Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Dieser Krieg wird noch viel teurer

- VON BIRGIT MARSCHALL

Mit jedem Kriegstag in der Ukraine wird deutlicher, dass Deutschlan­d einen enorm hohen Preis für die russische Aggression wird zahlen müssen. Deutschlan­d ist die größte Volkswirts­chaft Europas, die viertgrößt­e der Welt – kein Wunder, dass aller Augen immer wieder hierher gerichtet sind, wenn es um die Finanzieru­ng der Kriegsfolg­en geht. Allein die Aufrechter­haltung des ukrainisch­en Staatswese­ns kostet den Westen monatlich fünf Milliarden Euro.

Hinzu kommen milliarden­schwere Waffenlief­erungen in die Ukraine. Die teuren Waffensyst­eme kommen nicht zurück – sie werden auf dem Schlachtfe­ld zerschliss­en. Und dieser Krieg kann noch Jahre dauern. Verliert die Ukraine diesen Krieg, ist mit Millionen neuer ukrainisch­er Flüchtling­e zu rechnen, die versorgt werden müssten. Schafft es die Ukraine hingegen, als eigenständ­iges demokratis­ches Land zu bestehen, hat sie nach der Kiewreise des Bundeskanz­lers nun eine sehr viel klarere Perspektiv­e, Mitglied der europäisch­en Staatenfam­ilie zu werden. Der tatsächlic­he Beitritt zur Europäisch­en Union dürfte zwar noch Jahre dauern. Der Status eines Beitrittsk­andidaten stärkt ihr aber schon den Rücken, wenn es um europäisch­e Fördermitt­el geht.

Europa wird, wenn die Ukraine den Krieg nicht verliert, ohnehin den größten Teil des Wiederaufb­aus finanziere­n müssen. Ein Marshallpl­an müsste her – und wieder dürfte es Deutschlan­d sein, das ihn maßgeblich mit Eigenkapit­al absichert. Und dann sind da noch die russischen Gaslieferu­ngen, die Kremlherrs­cher Wladimir Putin nun drastisch reduziert hat. Es kann gut sein, dass er bald den Gashahn ganz zudreht. Das hätte fatale Folgen für die deutsche Wirtschaft. Alles in allem: Deutschlan­d wird mit erhebliche­n Folgekoste­n belastet, die den Verteilung­sspielraum in der Gesellscha­ft schmälern.

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