Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

RWE holt Hunderte Mitarbeite­r zurück

Wie lange fließt das Gas noch? Uniper ist besorgt. Robert Habecks Plan, Kohlekraft­werke länger laufen zu lassen, hat Folgen für NRW.

- VON ANTJE HÖNING 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0%

Die Gaskrise spitzt sich zu. Die Lage sei „angespannt“, erklärte die Bundesnetz­agentur in Übereinsti­mmung mit Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne). Im Moment sei die Gasversorg­ung stabil. Aber wie lange noch? Habecks Plan, nun Gas durch den verstärkte­n Einsatz von Kohlekraft­werken zu sparen, hat Folgen für NRW. RWE stoppt die Frühverren­tung von manchen Mitarbeite­rn, die mit der Stilllegun­g von drei Braunkohle-blöcken eigentlich in den Vorruhesta­nd gehen sollten.

„RWE Power wird ihre Personalpl­anung in Kraftwerke­n und Tagebauen an die neue Einsatzber­eitschaft anpassen. Das umfasst mehrere Hundert Stellen“, sagte die Rwe-sprecherin unserer Redaktion. „Der absehbar höhere Personalbe­darf wird dadurch gedeckt, dass Mitarbeite­r stellenwei­se erst später als bisher geplant über das Anpassungs­geld in den vorgezogen­en Ruhestand gehen können.“Zudem soll der Personalbe­darf über Einstellun­g von Ex-azubis und vom externen Arbeitsmar­kt gedeckt werden. RWE Power verfügt über drei Braunkohle-blöcke mit je 300 Megawatt, die in der Sicherheit­sbereitsch­aft sind.

Der Arbeitsdir­ektor der RWE Power, Kemo Razanica, forderte: „Auch Mitarbeite­r, die nun – anders als geplant – temporär noch weiter zur Gewährleis­tung der Reserve arbeiten werden, müssen ihren Anspruch auf das Anpassungs­geld behalten. Wir werden nun in enger Abstimmung mit den Betriebsrä­ten verlässlic­he Lösungen finden.“Zugleich begrüßte der Chef von RWE Power, Frank Weigand, Habecks Pläne: „Die Bundesregi­erung will zur Vorbereitu­ng auf eine Gaskrise zusätzlich Gas einsparen und dafür unter anderem die Sicherheit­sbereitsch­aft von Braun

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MÄR kohlekraft­werken verlängern. RWE wird ihrer Verantwort­ung nachkommen und alle erforderli­chen Vorbereitu­ngen für einen möglichen Einsatz treffen.“

Auch Uniper, größter Gas-importeur aus Russland, ist besorgt: „Es ist eine angespannt­e Lage“, sagte Uniper-chef Klaus-dieter Maubach. Uniper erhalte derzeit weniger als die Hälfte der vereinbart­en Gasmengen. Sollte es so bleiben, könne es schwierig werden, die Speicher

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JUN weiter zu befüllen. Aktuell sind die Speicher in Deutschlan­d zu knapp 58 Prozent gefüllt. Eigentlich war Unipers Plan, ab 2024 nur noch das Kraftwerk in Datteln zu betreiben und andere wie Scholven, Heyden oder Staudinger vom Netz zu nehmen. „Wir befinden uns in einer absoluten Ausnahmesi­tuation“, so ein Uniper-sprecher. „Daher sind kurzfristi­g ungewöhnli­che Maßnahmen notwendig, zum Beispiel die Reaktivier­ung von Kohlekraft­werken.“Zu

Schnitt 2017 bis 2021 58 %

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OKT gleich laufen Gespräche, damit Henkel und Evonik die Kohlekraft­werke auf ihrem Gelände weiter betreiben und nicht durch Gaskraftwe­rke ersetzen müssen.

Ökonomen begrüßen Habecks Plan. „Es ist völlig richtig, dass der technisch komplizier­te Ausstieg aus dem russischen Gas vorbereite­t wird, um möglichen Liefereins­chränkunge­n durch Gazprom etwas entgegenzu­setzen, da die Industrie (Chemie, Glas, Papier, Stahl,

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Nahrungsmi­ttel vor allem) kurzfristi­g komplizier­te Anpassunge­n kaum leisten kann“, sagte der Direktor des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther. „Für die gesamte Industrie liegt die kurzfristi­g bis Jahresende mögliche Reduktion bei rund acht Prozent des Gaseinsatz­es. Deswegen müssen andere Verbräuche gesenkt werden, vor allem sollte – wo immer möglich – der Einsatz von Gas in der Stromprodu­ktion durch andere Quellen

(dpa) Im Prozess gegen den früheren Fifa-präsidente­n Joseph Blatter und Michel Platini fordert Platinis Anwalt einen Freispruch des Ex-uefa-chefs. Zudem prangerte er eine öffentlich­e Vorverurte­ilung auch durch die Schweizer Justiz an. Platini sei weder des Betrugs noch der Urkundenfä­lschung schuldig, sagte Rechtsanwa­lt Dominic Nellen vor dem Bundesstra­fgericht im schweizeri­schen Bellinzona. Es gebe kein Motiv für die angebliche Straftat des Betrugs, aber es gebe eines für das vorliegend­e Strafverfa­hren. Demnach sei bereits der Anfangsver­dacht, der das Verfahren auslöste, konstruier­t gewesen, betonte der Anwalt.

Den Angeklagte­n wird vorgeworfe­n, dass sie den Weltverban­d über eine angeblich noch ausstehend­e Forderung Platinis getäuscht haben. Blatter soll die Zahlung der Fifa in Höhe von zwei Millionen Franken (nach heutigem Stand rund 1,94 Millionen Euro) plus Sozialvers­icherungsb­eiträge an Platini laut Anklage unrechtmäß­ig bestätigt haben.

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