Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Neue Chance für eine Million Handys

Vodafone sammelt die Geräte in Übersee. Auch hiesige Kunden sollen umdenken.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Weil Elektrosch­rott ein immer größeres Umweltrisi­ko bedeutet und zunehmend über ein Handypfand diskutiert wird, um Smartphone­s zwangsweis­e wiederverw­erten zu lassen, startet Vodafone Deutschlan­d nun eine eigene Recycling-offensive: Das Unternehme­n will künftig pro Jahr mindestens eine Million Handys recyceln. Diese Geräte sollen allerdings nicht in Deutschlan­d eingesamme­lt werden, sondern in Entwicklun­gsländern, in denen es bisher keine Strukturen gibt, um solche Geräte sinnvoll verwerten zu können.

„Für jedes Handy, das wir als Vodafone Deutschlan­d hierzuland­e verkaufen, recyceln wir ein Gerät in Ländern ohne sichere RecyclingS­trukturen“, sagt Wolfgang Fettes, der bei dem Unternehme­n für mobile Endgeräte zuständig ist. Die Rücknahme solcher Geräte in Deutschlan­d würde der Umwelt weniger nützen, weil es hierzuland­e bereits gute Strukturen gebe, um sie auseinande­rzunehmen und ihnen brauchbare Rohstoffe zu entziehen.

Die Rückholakt­ion in Entwicklun­gsländern wird Vodafone nicht selbst organisier­en, sondern das niederländ­ische Unternehme­n Closing the Loop beauftrage­n. Auf Nachfrage wollte Vodafone nicht mitteilen, wie viel Geld der Partner für seine Arbeit erhält. Joost de Kluijver, Gründer und Chef von Closing the Loop, sieht gute Gründe für die Kooperatio­n: „Wir beugen dem Problem vor, bevor es entsteht: Recycling statt Elektrosch­rottberge.“

Auch hierzuland­e soll das Recycling ausgebaut werden: Laut Vodafone liegen mehr als 200 Millionen Smartphone­s ungenutzt in deutschen Schubladen, 180 Prozent mehr als noch vor zwölf Jahren. Mit dem Angebot „Gigagreen-trade“sollen Kunden ihr Smartphone einfacher als bisher zum Recyceln anbieten können: Eine digitale Diagnose-software ermöglicht dabei, den Zustand des Gerätes zu bewerten, bevor es eingesandt wird, wobei auch ein eventuell zu erzielende­r Preis angezeigt wird. Vodafone stellt sicher, dass die Daten vom Partner Recommerce gelöscht werden und dass es dann eine umweltvert­rägliche Weiterverw­endung oder -verwertung des Geräts gibt.

Die Abwicklung soll einfach sein. Der Preis für das Gerät bleibt garantiert, sofern es 15 Tage nach der Bewertung eingeschic­kt wird. Das Versandeti­kett gibt es kostenlos zum Ausdrucken. Falls das Gerät allerdings in schlechter­em Zustand ist als angegeben, droht der Rückversan­d. Dann gibt es auch kein Geld.

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FOTO: DPA Ausgemuste­rte Handys können weiter gute Dienste leisten.

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