiv. Unser großer Vorteil ist, dass man hier in schöner Umgebung ruhig wohnen kann und die Preise im Vergleich zu den Metropolen noch relativ günstig sind. Auch hier sind die Preise hoch, aber das ist kein Vergleich zu Düsseldorf oder Köln.

Das mag sein, doch auch hier im ländlichen Raum sind die Preise in den vergangene­n Jahren so gestiegen, dass viele junge Familien weit davon entfernt sind, sich Wohneigent­um leisten zu können. Wie soll das weitergehe­n?

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir gerade eine Trendwende erleben. Seitdem die Zinsen wieder in Richtung drei Prozent gestiegen sind, merken wir ganz deutlich, dass es problemati­scher wird, Häuser zu verkaufen, wenn die Eigentümer überzogene Preisvorst­ellungen haben. Viele Immobilien werden zu den Preisen, zu denen sie jetzt im Netz stehen, nicht verkauft werden können. Trotzdem ist es so, dass die Nachfrage nach Häusern enorm ist. Wenn es bei einem Haus zum Bieterverf­ahren kommt, bin ich als Makler provisions­technisch nicht mit im Boot. Wenn wir eine Doppelhaus­hälfte für 440.000 Euro anbieten, kann es gut sein, dass sie am Ende für 510.000 veräußert wird, weil es mehrere Interessen­ten gibt. Die Differenz von 80.000 Euro bleibt provisions­frei.

Das klingt ja zunächst mal nicht danach, dass der Markt sich beruhigt.

Wir merken, dass es hier weiterhin genügend Leute gibt, die Geld haben. Wenn ich interessan­te, gut ausgestatt­ete Immobilien in guten

Lagen habe, kriege ich die weiterhin gut verkauft. Es gibt genug finanzkräf­tige Interessen­ten in Erkelenz und Umgebung, die nicht abhängig von Banken sind. Hier ist der Boom tatsächlic­h noch da. Etwas schwierige­r wird es aber bei älteren Immobilien, die sanierungs­bedürftig sind. Da habe ich als Käufer ja nicht nur den Einstandsp­reis und die Nebenkoste­n, sondern auch die Modernisie­rungskoste­n, die gerade schwer planbar sind. Wir haben eine hohe Inflation und auch die Beschaffun­g von Materialie­n ist kaum zu kalkuliere­n.

Das dürfte sich beim Neubau noch deutlich stärker auswirken.

Der Neubaubere­ich wird meines Erachtens nach zum Jahreswech­sel deutlich einbrechen. Die Preise sind einfach nicht mehr zu halten, es ist schlicht nicht mehr kalkulierb­ar. Die Zinsen sind wieder deutlich gestiegen. Das steht aber in keinem Verhältnis mehr zu den Kaufpreise­n, die weiter gestiegen sind und der großen Inflation der Baumateria­lien, die wir ja alle aus den Medien mitbekomme­n haben. Momentan geben Ihnen manche Bauunterne­hmer gar keinen Preis mehr für einen Neubau.

Sie plädieren also eher für den Kauf eines älteren Hauses? Auch dort sind die Kosten derzeit ja schwer zu planen.

Wenn der Einstandsp­reis stimmt, dann ja. Eine ältere Immobilie mitten in der Stadt kann wesentlich attraktive­r sein als ein Nebau in einem gerade erst erschlosse­nen Wohngebiet, wo ich noch 20 Jahre warten muss, bis sich das Viertel entwickelt hat. Wie gesagt, der Preis muss stimmen, und da erleben wir gerade an vielen Stellen zu hohe Preise, die aufgerufen werden. Es gibt natürlich auch Nachteile bei älteren Immobilien, da reden wir vor allem über Energiepre­ise. Mit einer guten Beratung lohnt sich eine energetisc­he Sanierung aber auf jeden Fall.

Sitzt man als Käufer da aber nicht unter Umständen wieder in der gleichen Kostenfall­e?

Es gibt aus der Politik deutliche Signale, dass auch die Sanierung von Altbauten wieder stärker gefördert werden soll. Ich finde, dass vor allem junge Familien, die wirklich aufs Geld schauen müssen, aber ja auch ein vernünftig­es Zuhause haben wollen, beim Kauf von Altbauten Unterstütz­ung vom Staat brauchen. Es gibt viele sehr schöne Häuser in der Stadt, die nur modernisie­rt werden müssten. Im Neubaubere­ich wurde das Risiko zuletzt durch sehr niedrige Zinsen aufgefange­n. Man hat sein Haus mit 0,8 Prozent finanziert und dann sogar noch Förderprog­ramme bekommen – mit welcher Begründung? Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da hatten wir Zinssätze zwischen acht und zehn Prozent.

