Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Marienthaler Abende starten fulminant
Kabarett zwischen Blumenbeeten und wogendem Feld vor untergehender Sonne: Beim traditionellen Saisonbeginn mit dem Trio Storno stimmten Atmosphäre und Programm. Die Kulturmacher vom Dorf hatten einen Traumstart.
Je nach Jahreszeit und Region ist Storno in zwei verschiedenen Varianten zu haben. „Die Abrechnung“heißt der satirische Jahresrückblick von Anfang Dezember bis Ende Februar. „Die Sonderinventur“ist die sommerliche Variante mit vielen verbalen Spitzen, mit der die drei Kabarettisten, Spaßvögel und Zyniker ihr ganz persönliches (Un-)verständnis der Welt auf die Bühnenbretter bringen. Diese sind im Fall der Marienthaler Abende die einer Open-air-bühne vor einem aufsprießenden Maisfeld, von Gärtnern aus dem Dorf gepflegtem Hügelbeet und damit ein Auftrittsort der besonderen Art.
Mit dem kennt sich das Trio aus Münster – das sind Harald Funke, Thomas Philipzen und Jochen Rüther – bestens aus, gehört es doch mittlerweile schon zum Stammpersonal der großen Kultur im kleinen Dorf. Jetzt war es wieder so weit auf dem Kulturplatz am Rande des Ortes. Karl-heinz Elmer vom Kulturkreis Marienthal begrüßte 430 Besucher zum Saisonauftakt der fulminanten Art – und versprach erstklassige Unterhaltung.
Um diesen Anspruch zu erfüllen, ist Storno eine Bank. Das Trio sorgte zum vierten Mal in Folge für den temporeichen, witzigen Auftakt der Veranstaltungsreihe bei den Marienthaler Abenden. Die örtlichen Organisatoren konnten sich freuen über Riesenresonanz, hatten aber alle Hände voll zu tun. Der Einsatz wurde mit einem vielbeklatschten Kabarettabend belohnt – plus Zugabe. Gut, dass die Kernbedingung stimmte – das gute Wetter an einem lauschigen Sommerabend.
Das Trio aus Münster ist so etwas wie der traditionelle Anker im Programm der Marienthaler Abende, der signalisiert: Jetzt geht’s wieder los. Seine „Sonderinventur 2022“ist auch eine politische Veranstaltung, mal hintergründig, mal bissig, mal pur ironisch, mitunter belanglos bis grotesk, wobei scheinbar Unwichtiges sich meist als knackiges Thema zur Zeit entpuppt. Mit Anzug und Krawatte wie Bankangestellte und auf der Bühne gerne per Sie stolzieren zwei korrekte Akteure über die offene Bühne. Dazwischen hüpft den ganzen langen Kabarettabend ein rotbehemdeter Irrwisch – diese Rollenaufteilung ist Programm bei Storno und hat den Zweck, dass sich trefflich komische Situationen variieren lassen.
Philipzen voller Energie, Rüther mit trockenem Witz erdend und Funke über wechselnde Seltsamkeiten hinausschießend: Derart wechselhaftes Charakterspiel zündet und wird in Szenen- und Wortwechseln im Eilzugtempo eingesetzt. Sogar Selbstironie, keine einfache Sache,