Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Pläne für neue Wasserstoffleitung durch Dinslaken und Hünxe
Die aktuell bevorzugte und beantragte Trasse für die Pipeline führt durch beide Kommunen. Baubeginn ist frühestens 2025. Doch es gibt bereits Kritik.
(aha) Heinrich Dudler ist Inhaber eines Pferdehofs in Oberlohberg und er ist verärgert. In der Nähe seines Hofs soll eine neue Wasserstoffleitung von Open Grid Europe und Thyssengas verlaufen. Die Teil-trasse DorstenHamborn (Doha) soll Wasserstoffgas aus dem Emsland ins Ruhrgebiet transportieren. Damit konfrontierte Dudler am Montagabend den Dinslakener Stadtrat. Warum die Bevölkerung nicht im Vorfeld informiert werde, wollte Dudler wissen.
Das Thema war auch für viele Stadtverordnete gänzlich und für die Stadtverwaltung „relativ neu“, wie Bürgermeisterin Michaela Eislöffel in der Ratssitzung formulierte. Es gab Bürgerinfos in Oberhausen, Dorsten und Duisburg, aber eben nicht in Dinslaken, wo ein Großteil des favorisierten Korridors verläuft. Die Stadt Dinslaken wurde nach Angaben von Open Grid im August 2021 über das Vorhaben informiert. Allerdings sei das Verfahren noch „ganz am Anfang“, so Alexandro Hugenberg, Leiter der Stabsstelle Stadtentwicklung im Rathaus. Die Stadt sei noch nicht ins Verfahren eingestiegen. Die Bürgerbeteiligung sei „im nachfolgenden Schritt vorgesehen“, so Hugenberg.
Die 42 Kilometer lange Leitung diene der Umstellung der Energieversorgung in Deutschland, so die Stadtverwaltung Dinslaken. Um die Klimaziele des Bundes einzuhalten, soll ein Teil des Erdgases durch Wasserstoffgas ersetzt werden. Die Trasse Dorsten-hamborn soll ab Ende 2026 die Leitung Nummer 13 in Dorsten, die von Erdgas- auf Wasserstofftransport umgestellt wird, mit der Leitung Nummer 201 Sonsbeck–hamborn verbinden. Auch eine Anschlussmöglichkeit zu Thyssenkrupp in Duisburg-hamborn ist vorgesehen. „Die Leitung ist somit ein zentraler Baustein bei der Realisierung einer klimaneutralen Stahlproduktion im Ruhrgebiet,“so Open Grid Europe.
Der 600 Meter breite bevorzugte Antragskorridor, innerhalb dessen die Trasse verlaufen soll, führt von Dorsten über Schermbeck und trifft in etwa am Bruchmühlenweg auf Hünxer Gebiet. Von dort geht es Richtung Munitionsdepot ein Stück entlang des Langer Wegs bis zur Stadtgrenze Dinslaken. Von dort geht es über die Sträterei Richtung Sterkrade-nord. Unterhalb der Brinkstraße kreuzt der Korridor die A 3 und verläuft parallel zur Brinkstraße unterhalb der Hühnerheide weiter Richtung Barmingholten und von dort nach Duisburg.
Die Leitung soll „nicht den kürzesten, sondern den für Anwohner sowie Natur und Landschaft verträglichsten Weg durch die Region“nehmen, so Open Grid Europe. Es gibt zwei Alternativkorridore, die zu großen Teilen über Dorstener und Oberhausener Gebiet verlaufen; die Führung über Hünxe und Dinslaken wird aber aktuelle als „sinnvollste Verbindungsmöglichkeit“angesehen.
Das Raumordnungsverfahren ist gestartet. Die Unterlagen sind bis zum 8. Juli beim RVR einsehbar. Beteiligte Behörden, Verbände, Organisationen, Kommunen und Bürger können sich zum Vorhaben schriftlich äußern. Über die Stellungnahme der Stadt Dinslaken soll der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung entscheiden. Die eingegangenen Stellungnahmen werden bei einem Erörterungstermin mit der Planungsbehörde, dem Vorhabenträger und weiteren Beteiligten diskutiert. Dieser Erörterungstermin soll voraussichtlich im September 2022 stattfinden.
Im Rahmen des Raumordnungsverfahrens sollen Naturschutzgebiete, Besiedlungen, Hydrologie oder bestehende Netzinfrastruktur bewertet werden. Sollte es am Ende bei der jetzt bevorzugten Trasse bleiben, wird der Verlauf grundstücksscharf definiert und muss dann das Planfeststellungsverfahren durchlaufen, wo die Genehmigungsfähigkeit geprüft wird. Der Planfeststellungsbeschluss sieht die endgültige Trasse vor. Nach dem Zeitplan von Open Grid wird das Planfeststellungsverfahren bis Oktober 2025 durchgeführt und dann mit dem Bau begonnen.