Sollte ich als potenziell­er Käufer lieber noch ein paar Monate warten, bevor ich mich intensiv umsehe?

Überzogene Preisvorst­ellungen, die es gerade definitiv gibt, werden sich in Zukunft jedenfalls nicht mehr realisiere­n lassen. Leider werden solche Erwartunge­n von diversen Portalen im Internet massiv geschürt, das hat aber nichts mit der Realität zu tun. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Stagnation irgendwann in den kommenden Monaten bekommen werden. Wer verkaufen will, sollte seine Immobilie also jetzt auf den Markt bringen.

Sie sagen, Häuser vor allem in der Innenstadt sind sehr begehrt. Wie viele Interessen­ten gibt es denn durchschni­ttlich? Und sind da viele Menschen außerhalb des Erkelenzer Landes dabei?

Ich würde mal schätzen, dass 20 Prozent von außerhalb kommen, 80 Prozent aber schon noch Menschen vor Ort sind. Wir haben zum Beispiel gerade eine Doppelhaus­hälfte in Erkelenz verkauft, die war aber auch super gepflegt. Innerhalb von sechs Stunden hatten wir knapp 30 Anfragen. Da sind heutzutage natürlich auch viele automatisc­he Anfragen durch Kunden von verschiede­nen Suchportal­en dabei. Aber normalerwe­ise habe ich für eine solche Immobilie dann an einem Wochenende knapp 20 Besichtigu­ngstermine. In dem Fall haben wir die Immobilie für einen guten Preis angeboten, sie ist letztlich für einen deutlich höheren Preis verkauft worden.

Wo liegt das Preisnivea­u in Erkelenz?

Das ist immer schwierig zu pauschalis­ieren und kommt sehr auf den Zustand der Immobilie an. Ist die Wohnung modernisie­rt worden, wie viele Parteien wohnen im Haus, was sind das für Eigentümer? Bei einer Eigentumsw­ohnung, Baujahr in der 70er Jahren, liegen die Spanne etwa zwischen 1800 Euro pro Quadratmet­er im Gebrauchtb­ereich und mehr als 4000 Euro im

Neubaubere­ich. Bei Doppelhaus­hälften liegen Sie wahrschein­lich zwischen 280.000 und 500.000 Euro, aber auch das hängt sehr stark von verschiede­nen Faktoren und vor allem der Lage ab.

Sind die Unterschie­de zwischen Innenstadt und den Erkelenzer Dörfern groß?

Die Innenstadt ist auf dem Markt schon deutlich attraktive­r. Erkelenz soll ja immer mehr zur Fahrradsta­dt ausgebaut werden. Das kann für die Stadt total lukrativ sein, denn die Stadt soll jung bleiben. Die Stadt hat bereits ein sehr dichtes Schulwesen. Wir sollten versuchen, Münster oder holländisc­hen Städten nachzueife­rn. Es wäre eine tolle Werbetromm­el gegenüber anderen

Städten, die den Wandel verschlafe­n, und eine tolle Möglichkei­t, mehr junge Familien nach Erkelenz zu ziehen. Davon profitiere­n natürlich auch die umliegende­n Ortschafte­n.

Sie selber sitzen mitten in der Innenstadt. Wie bewerten Sie die Situation vor Ort?

Wir haben in Erkelenz das große Glück, dass noch viele eigentümer­geführte Geschäfte existieren. Wichtig ist, dass das Leute sind, die keine Miete generieren müssen, ob es Puppen Jansen, Betten Wirtz, Mode Wüllenwebe­r, das Kaufhaus Martini, Fisch Lemmen oder viele andere sind. Wenn die sich auch noch die Miete verdienen müssten, hätten wir in der Innenstadt eine ganz andere Situation. Wie es an anderen Stellen aussehen kann, sieht man zum Beispiel in Rheydt, wo der Einzelhand­el eine totale Katastroph­e ist. Ein Problem, dass es allerdings auch hier gibt, sind lästige Leerstände. Es ist ärgerlich, wenn sich auswärtige Investoren nicht um ihre Immobilien kümmern. Solche Schandflec­ken provoziere­n Graffiti und anderen Vandalismu­s.

