Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Die Volksrepublik treibt den militärischen Aufstieg voran
Lutz Unterseher analysiert die Strategien Chinas.
China rückt zunehmend in den Fokus – der USA, der Nato, der EU, der internationalen Beziehungen. Dennoch wird hierzulande oft beklagt, welch geringe Aufmerksamkeit das Land als Forschungsobjekt deutscher Wissenschaftler bislang erregt. Ist das so? Das instruktive Bändchen von Lutz Unterseher über die „Militärmacht China“ist eine Ausnahme.
Diese Militärmacht lässt sich zumindest bislang und auch auf absehbare Zukunft noch bei Weitem nicht mit der deutlich größeren der USA vergleichen, doch mit weiter steigendem Wirtschaftspotenzial ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich dies ändern könnte. Längst sehen die USA in ihrem fernöstlichen Gegenüber mehr den Rivalen als den Partner, ein neuer Kalter Krieg steht möglicherweise vor der Tür.
Dies erklärt auch den Untertitel in Untersehers Buch, die Frage „Auf dem Weg zur Hegemonie?“Im Zentrum stehen dabei Stand und Perspektiven der chinesischen „Volksbefreiungsarmee“, zu Lande, zu Wasser, in der Luft, im Weltraum, im Internet, in der Region. Eingebettet in Fragen nach dem Verhältnis zur innenpolitischen (Polizei-)funktion chinesischer Streitkräfte bis hin zum brisanten Wechselverhältnis von „Dominanzstreben und Einkreisungsfurcht“im dritten Kapitel.
Angesichts weltweiter nuklearer und konventioneller Aufrüstung von besonderem Interesse sind die Ausführungen zur chinesischen Atomstreitmacht, die unter den bezeichnenden Titel „weise Selbstbeschränkung“gestellt wurden. Deutlich wird dabei, dass China bisher stets dem Konzept der Minimalabschreckung folgte, diese also „offenbar nicht als Kriegführungsmittel, sondern als letzte Rückversicherung gegen eine entsprechende Bedrohung“nuklearer Mächte ansah.
Das Büchlein bietet eine lesenswerte, knappe Einführung in die Thematik, auch wenn die Beantwortung der Titelfrage im Epilog denn doch zu wünschen übrig lässt. Sie lässt sich auf den dafür bereitgestellten drei Seiten schlichtweg nicht zufriedenstellend beantworten, zumal die Dinge sehr in Fluss geraten sind.