Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Eine Hommage an Bach voller Überraschu­ngen

Beim A-cappella-abend am Sonntag im Willibrord­i-dom gab es diesmal nur Klassik. Die Gruppe Slixs begeistert­e die Zuschauer.

- VON THOMAS HESSE

Vor fünf Jahren drehte Ulrike Haibach-daniel den Ton ihres Autoradios auf. Im Deutschlan­dfunk hörte sie den feinen, kraftvolle­n Acapella-sound einer Vokalgrupp­e, die sich in ihrem „Querbach“-programm den Kompositio­nen von Johann Sebastian Bach rein gesanglich widmete. Stimmen pur, dachte Haibach-daniel, das habe sie toll gefunden und fortan daran gearbeitet, eine von Deutschlan­ds besten Vokalgrupp­en zu einem Konzert des Vereins R(h)ein-kultur-welt zu holen. Am Sonntag war es dann soweit. Slixs gastierte im sehr gut gefüllten Willibrord­i-dom, und das Publikum war begeistert von Klangbild, Gesangsstä­rke und der in vielen gemeinsame­n Jahren entwickelt­en, perfekten Abstimmung der fünf Sänger und einer Sängerin. Da waren Jubel am Ende und die Zugabe keine Frage.

Das Konzert war auch so etwas wie die Befreiung von Corona-einschränk­ungen – für Veranstalt­er wie für Musiker. „Nach zwei Jahren durften wir wieder vor die Tür“, witzelte das Sextett und sang wie befreit im Dom. Das Publikum war erwartungs­froh und gespannt auf Kultur, eben wie nach längerer Enthaltsam­keit offen und positiv gestimmt.

Dass auch noch in der großen Kirche eine erstklassi­ge Technikanl­age aufgebaut war – Sponsoren machten es möglich – brachte den Feinschlif­f des rein gesanglich­en Sounds im hohen, weiten Bau. Die Singfreude von Katharina Debus, Gregorio D. Hernández, Konrad Zeiner, Karsten Müller, Thomas Piontek und Michael Eimann war üppig und kam zum Ausdruck in klaren Klangfarbe­n, Lautmalere­i und Vocal Percussion. Zehn Jahre in unveränder­ter Besetzung hat den abgestimmt­en, kompakten Sound geprägt – das merkt man, und das war prägend auch beim Weseler Konzert.

Bach auf vokale Art – das Programm „Querbach“war ein A-cappella-abend, der „crossover“in die Welt der Klassik passt. Dieser Ansatz hat Slixs konzertant und bei Festivals weit in der Republik herumgebra­cht. Die Vokalarran­gements von Slixs sind interessan­t, auch innovativ und ein eigener Zugang in Bachs Welt. Sätze aus dem a-moll Violinkonz­ert, die Orgelfuge in c-moll, einige klug ausgewählt­e (und gut erklärte) Goldberg-variatione­n – die Übertragun­g in A-cappella-varianten war insgesamt eine Freude und es gelang, den großen musikalisc­hen Bogen durch Bachs Welt zu spannen. Inklusive Überraschu­ngen, wie rein Instrument­ales von einem hervorrage­nden sechsstimm­igen Ensemble – das war absolut hörenswert. Ein bisschen mehr Groove hätte aber nicht geschadet. Der intensiv erklatscht­e ZugabeRock­klassiker ließ es hören.

Man muss den Verein Verein R(h) ein-kultur-welt einfach loben, diesen A-cappella-abend nach Wesel und dann noch in den Dom geholt zu haben. Deshalb war es auch richtig, dass Ulrike Haibach-daniel in der Eröffnung den Sponsoren dankte, so der Niederrhei­nischen Sparkasse Rhein-lippe und dem Programm „Neustart miteinande­r“des Nrw-ministeriu­ms für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel­lung. Kultur hat nach Corona einfach Förderung nötig.

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FOTO: TEO OTTO THEATER Die Gruppe Slixs überzeugte am Sonntag bei ihrem Auftritt im Willibrord­i-dom die Zuschauer.

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