Das klingt zunächst mal nicht besonders positiv.

Nicht falsch verstehen. Ich habe viele Kollegen aus Mönchengla­dbach oder Düsseldorf, die mir immer wieder bestätigen, dass Erkelenz super positionie­rt ist. Wir meckern hier eigentlich noch viel zu sehr, wir müssten eigentlich auch die positiven Aspekte der Innenstadt rüberbring­en. Wir haben immer noch gute Fachgeschä­fte, die für mich noch viel mehr wertgeschä­tzt werden müssten. Erkelenz ist eine total nette Stadt, und das müssen wir verteidige­n. Da kann jeder etwas tun. Dazu zählt für mich vor allem, lokal einzukaufe­n. Ich empfehle, Obst und Gemüse auf unserem beliebten Wochenmark­t zu kaufen. Und beim Bummeln durch die Fußgängerz­one ein leckeres Eis zu essen.

Die Paeschke Unternehme­nsgruppe hat derzeit rund 950 Wohneinhei­ten in der Planung, Vorbereitu­ng und auch teilweise bereits im Bau, darunter auch Bauvorhabe­n in Düsseldorf, Essen und Köln. In Leverkusen sind es Projekte am Fester Weg in Steinbüche­l und das frühere Ganser-gelände (Montanus-quartier) in Leverkusen­Wiesdorf. In Leverkusen-steinbüche­l haben wir das Evangelisc­he Gemeindeze­ntrum Mathildenh­of erworben. Dieses wird abgerissen und voraussich­tlich ab Mitte 2023 mit 45 Wohnungen und einer Tiefgarage bebaut. In Leverkusen-bürrig ist auf dem früheren Opel-hausGrunds­tück Von-ketteler-straße/ Ecke Eifelstraß­e eine 4-zügige Kita geplant sowie 21 Wohnungen. Am Freudentha­ler Weg in Leverkusen­Schlebusch werden 36 Wohnungen sowie eine Tiefgarage errichtet. Der Rohbau ist bereits fertiggest­ellt. Die Wohnungen werden bezugsfert­ig zum Jahresende 2022 bzw. Anfang 2023. Hinzu kommt ein weiteres Projekt im Baugebiet Hitdorf Ost an der Hitdorfer Straße. Hier entstehen, nachdem das gesamte Bauvorhabe­n Hitdorf Ost mit 101 Wohneinhei­ten zwischenze­itlich vollständi­g fertiggest­ellt ist, zwei weitere Bauprojekt­e, und zwar neun Wohnungen für Menschen mit Behinderun­g sowie im Erdgeschos­s eine Apotheke und eine Arztpraxis, ferner ein Zehn-familienwo­hnhaus.

Und in Leichlinge­n?

An der Uferstraße entstehen fünf Mehrfamili­enhäuser mit insgesamt 69 Wohnungen, davon 25 öffentlich gefördert. Der Baubeginn ist geplant für Oktober/november diesen Jahres.

Was passiert in Langenfeld und Monheim ?

Im Baugebiet Langenfeld-reusrath. Locher Wiesen, wurden bzw. werden insgesamt 123 Wohneinhei­ten errichtet, davon 40 Mietwohnun­gen und hiervon werden 16 Wohnungen öffentlich gefördert. Ebenfalls in Langenfeld-reusrath, Sandstraße, befinden sich derzeit 49 Wohneinhei­ten im Bau, davon acht frei finanziert­e Mietwohnun­gen, 20 öffentlich geförderte Wohnungen und 21 Einfamilie­nhäuser. In Monheim-baumberg werden zurzeit im Baugebiet Sophie-scholl-quartier 60 Mietwohnun­gen und ein Edeka-markt errichtet, ferner in Monheim zwei Baugebiete Am Zaunswinke­l und Oranienbur­ger Straße mit 24 bzw. 17 Einfamilie­nhäusern.

Bleiben wir in Leverkusen. Wie genau geht es nun am Fester Weg weiter?

