Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Weigelts Weg zur Kunst
(wi) Jochen Weigelt stellt rund 150 Exponate aus, die aus verschiedenen Techniken geschöpft sind: Fotografien aus überraschenden Blickwinkeln, Lichtbilder mit Led-lampen, Malerei mit Pinsel und Farbe, Zeichnungen. Wie war sein Weg zur Kunst? „Vor elf Jahren bin ich einfach mit der Kamera losgezogen, habe eine Menge Fotos geschossen, die vielen Leuten gut gefallen haben. Daraus hat sich alles Weitere entwickelt.“Die Inspiration zu seinen Werken beziehe er während seiner Spaziergänge „mit offenen Augen und Ohren durch den jeweiligen ‚genius loci‘, die Besonderheit des Ortes“. So entstehen Bilder von Gegenständen, die zwar alltäglich und vielleicht sogar hässlich und ordinär sind, aber durch künstlerische Hervorhebung einzelner
Charakteristika unversehens eine eigene Ästhetik erlangen.
Da gibt es Müllcontainer, verbeult und alt, in deren Rostflecken Weigelt eine eigene Welt entdeckt und unsichtbare Figuren sichtbar werden lässt; unter fast allen Exponaten steht ein kurzer Titel, oft mit augenzwinkerndem Humor.
Ein Ausstellungsstück ragt heraus: In Zusammenarbeit mit dem schottischen Dichter Dave Albiston entstand ein Multimedia-kunstwerk, nicht nur zum Anschauen, sondern auch zum Anhören. Weigelt hat zum Text des Gedichtes „The Hare that wasn‘t there“(etwa: der Hase, den es nicht gab) passende Bilder und Fotos mit dem Text eingerichtet, während aus einem Lautsprecher der von Albiston vorgelesene Text eingespielt wird. auf dem Computer und herausgekommen ist eine bizarre Figur, die in jeder Hand eine Waffe hält.
Weigelts unterschwelligem Humor bleibt nicht verborgen, wenn er das Bild einer leeren Cola-flasche und einer halb niedergebrannten roten Kerze „Speed Dating“nennt. Und der riesige rote Ball, den er dem „langen Heinrich“, dem Büdericher Fernmeldeturm, aufgepflanzt hat, verleiht einem eher trostlosen Panorama vor bedrohlichem Himmel eine gewisse Heiterkeit. Besonders gespannt ist er, wie seine grafischen Arbeiten ankommen, denen er sich erst seit einem Jahr widmet. Wenn er Acrylfarbe auf dem Zeichenblatt mit dem Spachtel verteilt und wartet, was dabei herauskommt, ist das Ergebnis abstrakt – und kaum noch niederrheinisch.
Info Die Ausstellung ist bis zum 6. August im alten Wasserturm an der Brandstraße 44 zu sehen. Öffnungszeiten: Montags, mittwochs, freitags 15-18 Uhr, samstags 10-12 Uhr, weitere Termine gerne nach Vereinbarung. Jochen Weigelt ist während der Öffnungszeiten selbst vor Ort, bietet Führungen durch die Ausstellung an und beantwortet gerne Fragen zu seiner Kunst.
Außerdem erreichen Sie Rp-redakteur Klaus Nikolei heute von 11 bis 12 Uhr unter Telefon
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