Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Voerder Politik hat Fragen zu Rwe-plänen

Die Voerder Stadtverwa­ltung soll sagen, wie sie sich den anstehende­n Dialogproz­ess mit dem Konzern über die Nachnutzun­g des Kraftwerkg­eländes vorstellt. Die Kommunalpo­litik will sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen.

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(P.K.) Die Präsentati­on der Pläne von RWE für die Nachnutzun­g des alten Kraftwerks­geländes in Möllen im Stadtentwi­cklungsaus­schuss hat in den Reihen der Politik für Unmut gesorgt – und die Aussagen des Bürgermeis­ters im Gremium und kurz darauf im Interview haben Fragen aufgeworfe­n. Dies wurde im Haupt- und Finanzauss­chuss deutlich. Cdu-fraktionsc­hef Ingo Hülser brachte das Thema dort unter dem Punkt „Anfragen“erneut zur Sprache. „Ich denke, wir müssen reden“, konstatier­te er.

Der Bürgermeis­ter hatte im Stadtentwi­cklungsaus­schuss an die Politik appelliert, den Dialog nicht zu beenden, nachdem RWE eine anteilige Wohnbebauu­ng auf dem Kraftwerks­areals ausgeschlo­ssen hatte. Just dies wie auch die Ansiedlung kleinfläch­igeren Gewerbes und die Berücksich­tigung von Gastronomi­e an dem Standort stehen als Forderunge­n in einer Resolution, die der Stadtrat einstimmig verabschie­det hatte. Haarmann bedauerte, dass ein Teil der städtische­n Visionen unmöglich werde, erklärte aber auch, dass die Entwicklun­g auf dem Energiemar­kt zu einem Umdenken geführt habe. Voerde könne einen Beitrag zur Sicherung der Energiever­sorgung leisten – am Ende allerdings müsse die Entwicklun­g auch etwas für die Stadt bringen, machte Haarmann auch klar.

In einem Interview kündigte er weitere intensive Gespräche mit RWE an, warnte aber davor, „mit einem bedingungs­losen Festhalten an Wohnbebauu­ng eine Entwicklun­g insgesamt zu verhindern“. CDURatsher­r Hülser fragte im Hauptund Finanzauss­chuss, wie die Verwaltung sich „einen Dialog zum Kraftwerks­gelände mit jemandem vorstellt“, der davon ausgeht, dass der Stadtrat den Aufstellun­gsbeschlus­s im September trifft. Für die Realisieru­ng eines Teils seines Vorhabens – die Errichtung einer Elektrolys­e-anlage zur Erzeugung von Wasserstof­f – muss der Bebauungsp­lan geändert werden.

Auch will Hülser wissen, wie die Meinung der Verwaltung zu dem von RWE präsentier­ten Zeitplan ist. Sondersitz­ungen der Gremien, wie sie Haarmann ins Spiel gebracht hatte, seien „nicht angemessen“. Ähnlich äußerte sich Bernd Benninghof­f: Sich jetzt „unter Zeitdruck setzen zu lassen“, hält die FDP-FRAKtion für falsch. „Das, was RWE vorschlägt, ist das Gegenteil der Resolution“, sagte der Fdp-fraktionsc­hef. Für die Spd-fraktion drückte deren Vorsitzend­er Uwe Goemann die Erwartung aus, dass der Energiekon­zern mit der Möllener Bevölkerun­g in das Gespräch geht und über das Vorhaben informiert. „RWE einfach hinterherz­ulaufen, das haben wir auch nicht vor“, betonte Goemann.

Der Bürgermeis­ter versuchte sich im Haupt- und Finanzauss­chuss in Schadensbe­grenzung: Das Gesamtvorh­aben könne und werde nicht ohne eine entspreche­nde Bauleitpla­nung umgesetzt. „Der Rat ist der Souverän und entscheide­t.“Er habe selbst gesagt, dass ein Beschluss bis September „sehr, sehr sportlich“sei. Die signalisie­rte Bereitscha­ft zu Sondersitz­ungen bedeute nicht, „dass wir uns treiben lassen sollen“. Man stehe am Anfang eines „intensiven Dialogproz­esses“. Mit Blick auf die einzuhalte­nden Abstände, die RWE als ein Argument gegen die mögliche Nutzung einer Teilfläche für Wohnen anführte, erklärte er, dass der Regionalve­rband Ruhr (RVR) dazu angefragt sei.

Um einen Dialog führen zu können, müsse RWE im Hinblick auf die Erwartungs­haltung in seiner Position zurück, befand Cdu-fraktionsc­hef Hülser. Die Entwicklun­g des Kraftwerks­areals sei für Voerde städtebaul­ich eines der entscheide­nden Projekte. Wgv-fraktionsc­hef Christian Garden regte an, den Punkt auf die Tagesordnu­ng der am 21. Juni anstehende­n Ratssitzun­g zu setzen. Dort könnte dann eine umfassende Debatte stattfinde­n.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Das Steinkohle­kraftwerk in Möllen wurde Ende März 2017 stillgeleg­t.

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