Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Aus dem Bob zurück auf die Bahn

Alexandra Burghardt gewann Olympia-silber im Eiskanal. Nun steht die Sprinterin wieder im Startblock.

- VON CHRISTIAN KUNZ

(dpa) Eine Rückkehr in den Bob oder Ausflüge in noch ganz andere Sportarten plant Sprinterin Alexandra Burghardt nach dem Gewinn der Silbermeda­ille bei Olympia erst einmal nicht. „Wer weiß, was mir noch einfällt“, scherzte die 28 Jahre alte Leichtathl­etin zum Start in eine Saison, in der sie wieder ein Doppel-highlight anpeilt. „Nein, ich habe für mich alles erreicht. Ich wusste ja im Vorfeld, dass es Mariamas letzte Saison wird. Es war für uns beide ein Projekt und wir haben es für uns bestmöglic­h gestaltet. Wir hätten uns beide nicht mehr erträumt.“

Die deutsche Doppel-meisterin über 100 und 200 Meter hatte im Winter mit einem olympische­n Kunststück für Aufsehen gesorgt, als sie ein halbes Jahr nach den Sommerspie­len in Tokio auch bei den Winterspie­len in Peking an den Start ging. Dort gewann sie als Anschieber­in des Zweierbobs von Pilotin Mariama Jamanka Silber. „Sie hat ihre Sache sehr, sehr gut gemacht“, lobte Jamanka, Olympiasie­gerin von 2018.

Burghardt zieht aus dem Erfolg im Eiskanal Gelassenhe­it und Ansporn zugleich. „Einerseits habe ich jetzt die nötige Ruhe. Anderersei­ts spornt mich das natürlich alles noch mehr an, weil es ja jetzt erst richtig Spaß macht“, sagte sie. Am Wochenende finden in Berlin die deutschen Meistersch­aften statt. Dort strebt Burghardt trotz Problemen in der Vorbereitu­ng die Tickets für die WM vom 15. bis 24. Juli in den USA und die EM vom 15. bis 21. August in München an.

„Ich habe mit der Leichtathl­etik auch noch ein paar Ziele“, sagte die Sprinterin von der LG Wacker Burghausen. In Tokio war sie über 100 Meter als Elfte und mit der Staffel über 4 x 100 Meter als Fünfte ins Ziel gekommen. In diesem Jahr strebt sie neben einer persönlich­en Bestleistu­ng und einem guten Wm-auftritt eine Em-medaille an.

Nach ihrem Saisoneins­tand Ende Mai in München, als sie bei schlechtem Wetter 11,38 Sekunden sprintete, konnte die 28-Jährige allerdings wegen muskulärer Problemen nicht wie geplant trainieren. Sie musste angeschlag­en ihre Starts bei den Wettkämpfe­n in Rabat und Regensburg absagen. In der Dm-woche kehrte sie nun endlich auch wieder in Spikes auf die Laufbahn zurück. Aktuell belegt sie Rang sechs in der von Gina Lückenkemp­er (Berlin) mit 11,04 Sekunden angeführte­n deutschen Jahresbest­enliste. Burghardt lief im Vorjahr 11,01 Sekunden.

Vor allem die Heim-em in München ist das große Ziel der Bayerin, die sich noch genau an einen Europacup im Olympiasta­dion vor anderthalb Jahrzehnte­n erinnert. Damals habe sie die Sportler bewundert und Fotos mit diesen gemacht, sagte Burghardt mit leuchtende­n Augen, „und jetzt selbst vielleicht ein Vorbild zu sein für kleine Kinder und so nah daheim – da sind bestimmt 500 Leute im Stadion, die ich sehr gut kenne und die dann für mich schreien. Das ist einfach nur ein Traum.“

„Nach diesen ganzen Höhepunkte­n“hofft Burghardt auf einen „großen Urlaub“. „Es ist so viel passiert im letzten Jahr, ich habe zwischendr­in auch noch geheiratet“, berichtete Burghardt. „Ich schwebe einfach gerade auf meiner Wolke und hoffe, dass ich da noch bis August weiter schweben darf.“

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FOTO: MICHAEL KAP- Alexandra Burghardt (links) bei den Sommerspie­len in Tokio 2021 und (rechts) im Zweierbob bei den Winterspie­len 2022 in Peking.

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