Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Neue Chance für eine Million Handys
Vodafone sammelt die Geräte in Übersee. Auch hiesige Kunden sollen umdenken.
Weil Elektroschrott ein immer größeres Umweltrisiko bedeutet und zunehmend über ein Handypfand diskutiert wird, um Smartphones zwangsweise wiederverwerten zu lassen, startet Vodafone Deutschland nun eine eigene Recycling-offensive: Das Unternehmen will künftig pro Jahr mindestens eine Million Handys recyceln. Diese Geräte sollen allerdings nicht in Deutschland eingesammelt werden, sondern in Entwicklungsländern, in denen es bisher keine Strukturen gibt, um solche Geräte sinnvoll verwerten zu können.
„Für jedes Handy, das wir als Vodafone Deutschland hierzulande verkaufen, recyceln wir ein Gerät in Ländern ohne sichere RecyclingStrukturen“, sagt Wolfgang Fettes, der bei dem Unternehmen für mobile Endgeräte zuständig ist. Die Rücknahme solcher Geräte in Deutschland würde der Umwelt weniger nützen, weil es hierzulande bereits gute Strukturen gebe, um sie auseinanderzunehmen und ihnen brauchbare Rohstoffe zu entziehen.
Die Rückholaktion in Entwicklungsländern wird Vodafone nicht selbst organisieren, sondern das niederländische Unternehmen Closing the Loop beauftragen. Auf Nachfrage wollte Vodafone nicht mitteilen, wie viel Geld der Partner für seine Arbeit erhält. Joost de Kluijver, Gründer und Chef von Closing the Loop, sieht gute Gründe für die Kooperation: „Wir beugen dem Problem vor, bevor es entsteht: Recycling statt Elektroschrottberge.“
Auch hierzulande soll das Recycling ausgebaut werden: Laut Vodafone liegen mehr als 200 Millionen Smartphones ungenutzt in deutschen Schubladen, 180 Prozent mehr als noch vor zwölf Jahren. Mit dem Angebot „Gigagreen-trade“sollen Kunden ihr Smartphone einfacher als bisher zum Recyceln anbieten können: Eine digitale Diagnose-software ermöglicht dabei, den Zustand des Gerätes zu bewerten, bevor es eingesandt wird, wobei auch ein eventuell zu erzielender Preis angezeigt wird. Vodafone stellt sicher, dass die Daten vom Partner Recommerce gelöscht werden und dass es dann eine umweltverträgliche Weiterverwendung oder -verwertung des Geräts gibt.
Die Abwicklung soll einfach sein. Der Preis für das Gerät bleibt garantiert, sofern es 15 Tage nach der Bewertung eingeschickt wird. Das Versandetikett gibt es kostenlos zum Ausdrucken. Falls das Gerät allerdings in schlechterem Zustand ist als angegeben, droht der Rückversand. Dann gibt es auch kein Geld.