Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
„Je greller, desto künstlicher“
20 Euro für einen Eisbecher müssen nicht sein. Aber ab und an eine Kugel ist nicht die schlechteste Idee, sagt die Ernährungswissenschaftlerin. Ein Gespräch über Qualität, Kalorien und die richtige Menge.
Frau Zichner, was macht ein richtig gutes Eis aus?
Zuallererst die Zutaten. In ein hochwertiges Eis gehören echtes Obst und Milch oder Sahne anstelle von künstlichen Aromen, Farbstoffen und Pflanzenfetten. Auch halbfertige Vorprodukte wie Eispulver sind eher minderwertig. Zur Zutatenliste kommt der zweite wichtige Aspekt: Die Deklaration der Eis-inhaltsstoffe muss entsprechend erfolgen.
Welche Zutaten gehören unbedingt ins Speiseeis?
ZICHNER Dazu gibt es gesetzliche Vorschriften. Die Leitsätze für Speiseeis geben klar vor, zu welchem Anteil was enthalten sein muss. So muss ein Fruchteis zu mindestens 20 Prozent auch Früchte enthalten. Alles, was nicht nur bloß als Eis, sondern ausdrücklich als „Eiscreme“deklariert ist, muss zu einem bestimmten Anteil Milchfett enthalten.
Welche Bestandteile sollte ich im Interesse meiner Gesundheit besser meiden?
Künstliche Aromen, Farbstoffe oder Pflanzenfette sind zwar nicht unbedingt gesundheitsschädlich und prinzipiell im Eis zugelassen. Aber sie können die Qualität erheblich mindern. Es ist letztlich immer eine Frage des persönlichen Anspruches. Eckart von Hirschhausen hat mal gesagt: „Jeder sollte sich die Frage stellen: Möchte ich daraus bestehen?“Das finde ich sehr passend.
Wie erkenne ich als Verbraucher denn, ob ich ein hochwertiges Eis esse oder nicht?
Hier sind die eigenen Sinne und gesunder Menschenverstand gefragt: Zunächst spielt die Optik eine wichtige Rolle. Da wäre zunächst einmal die Konsistenz: Erkenne ich echte Frucht- oder Nussstückchen? Oder sehe ich eher viele Eiskristalle? Ist dies der Fall, dann spricht vieles dafür, dass das Eis bei der Herstellung nicht ausreichend gerührt wurde. Zweiter Punkt sind die Farben. Je greller sie leuchten, umso künstlicher sind die Inhaltsstoffe. Grasgrünes Pistazieneis oder sonnengelbes Vanilleeis sollten immer skeptisch machen. Auch strahlendes Blau ist keine natürliche Farbe von Lebensmitteln.
Gibt es gesündere oder ungesündere Sorten?
Das ist schwer zu sagen, weil hier verschiedene Aspekte wichtig sind. Sahnehaltiges Cremeeis hat natürlich mehr Kalorien als ein Eis, das überwiegend aus Früchten und Joghurt besteht. Und Menschen mit Allergien, etwa gegen Nüsse, Milcheiweiß oder mit Laktoseintoleranz, sollten immer Fruchteis bevorzugen. Ganz wichtig ist auch die Hygiene bei der Herstellung. Wurde die Kühlkette immer eingehalten? Falls nicht, kann das Durchfälle zur Folge haben. Und wer veganes Eis mag, sollte wissen: Hier darf niemals Milchfett enthalten sein, sondern immer pflanzliche Fette, etwa Kokos- oder Palmfett.
Ein Zuckerschub kann beim Sport ja durchaus guttun. Eis oder Energieriegel, was ist die bessere Alternative?
ZICHNER Eis ist in jedem Fall eine gute Zuckerquelle. Man sollte nehmen, worauf man Lust hat. Und wer beim Sport Energie nachtanken möchte, kann ebensogut ein Eis zu sich nehmen oder einen Riegel. Ich persönlich würde erst das Eis nehmen und mir den Riegel für den nächsten Zuckernachschub aufbewahren.
Würden Sie als Diplom-ökotrophologin und Sportlerin denn sagen, dass Eis gesund ist?
Beim Eis ist es so wie bei vielen anderen Lebensmitteln: Hier macht die Dosis das Gift. Man muss also immer den gesamten Ernährungskontext sehen. Das bedeutet: Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung ist es völlig egal, ob ich ab und an Gummibärchen, Schokolade oder eben ein Eis esse. Letztlich ist es immer eine Frage der Qualität und der Menge, die wir zu uns nehmen. Gutes Eis enthält Milchprodukte und damit Kalium und Kalzium, Früchte, Zucker und Fette – das sind Nährstoffe, die wir alle benötigen.