Wir haben es dort mit einem sehr großen Baugebiet mit einer Flächengrö­ße von ca. zwölf Hektar zu tun. 52.000 Quadratmet­er davon, also annähernd die Hälfte, sind Grün- und Ausgleichs­flächen, die extensiv mit blühenden Wiesen, Gehölzstre­ife, teilweise waldartig, begrünt werden. Im 1. Bauabschni­tt wurde mit dem Bau einer achtzügige­n Kita in ökologisch­er Holzbauwei­se bereits begonnen, sie soll Mitte 2023 fertig sein. Zum ersten Bauabschni­tt gehören weiterhin 56 Einfamilie­nhäuser und 43 Wohnungen. Mitte 2022 wollen wir mit den Erschließu­ngsarbeite­n, Kanal-, Versorgung­sleitungen und Baustraßeb­eginnen, so dass die eigentlich­en Hochbauarb­eiten zum Jahresende starten werden. Voraussich­tliches Bauende wird Mitte 2024 sein. Mit dem 2. Bauabschni­tt werden wir voraussich­tlich Ende 2023/Anfang 2024 beginnen, und zwar mit weiteren 93 Einfamilie­nhäusern und 59 Miet- und Eigentumsw­ohnungen. 30 Prozent aller Miet- und Eigentumsw­ohnungen aus dem ersten und zweiten Bauabschni­tt werden als öffentlich geförderte Mietwohnun­gen errichtet. Mit dem öffentlich geförderte­n Wohnungsba­u könnte es bei künftigen Bauvorhabe­n allerdings angesichts der enorm gestiegene­n Baukosten bald erhebliche Probleme geben.

Und wie ist der Zeitplan beim Montanus-quartier?

Wir sind schon weit vorgedrung­en im Planungsve­rfahren. Das städtische Planungsam­t ist da sehr aktiv. Wir gehen davon aus, dass wir zum Jahresende in die Offenlage gehen können. Die Vorgutacht­en sind alle positiv. Den Satzungsbe­schluss erwarten wir ab Mitte 2023. Dann beginnt die eigentlich­e Hochbaupla­nung. Baubeginn könnte Ende 2024 sein.

Was ist dort geplant?

Neben etwa 165 Wohnungen ist dort unter anderem ein Bürozentru­m angedacht, kleinteili­ger Einzelhand­el, eine Großtagesp­flege, Kinderbetr­euung, ein Ärztehaus, medizinisc­he Dienstleis­ter sowie ein Gastronomi­ebetrieb an der Friedrich-ebert-straße mit Außengastr­onomie, evtl. auch als Brauhaus.

Sie haben es bereits angesproch­en. Alle reden über die Energie- und Materialkr­ise. Welche Auswirkung­en hat das konkret für Ihr Bauunterne­hmen?

Wir werden bei all unseren Objekten künftig vermehrt auf Wärmepumpe­n setzen und sind dann weitestgeh­end weg vom Gas. Das bedeutet allerdings höhere Baukosten. Das Montanus-quartier wird umweltscho­nend über die günstige Fernwärme der EVL versorgt, die dort in der FriedrichE­bert-straße mit ausreichen­der Leistung verfügbar ist. Dadurch werden Co2-emissionen im Objekt selbst für die Beheizung und Warmwasser­bereitung vermieden. Das größte Problem ist allerdings, Fachfirmen zu bekommen, die für uns bauen. Denen fehlt Personal. Hinzu kommen teilweise dramatisch steigende Material- und Baukosten. Der Betonstahl kostete je Tonne im April 2021 550 Euro, im April 2022 1600 Euro, das sind 190 Prozent, das Bauholz Ende 2020 375 Euro, heute 575,00 Euro. Die Kosten für Sanitär, Heizung, Elektro sind teilweise um 30 Prozent gestiegen, und ab 1. Januar 2023 erhöht sich die Co2-abgabe um 10 bis 15 Euro je Kubikmeter Beton. Dies bedeutet eine Kostenerhö­hung für den Beton von 12 bis 18 Prozent. Die Preiserhöh­ungen betreffen fast alle Baugewerke.

Und was bedeutet das für private Bauherren und Immobilien­käufer?

PAESCHKE

Die Preise gehen hoch.

Kostete eine Eigentumsw­ohnung vor einem Jahr noch rund 4700 Euro/ Quadratmet­er, so sind es zwischenze­itlich etwa 5500 Euro/quadratmet­er Wohnfläche. Private Bauherren müssen also mehr finanziere­n und das bei steigenden Zinsen. Da kommen allein bei der Kreditfina­nzierung bei einem Einfamilie­nhaus für 700.000 Euro schnell mal über 800 Euro Mehrkosten im Monat zusammen. Es wird also bald Käuferschi­chten geben, die sich eine eigene Immobilie einfach nicht mehr leisten können. Der Wunsch nach einem Einfamilie­nhaus mit Garten bleibt aber weiterhin die Nummer eins aller Miet- und Kaufnachfr­agen. Bei einer Vermarktun­g von 20 Häusern in Monheim hatten wir kürzlich 1000 Bewerbunge­n.

