Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Lehrschwimmbecken wird immer teurer
Weil vor allem Baumaterialien aktuell viel mehr kosten als kalkuliert, sind Mehrkosten in Höhe von rund einer halben Million Euro zu erwarten. Der Gemeinderat berät am Mittwoch über die Weiterführung der Bauarbeiten.
Sollen die Arbeiten am geplanten Lehrschwimmbecken neben dem Hallenbad angesichts gestiegener Kosten fortgesetzt werden? Eine Antwort auf diese Frage wird vom Gemeinderat erwartet, der am Mittwoch, 22. Juni, ab 16 Uhr im Rathaus öffentlich tagt. Der nachträglich aufgenommene Tagesordnungspunkt 15 befasst sich mit den stark gestiegenen Preisen.
Bereits in der Sitzung des Bau, Liegenschafts-, Wirtschaftsförderungs- und Tourismusförderungsausschusses am 1. März 2022 musste die Verwaltung von den anhaltenden allgemeinen Preissteigerungen berichten, die bis Anfang dieses Jahres bei den Baumaterialien zu beobachten waren. Im Zuge des regelmäßigen Kostencontrollings musste festgestellt werden, dass die Materialpreissteigerungen das eingeplante kalkulatorische Risiko überschreiten und voraussichtlich Mehrkosten in Höhe von 553.792,32 Euro verursachen werden.
Die Kostenschätzung, die zu diesem Mehrbetrag führte, wurde zum 14. Februar 2022 erstellt. „Zu diesem Zeitpunkt war nicht absehbar, dass zehn Tage später der russische Angriffskrieg auf die Ukraine beginnen sollte“, begründet der Verwaltungsmitarbeiter Thomas Nübel eine erneute Preissteigerung. Nach einer Umfrage des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie sei mittlerweile fast jedes Unternehmen direkt oder indirekt von den Folgen des Krieges in der Ukraine betroffen. Die Hauptprobleme seien dabei Preissteigerungen und Materiallieferengpässe. Im Fall des hier betroffenen Projektes machten sich diese Umstände nicht nur in der sinkenden Anzahl der auf Preisanfragen und Ausschreibungen eingehenden Angebote, sondern auch in der
Preisgestaltung der benötigten Leistungen bemerkbar.
Die Kosten der seit dem 1. März 2022 für den Baufortschritt zwingend notwendigen Auftragsvergaben lagen im Mittel 53,5 Prozent über den zu Baubeginn kalkulierten Werten und damit noch etwa 30 Prozent über den im Februar dieses Jahres mit Sicherheitsaufschlag aktualisierten Kostenkalkulationen. „Aktuelle Markterkundungen zeigen“, sagt Thomas Nübel, „dass dieser Trend bei Gewerken wie den Zimmererarbeiten oder Fensterund Verglasungsarbeiten anhält.“
Unter der Berücksichtigung dieser Markterkundungen sowie der pauschalisierten Risikoaufschläge weist die aktuellste Kostenschätzung eine Baukostensumme in Höhe von 2.193.526,58 Euro aus und liegt damit 3,18 Prozent beziehungsweise 67.553,26 Euro über der Schätzung vom 14. Februar. Aktuell erhöht sich die Summe des kommunalen Eigenanteils demnach auf 693.526,58 Euro. Das entspricht rund 32 Prozent der gesamten Baukostensumme.
Für den Neubau des Lehrschwimmbeckens wurden bisher genau 657.306,62 Euro verausgabt. Die Mitteilungspflichten gegenüber dem Zuwendungsgeber wurden von der Verwaltung eingehalten und mit einer Bitte zur Berücksichtigung in der Verwendung etwaiger
Mittelrückflüsse verbunden. Im Falle eines Maßnahmenabbruchs gilt der Zuwendungszweck als mit den Zuwendungsmitteln nicht erreicht, sodass die erhaltenen Fördermittel vollständig zurückgezahlt werden müssten. Alle bisherigen Ausgaben sowie eventuelle Schadensersatzforderungen aus bereits vergebenen Aufträgen müssten dabei aus kommunalen Eigenmitteln finanziert werden.
Die Verwaltung geht davon aus, dass der Gemeinderat für eine Weiterführung der Baumaßname votiert. Denn der Tagesordnungspunkt 21 im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung befasst sich mit der „Änderung eines erteilten Auftrags“.