Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Gymnasium-neubau könnte teurer werden
Die Stadt Xanten legt eine neue Schätzung vor. Darin sind auch die Kosten für eine Turnhalle berücksichtigt. Dadurch würde die voraussichtliche Summe deutlich steigen. Der Stadtrat befasst sich mit dem Neubau in einer Sondersitzung.
Der Stadtrat in Xanten entscheidet am Dienstag, 21. Juni, in einer Sondersitzung über die nächsten Schritte für den geplanten Neubau des Stiftsgymnasiums. Er hatte bereits im Oktober 2021 beschlossen, dass die Stadt dafür einen Wettbewerb ausrufen soll. Nun stimmt er darüber ab, wie dieser genau ablaufen soll. Vorher berät der Fachausschuss darüber. Dessen Sitzung beginnt um 17.30 Uhr in der Mensa des Gymnasiums. Für 19 Uhr ist der Stadtrat terminiert.
Die Verwaltung hat für die Beratungen einen Entwurf für ein sogenanntes Auslobungswerk vorgelegt. Auf 61 Seiten werden die Ausgangslage, die Anforderungen, die Aufgabenstellung, die Kriterien und die Abgabetermine des Wettbewerbs beschrieben. Sollte der Stadtrat zustimmen, startet das Verfahren am 7. Juli. Bis zum 9. August könnten dann Entwürfe eingereicht werden.
Wie die Verwaltung in den Unterlagen für die Stadtratssitzung erklärt, hat sie das Auslobungswerk zusammen mit dem Architekturbüro Scheuvens und Wachten Plus aus Dortmund sowie der Anwaltskanzlei Hoffmann Liebs aus Düsseldorf erarbeitet. Sie hat für die Stadtratssitzung auch eine neue Kostenschätzung vorgelegt, die vom Architekturbüro Hausmann stammt. Demnach ist zurzeit von einem Gesamtvolumen von etwa 48 Millionen Euro auszugehen.
Als der Stadtrat im Oktober 2021 den Neubau des Stiftsgymnasiums beschloss, war noch mit knapp 38 Millionen Euro gerechnet worden. Die Kostenschätzungen sind also um etwa zehn Millionen Euro gestiegen. Aus den Unterlagen für die Stadtratssitzung am Dienstag lässt sich der Grund dafür entnehmen. Die Verwaltung hat eine Übersicht der Kostenschätzung beigelegt. Demnach geht das Architekturbüro Hausmann zurzeit davon aus, dass der Neubau des Schulgebäudes 38,4 Millionen Euro kosten würde. Hinzu kämen noch 9,1 Millionen Euro für eine neue Zweifeld-turnhalle, die nun eingeplant wird. Das erklärt den deutlichen Anstieg. Allerdings sei der Bau der Zweifachsporthalle „noch nicht abschließend gesichert“, schreibt die
Verwaltung in den Unterlagen für den Wettbewerb, da die Stadtratssitzung noch aussteht. Bisher hat das Gymnasium eine kleine Einfachturnhalle. In der Nähe ist aber noch die Bahnhofsturnhalle. Außerdem ist eine neue Dreifachturnhalle als Ersatz für die Landwehrturnhalle geplant.
In dem Entwurf für das Auslobungswerk beschreibt die Stadt noch einmal, warum das Stiftsgymnasium neu gebaut werden soll. Der überwiegende Gebäudebestand stamme aus den 1960er Jahren und weise einen „enormen Sanierungsbedarf“auf. Die Verwaltung zitiert auch die Beschlüsse des Stadtrats dazu und fasst zusammen: „Wesentlicher Gegenstand des Wettbewerbes ist daher der Neubau des städtischen Stiftsgymnasiums.“Damit würden mehrere Ziele verfolgt, erklärt die Verwaltung weiter. Xanten solle eine „lebendige Kommune“und attraktiv für Familien, Kinder, Jugendliche sowie Erwachsene aller Altersgruppen sein. Das örtliche Schulangebot sei oft ein wichtiges Kriterium bei der Wohnortentscheidung. In einer Region konkurrierten die Schulen miteinander. In anderen Kommunen seien schon Um- oder Neubauten geplant. „Die Xantener Schulen müssen so ausgestattet sein, dass sie im Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben“, fordert die Verwaltung.
Wie aus den Unterlagen weiter hervorgeht, soll es im Wettbewerb nicht nur um einen Entwurf für den Neubau gehen, sondern auch um Vorschläge für die Umgebung. Hintergrund ist, dass das alte Gymnasium abgerissen und das neue Gebäude auf dem heutigen Sportplatz dahinter errichtet werden soll. Dadurch entstehe vorne dann eine
„städtebauliche Potenzialfläche“in unmittelbarer Nähe zur historischen Kernstadt, schreibt die Verwaltung. Deswegen solle im Wettbewerb untersucht werden, wie „dieser neue Stadtraum“in der Nachbarschaft zum Gymnasium am besten genutzt werden könne. Die Verwaltung denkt an eine „Wohnbauentwicklung mit möglichst vielfältigen Wohnformen, um den großen Wohnraumbedarf in der Stadt Xanten zu reduzieren“. Über den Wettbewerb hofft sie deshalb auf Entwürfe für das neue Städtische Stiftsgymnasium und auf eine „städtebauliche Entwicklungsperspektive für den gesamten Baublock“, schreibt sie.
In den bisherigen Debatten war schon darüber diskutiert worden, dass ein Teil des heutigen Schulgeländes frei werden könnte und dort Wohnhäuser denkbar seien. Die Stadt erhofft sich dadurch auch Einnahmen, um einen Teil der Kosten des Neubaus darüber zu finanzieren.