Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Endlich wieder singen
Der „Day of Song“am Samstag im Schlosspark von Ringenberg war ein Schritt in Richtung Normalität. Die Chöre der Region hatten es im Vorfeld wegen der langen Pandemie-pause nicht leicht, ein Programm einzustudieren.
(DK) Das Jahr 2022 ist das Jahr der Rückkehr der Live-musik. Dazu gehören auch Chor-konzerte. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie-pause hieß es am Wochenende wieder „!Sing“. Beim sogenannten Day of Song traten Chöre aller Gattungen auf den verschiedensten Bühnen im Ruhrgebiet bis hin nach Hamminkeln auf.
Es war zwar nicht der erwartete hohe Andrang, denn lediglich drei Chöre sangen im Schlossgarten des Ringenberger Schlosses. Eigentlich waren vier Gruppen gemeldet, doch der Ringenberger Chor „Pro Campesinos“hatte kurzfristig abgesagt, so dass am Ende zwei heimische Chöre und ein Dinslakener Gospelchor auf sich aufmerksam machten. Die Pandemie hatte dafür gesorgt, dass einige Chöre nicht wollten, auf die wenigen Proben hinwiesen und die momentan schlechte Situation aufmerksam machten.
Die Stadt hatte in Zusammenarbeit mit der Musikschule Hamminkeln die Gelegenheit genutzt, die regionale Chor-szene zu einem partnerschaftlichen Sängerfest zu mobilisieren. Das Fest fand jedoch nicht im Schloss Ringenberg statt, sondern im Schlossgarten. Hier war man froh, dass man im Schatten der vielen Bäume Schutz vor der Hitze fand. Immerhin betrugen die Temperaturen schon um die Mittagszeit gut 32 Grad.
Es wurde dennoch ein Fest der Freude. Freude daher, weil wieder gemeinsam gesungen werden konnte, sei es nun im Chor oder auch mit den vielen Besuchern. Den ersten Auftritt hatte der Männergesangverein Bleibtreu Hamminkeln unter der Leitung von Marcel Bönninger. „Es war wirklich nicht leicht, ein kleines Programm nach so langer Pause auf die Beine zu stellen“, sagte der agile Chorleiter, der sich Chorwerke wie „Rote Lippen“, „Lollipop“, „Einen Zigeunerwagen“und Peter Maffays „Über sieben Brücken“ausgesucht hatte, also alles bekannte Ohrwürmer, die die Sänger in kürzester Zeit wieder vortragen konnten.
Für jeden Chor bestand am Samstag die Möglichkeit, etwa für eine halbe Stunde dem Publikum sein musikalisches Können zu beweisen. Den zweiten Teil gestaltete der Chor der Musikschule Hamminkeln „Murisono“. Der gemischte Chor wandte sich der Gospelmusik zu. Zweimal gab es ein „Halleluja“(Eurovisionssong und Titel von Leonard Cohen) sowie zahlreiche schwungvolle Lieder. Aber auch „Hit the road Jack“und „Love me tender“, einst von Elvis Presley gesungen, wurden vorgetragen. Die musikalische Leitung hatte Jürgen Otto, der auch am Klavier begleitete.
Einen Höhepunkt vermittelte der dritte Chor. Sänger und Sängerinnen aus Nigeria und Ghana, die ihr Zuhause in Dinslaken haben, brachten Stimmung in den Schlossgarten. 2019 trafen sich einige junge afrikanische Frauen in der „Fliehburg“Dinslaken, um gemeinsam zu singen. Sie sangen gegen ihre Einsamkeit und Verzweiflung. Mit ihren gelb-blauen Roben fielen sie sofort auf. Der Chor nennt sich „Good vibes only“, was so viel heißt wie positive Energie, Gefühle und Ausstrahlung.
Sowohl afrikanische Musik mit viel Pep und Tanz wurde dargeboten, aber auch das Publikum wurde mit einem schönen Gospel-medley zum Mitsingen aufgefordert, was prompt geschah. Es war schon toll, was die Sängerinnen und Musiker auf die Beine stellten, denn wegen der Pandemie war auch für sie erst ein Auftritt möglich gewesen.
Für alle Chöre war das kleine Sing-festival am Samstag ein großer Schritt wieder nach vorne. Endlich konnte wieder vor Publikum gesungen werden. Das wiederum spendete viel Applaus für alle Beteiligten. Für den Ausklang sorgte dann noch das „Myryam Stober Kwartet“mit französischen Chansons und Liedern.