Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Kalenderblatt
22.06.1938
Max Schmeling kämpft gegen Joe Louis
Die alte Boxweisheit „They never come back“hatte viele Jahre lang Bestand. Wer als amtierender Weltmeister einmal geschlagen wurde, kehrt niemals wieder an die Spitze zurück. Am 22. Juni 1938 versuchte Max Schmeling (l.), dieses scheinbar eherne Gesetz zu widerlegen. Der deutsche Schwergewichtler, der von 1928 bis 1931 Weltmeister gewesen war, kämpfte an diesem Tag gegen den Amerikaner Joe Louis um den Titel. Zwei Jahre zuvor hatten die Kontrahenten zum ersten Mal im
Ring gestanden. Damals hatte Schmeling die Sensation geschafft: Obwohl der 22-jährige Amerikaner als klarer Favorit gegolten hatte, siegte Schmeling durch K. o. in der zwölften Runde. Nun stand er erneut gegen Louis im Ring, dieses Mal ging es um die Weltmeisterschaft. Der Kampf war auch politisch aufgeladen: Die Nationalsozialisten nutzten Schmelings Erfolge für ihre Propaganda. Auch im Ausland galt der Deutsche als Vertreter des Ns-regimes. Louis hingegen stand für die schwarze Bevölkerung der USA. Dieses Mal siegte der Amerikaner souverän, Schmeling beendete kurz danach seine aktive Karriere. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hielten die ehemaligen Gegner Kontakt und wurden zu Freunden. Schmeling, der als Unternehmer finanziell erfolgreich war, unterstützte Louis, der nach dem Krieg einen gesellschaftlichen Abstieg hinnehmen musste. Als Louis 1981 starb, kam Schmeling sogar für einen Teil der Beerdigungskosten auf. Die Box-weisheit „They never come back“wurde erst im Jahr 1960 widerlegt: Dem Us-amerikanischen Schwergewichtsboxer Floyd Patterson gelang es als Erstem, den Weltmeistertitel nach einer Niederlage zurückzugewinnen.