Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Kardinal Woelki mit Coronavirus infiziert
Corona Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. Er wurde am Sonntag positiv getestet und befindet sich in häuslicher Quarantäne, teilte das Erzbistum mit. Er sei „schon gesundheitlich angeschlagen“, sagte der Kardinal. Auch Weihbischof Rolf Steinhäuser sei positiv getestet.
Absage Alle Termine für diese Woche sind laut Erzbistum abgesagt. Generalvikar Markus Hofmann vertrat Woelki am Montag bei einem Treffen des Ständigen Rats der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin. plötzliche Zurückhalten des ersten Missbrauchsgutachtens 2020 wegen „äußerungsrechtlicher Bedenken“, die Instrumentalisierung des Betroffenenbeirats sowie die Bestellung eines zweiten Gutachtens haben das Vertrauen in die Leitung des Bistums weitgehend zerrüttet. Geschehen ist anschließend kaum etwas: Rom schickte im vergangenen Sommer zwei Visitatoren nach Köln, der Erzbischof ging in eine fünfmonatige geistliche Auszeit und bot nach seiner Heimkehr am 2. März seinen Rücktritt an. Rom entschied nichts, und so ist aus dem „Fall Woelki“auch der „Fall Franziskus“geworden.
Der „Fall Franziskus“
Was in Rom zum Erzbistum vorliegt: der Bericht der beiden Visitatoren, der Bericht von Weihbischof Steinhäuser, der den Erzbischof in der Auszeit vertrat, das Rücktrittsgesuch Woelkis. An Informationen mangelt es nicht. Stattdessen deutet Franziskus kürzlich in einem Interview eine mögliche zweite Visitation zu offenen Finanzfragen an und erklärt, dass er dem Kardinal die Auszeit und den Rücktritt empfohlen habe. Woelkis Aussagen klangen zuvor anders. Auch so können Amtsträger demontiert werden. Aber: Kardinäle sind keine „Abteilungsleiter“der Kirche, sie gehören zur „Geschäftsführung“. Außerdem: Sollte Woelki zurücktreten müssen, wäre er der erste Bischof, dem bislang keine Pflichtverletzungen in der Missbrauchsaufklärung nachgewiesen wurden. Anders als bei Kardinal Marx, Erzbischof Heße sowie den Weihbischöfen Schwaderlapp und Puff, die allesamt im Amt verbleiben durften. Das zu vermitteln, ist schwierig.
Keine Rücktritte
In Deutschland musste noch kein Bischof seinen Hut nehmen, weil er sich im Umgang mit Missbrauchsfällen Fehler leistete. Der letzte Rücktritt stammt aus dem Jahr 2014, als Franz-peter Tebartz-van Elst wegen eines Finanzskandals von seinen Pflichten als Bischof von Limburg entbunden wurde. Dass Rom auch unklare Finanzierungen im Erzbistum – etwa die der Kölner Hochschule für Katholische Theologie – unter die Lupe nimmt, könnte also folgenreicher werden. Auch dieser Rücktrittsgrund wäre inmitten des umfassenden Missbrauchsskandals letztlich ein Desaster.
Jüngstes Gutachten: Münster
Die Studie im Bistum Münster darf als wegweisend bezeichnet werden. Ein Forschungsteam der dortigen Uni hatte freien Zugang zu allen Ak