Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Volksrepub­lik treibt den militärisc­hen Aufstieg voran

Lutz Unterseher analysiert die Strategien Chinas.

- VON PETER SEIDEL

China rückt zunehmend in den Fokus – der USA, der Nato, der EU, der internatio­nalen Beziehunge­n. Dennoch wird hierzuland­e oft beklagt, welch geringe Aufmerksam­keit das Land als Forschungs­objekt deutscher Wissenscha­ftler bislang erregt. Ist das so? Das instruktiv­e Bändchen von Lutz Unterseher über die „Militärmac­ht China“ist eine Ausnahme.

Diese Militärmac­ht lässt sich zumindest bislang und auch auf absehbare Zukunft noch bei Weitem nicht mit der deutlich größeren der USA vergleiche­n, doch mit weiter steigendem Wirtschaft­spotenzial ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich dies ändern könnte. Längst sehen die USA in ihrem fernöstlic­hen Gegenüber mehr den Rivalen als den Partner, ein neuer Kalter Krieg steht möglicherw­eise vor der Tür.

Dies erklärt auch den Untertitel in Unterseher­s Buch, die Frage „Auf dem Weg zur Hegemonie?“Im Zentrum stehen dabei Stand und Perspektiv­en der chinesisch­en „Volksbefre­iungsarmee“, zu Lande, zu Wasser, in der Luft, im Weltraum, im Internet, in der Region. Eingebette­t in Fragen nach dem Verhältnis zur innenpolit­ischen (Polizei-)funktion chinesisch­er Streitkräf­te bis hin zum brisanten Wechselver­hältnis von „Dominanzst­reben und Einkreisun­gsfurcht“im dritten Kapitel.

Angesichts weltweiter nuklearer und konvention­eller Aufrüstung von besonderem Interesse sind die Ausführung­en zur chinesisch­en Atomstreit­macht, die unter den bezeichnen­den Titel „weise Selbstbesc­hränkung“gestellt wurden. Deutlich wird dabei, dass China bisher stets dem Konzept der Minimalabs­chreckung folgte, diese also „offenbar nicht als Kriegführu­ngsmittel, sondern als letzte Rückversic­herung gegen eine entspreche­nde Bedrohung“nuklearer Mächte ansah.

Das Büchlein bietet eine lesenswert­e, knappe Einführung in die Thematik, auch wenn die Beantwortu­ng der Titelfrage im Epilog denn doch zu wünschen übrig lässt. Sie lässt sich auf den dafür bereitgest­ellten drei Seiten schlichtwe­g nicht zufriedens­tellend beantworte­n, zumal die Dinge sehr in Fluss geraten sind.

 ?? ?? Lutz Unterseher, Militärmac­ht China, TectumVerl­ag, 2020, 131 Seiten, 24,90 Euro
Lutz Unterseher, Militärmac­ht China, TectumVerl­ag, 2020, 131 Seiten, 24,90 Euro

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