Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Auf Mallorca wird es eng

Die spanische Ferieninse­l meldet Rekordbuch­ungen, die sie an ihre Kapazitäts­grenzen bringen. Restaurant­s, Hotels, Strand und Flughafen sind überfüllt. Urlauber haben Probleme, ein Taxi oder einen Mietwagen zu bekommen.

- VON RALPH SCHULZE

Mallorca startet mit Rekordbuch­ungen in den Sommer. Viele Hotels sind in den Ferien bereits ausgebucht. Sogar TouristikP­rofis sind überrascht von der großen Reiselust Richtung Süden, die offenbar auch durch den UkraineKri­eg oder die Inflations­sorgen nicht getrübt wird. „Alle Flieger, die in die Sonne gehen, sind derzeit voll. Das habe ich so noch nie gesehen“, sagte ein Sprecher des Reiseriese­n Tui.

Dass es in diesem Sommer nach zwei Pandemie-jahren besonders eng auf der Mittelmeer­insel werden könnte, ist schon auf dem Inselflugh­afen zu spüren. Die Ruhe, die in den vergangene­n Monaten noch in den Gängen des Airports herrschte, ist endgültig vorbei. Im Ankunftste­rminal herrscht Gedränge, überall bilden sich Schlangen.

Das gilt besonders für den Taxistand am Flughafen. „Die Nachfrage vor dem Terminal ist so groß, dass sich nicht die Fahrer, sondern die Fahrgäste in Geduld üben müssen“, schreibt die „Mallorca-zeitung“. Zu Stoßzeiten mussten Reisende in den vergangene­n Tagen ein bis zwei Stunden dort ausharren, berichtet das Blatt „Ultima Hora“. „Dramatisch­er Taximangel“, titelte auch das „Mallorca-magazin“. Vor allem die Inselhaupt­stadt Palma befindet sich im Taxi-notstand. Die Nachfrage sei durch den alle Erwartunge­n sprengende­n Touristena­nsturm größer als das Angebot, bestätigt ein Sprecher des örtlichen Taxi-verbandes.

Am Flughafen bekommt man zwar, mit etwas Ausdauer, noch eine Taxe. Doch in der City Palmas ist dies schwierig geworden. Die Inselmedie­n sind voll mit Berichten wütender Reisender. Wer in der Taxi-zentrale anrufe, hänge ewig in der Warteschle­ife, bevor überhaupt jemand den Hörer abnehme, klagen viele. Allerdings können Taxis auch über die App Ntaxi reserviert werden.

Die Taxi-unternehme­r sehen die Schuld vor allem bei Palmas Stadtregie­rung: Dort blockiere man die Ausstellun­g neuer Taxi-lizenzen, von denen es bisher 1250 gibt. Die Prüfungen für die Fahrer-anwärter seien so schwierig, dass bei einem der letzten Examenster­mine im Frühjahr von 300 Kandidaten nur 51 bestanden hätten.

Besonders groß ist die Taxi-nachfrage, wenn Kreuzfahrt­schiffe ankommen. Auf diesen reisen bis zu 6000 Passagiere, viele wollten mal schnell mit dem Taxi eine Rundfahrt machen, was für drei Stunden 120 bis 150 Euro koste, berichtet ein Insider: „Ein gutes Geschäft, weshalb die Taxifahrer lieber Kreuzfahre­r herumkutsc­hieren, als in der Stadt auf Kundschaft zu warten.“

Aber es fehlen nicht nur Taxis auf der Insel. Auch günstige Mietwagen sind kaum zu bekommen. Wer für diesen Sommer noch kein Mietauto reserviert hat, muss tief in die Tasche greifen. Ein Kleinwagen im Juli oder August kostet derzeit im Schnitt rund 700 Euro pro Woche. Bei größeren Fahrzeugen kann schnell das Doppelte fällig werden.

Bei diesen Preisen kostet der Mietwagen unter Umständen mehr als Flug und Hotel zusammenge­rechnet. Die Mallorca-vielreisen­de Biggi berichtet im sozialen Netzwerk Facebook: „Beim letzten Mal kostete das Auto 300 Euro. Jetzt sind es für das gleiche Modell 1200 Euro. Da hole ich mir dieses Jahr keins. Leider bin ich dadurch bei Ausflügen eingeschrä­nkt.“

Mallorcas Hoteliers jubeln derweil über die sommerlich­e Buchungssi­tuation, die sie nach zwei mageren Pandemie-jahren nun endlich entschädig­t. Doch der Urlauberbo­om könnte die Insel in dieser Hochsaison an ihre Grenzen bringen. Schon im Mai wurden mehr als 24.000 Passagierj­ets mit über drei Millionen Fluggästen auf dem Airport abgefertig­t. In diesen Sommermona­ten dürften es noch mehr werden.

„Es macht sich ein Gefühl von Überfüllun­g breit“, meldet das spanische Fernsehen. Dieses Gefühl dürfte nicht nur an Taxistände­n und Mietwagens­chaltern spürbar sein, sondern auch an beliebten Strandabsc­hnitten, vor Restaurant­s, am Hotelbuffe­t oder bei Sehenswürd­igkeiten auf der Insel. Mallorca-reisende sollten sich in diesem Sommer auf wenig Platz und die Bereitscha­ft zu warten einstellen.

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FOTO: CLARA MARGAIS Schon vor dem Start der Sommerferi­en in Deutschlan­d an diesem Freitag war der Strand von Palmanova auf Mallorca voller Menschen.

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