Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Emma Hinze dominiert Bahnrad-dm
Deutschlands Radsportelite zeigt im Sportforum Büttgen trotz großer Hitze Topleistungen.
Schon vor Weihnachten hatten ARD und ZDF sowie das Land Berlin gemeinsam entschieden, Bahnradsport „aus organisatorischen und sportfachlichen Gründen“aus dem Programm des Multisportevents „Die Finals – Berlin 2022“, bei dem von Donnerstag bis Sonntag die Deutschen Meisterschaften in 14 Sportarten gekürt werden, zu streichen. Lars Witte, Abteilungsleiter des verantwortlichen VFR Büttgen, hatte freilich aus Medienkreisen erfahren, dass Bahnradsport im TV einfach schlecht für die Quote sei. „Zu wenig Zuschauer, ja sie würden zum Teil sogar abschalten.“Ihr Pech. Denn diejenigen, die dem vermeintlichen Trend trotzten, bekamen an den sechs Wettkampftagen im Radsportdorf Büttgen Sport auf Weltklasseniveau geboten. Der VFR hatte in einer Veranstaltergemeinschaft mit der AG Bahnradsport Köln (ABK), dem Radsportverband NRW und dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die 135. Deutschen Meisterschaften auf der Bahn im Sportforum Kaarst/büttgen ausgerichtet.
Dem Fernsehpublikum sicher gut zu „verkaufen“gewesen wäre zum Beispiel Emma Hinze (RSC Cottbus), die ihre Dominanz mit vier Titeln eindrucksvoll unter Beweis stellte. Knapp zwei Monate vor der Heim-em in München (11. bis 21. August) gewann die fünfmalige Weltmeisterin zum Abschluss auch den Sprint-wettbewerb. Im Finale bezwang sie ihre Trainings- und Teamkollegin Lea Sophie Friedrich, mit der sie 2021 bei denolympischen Spielen in Tokio Silber im Teamsprint geholt hatte. In dieser Disziplin triumphierte sie auch in Büttgen, dazu noch im Zeitfahren und im Keirin. Danach resümierte sie glücklich, aber ziemlich geschafft: „Es war heute eine Qual, sehr kräftezehrend durch die Hitze und die harten Wettkämpfe der vorangegangenen Tage. Im Halbfinale ging es mir auch nicht gut, mir war schwindelig.“
Im Madison setzten sich die Topfavoriten Roger Kluge und Theo
Reinhardt aus Berlin durch. Die Weltmeister von 2018 und 2019 wehrten damit den Angriff des seit Sonntag 20 Jahre alten Lokalmatadors Tim Torn Teutenberg (Köln) und seines Partners Moritz Malcharek (Berlin) ab. Teutenberg, dem Büttgener Holzoval über seinen hier ebenfalls hocherfolgreichen Vater Lars Teutenberg seit frühester Kindheit eng verbunden, hatte zuvor Gold im Scratch sowie im Ausscheidungs- und Punktefahren eingebracht. Seine Schwester Lea Lin Teutenberg fuhr in der Mannschaftsverfolgung gemeinsam mit Olympiasigerin Lisa Brennauer und Lana Eberle (alle Team Ceratizit WNT Pro Cycling) sowie Gastfahrerin und Weltmeisterin Laura Süßemilch souverän zum Titel.
Dass im Schnitt bis zu 250 Zuschauer in die Halle kamen, freute Witte, „denn bei dieser Hitze bleibst du eigentlich lieber zu Hause.“