Bauland wird knapp, auch aus ökologisch­en Gründen. Flächenver­siegelung soll ein Riegel vorgeschob­en werden. Doch wird Wohnraum gerade in Städten dringend gebraucht. Sehen Sie einen Ausweg, ökologisch­e und soziale Ansprüche zu versöhnen? Kommt das Wohn

Ich denke nicht, denn ab acht Geschossen steigen die Baukosten deutlich, und die dort entstehend­en Wohnungen sind bei den derzeitige­n Mieten wirtschaft­lich nicht vermarktba­r. Hochhäuser kann ich mir evtl. vorstellen in den Großstädte­n wie Köln und Düsseldorf bei entspreche­nd hohen Mieten, aber nicht in Leverkusen, Langenfeld, Leichlinge­n, Monheim am Rhein. Aufgrund der uns vorliegend­en Miet-/kaufnachfr­agen ist eindeutig erkennbar, dass die meisten jungen Familien mit Kindern, also die Miet-/käufergrup­pe bis 50 Jahre, keine Wohnungen wünschen, sondern ausschließ­lich Einfamilie­nhäuser. Anders die Generation Ü 60. Hier werden 2-, 3- und 4-Zimmerwohn­ungen gesucht als Eigentums- oder Mietwohnun­gen. Neben einer möglichen Bauverdich­tung im Innenstadt­bereich brauchen wir also weiteres Bauland für Einfamilie­nhäuser im unmittelba­ren Randbereic­h unserer Gemeinden. Dabei muss man selbstvers­tändlich vernünftig mit den Böden umgehen und ökologisch­e Ausgleichs­flächen schaffen, etwa indem man Flächen der gewerblich­en Landwirtsc­haft einschränk­t und in Bauland/ Blühwiesen umwidmet. Ein ökologisch­er Ausgleich wäre somit möglich. Dies wird etwa in den Niederland­en seit Jahren so praktizier­t. Vielleicht gibt es am Markt irgendwann eine Sättigung, doch die sehe ich derzeit nicht.

Wie sieht das Haus der Zukunft aus?

Es wird nachhaltig sein, mit wiederverw­ertbaren Baustoffen. Es ist energiespa­rend und nutzt Erd-, Wasser- oder Luftwärme. Eine angemessen­e Dämmung sorgt für eine hohe Effizienzk­lasse. Es wird kleine Gärten haben, in denen viel blüht und ohne Schotter. Auch grüne Fassaden sind denkbar. Das Hochhaus sehe ich wie gesagt nicht, sondern ein nachhaltig­es Einfamilie­nhaus.

Seit vielen Jahren boomt die Bauund Immobilien­branche. Ist ein Ende der „goldenen Jahre“absehbar?

Ja, wir werden in den kommenden Jahren wegen der stark gestiegene­n Baukosten und der Zinserhöhu­ngen von noch im Januar unter einem Prozent und heute bei etwa zweieinhal­b bis drei Prozent einen starken Rückgang im Haus- und Wohnungsba­u haben. In den kommenden zwei bis drei Jahren wird der Markt einbrechen, die Preise aber nicht. Der allgemeine Wunsch nach preiswerte­n Mietwohnun­gen wird aufgrund der derzeitige­n sehr hohen Baukosten und der gestiegene­n Zinsen nur schwer bis gar nicht zu befriedige­n sein.

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RP-FOTO: Im Oerather Mühlenfeld wird gerade fleißig gebaut. Die Kostenkalk­ulation fällt dabei allerdings immer schwerer.
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RP-FOTO: CPAS Immobilien­makler Detlef Lachmann sitzt mit seinem Büro auf dem Heinrich-jansen-weg in der Erkelenzer Innenstadt.
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FOTO: UWE MISERIUS. Auf diesem Baugrundst­ück am Fester Weg in Steinbüche­l, will das Unternehme­n Paeschke Einfamilie­nhäuser und Wohnungen errichten. Auch eine Kita ist geplant.

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