Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Sieben bis acht Prozent mehr Lohn
Die IG Metall fordert wegen der hohen Inflation deutlich mehr Geld für die Branche.
(dpa/rtr) Die IG Metall will für die 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie Lohnerhöhungen zwischen sieben und acht Prozent durchsetzen. Diese Forderung habe der Gewerkschaftsvorstand am Montag den Tarifbezirken für die voraussichtlich im September beginnenden Verhandlungen mit den Arbeitgebern empfohlen, sagte Ig-metall-chef Jörg Hofmann am Montag.
Aus Sicht der Gewerkschaft ist es nach den zurückliegenden CoronaAbschlüssen angesichts der guten Auftragslage vieler Unternehmen und hoher Gewinne an der Zeit, die Löhne und Gehälter dauerhaft zu erhöhen. So seien laut einer Umfrage unter den Betriebsräten im vergangenen Jahr im Schnitt über die gesamte Industrie hinweg deutliche Umsatz- und Produktivitätszuwächse zu verzeichnen gewesen. Gleichwohl sah die Lage laut IG Metall je nach Sparte sehr unterschiedlich aus. So ging beispielsweise die Produktion in der Automobilindustrie deutlich um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück, während sie im Maschinenbau zulegte.
Bei ihrer Forderungsempfehlung orientiert sich die IG Metall nach eigenen Angaben an der Inflation und Produktivitätsentwicklung und rechnet angesichts hoher Gewinne großer Autokonzerne wie BMW und Mercedes eine Umverteilungskomponente hinzu. Der neue Tarifvertrag soll zwölf Monate laufen.
Der im vergangenen Jahr mit den Arbeitgebern in Nordrhein-westfalen ausgehandelte Abschluss sah eine Corona-prämie von 500 Euro und ein jährliches „Transformationsgeld“vor. Dieses sollte im Februar 2022 in Höhe von 18,4 Prozent eines Monatsentgelts gezahlt werden. Ab 2023 steigt es auf 27,6 Prozent und kann auch für Arbeitszeitverkürzungen genutzt werden. Der Tarifvertrag läuft Ende September aus. Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober.
Nach Einschätzung Hofmanns kann die Tarifpolitik allerdings nicht allein den Ausgleich für die gestiegene Inflation leisten. Der erste Vorsitzende der größten deutschen Einzelgewerkschaft mahnt daher weitere staatliche Entlastungen an. Dazu zählt er ein drittes Entlastungspaket für 2023.
Laut einer aktuellen Umfrage des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall führen die hohen Energie- und Materialkosten sowie die wirtschaftlichen Unsicherheiten aufgrund des Ukraine-kriegs in der Metall- und Elektroindustrie zu großer Verunsicherung. Jedes fünfte der mehr als 1400 teilnehmenden Unternehmen sieht sich aufgrund des aktuellen wirtschaftlichen Umfelds demnach existenziell gefährdet.
Vor der Tarifrunde hatte der Präsident der nordrhein-westfälischen Metallarbeitgeber Augenmaß angemahnt: „Ich kann nur eindringlich davor warnen, durch überzogene Lohnabschlüsse im für die deutsche Volkswirtschaft bedeutendsten Industriezweig die Inflation noch weiter anzuheizen“, schrieb Arndt G. Kirchhoff in einem Gastbeitrag für die Montagsausgabe der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.