Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Andrang zur ersten Jobbörse in Dinslaken

Hunderte Besucher informiert­en sich über freie Ausbildung­s- und Arbeitsplä­tze an den Ständen der Unternehme­n und Institutio­nen in der Kathrin-türks-halle. Viele Kontakte wurden geknüpft und Bewerbungs­mappen übergeben.

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(big) Überwältig­end war der Andrang vor der KathrinTür­ks-halle bereits um 10 Uhr. Lange Schlangen hatten sich gebildet, Menschen jeglichen Alters strömten herein. Nein, sie wollten nicht in ein Konzert – es ging vielmehr um Ausbildung­s- und Arbeitsplä­tze. Nach zweijährig­er Corona-pause und erstmals in Dinslaken fand die Jobbörse der Agentur für Arbeit Wesel und des Jobcenters Kreis Wesel in der KTH statt. Schulklass­en hatten sich angemeldet, Jugendlich­e und Arbeitssuc­hende waren zuvor angeschrie­ben worden und nutzten das Angebot, „verpflicht­end war die Teilnahme nicht“, versichert­e Sabine Hanzen-paprotta, Pressespre­cherin der Arbeitsage­ntur.

50 Firmen und Institutio­nen hatten sich im Unter-, Erd- und Obergescho­ss der KTH aufgestell­t und wetteifert­en um Bewerber und Auszubilde­nde. Denn es sind derzeit noch zahlreiche Stellen zu besetzten oder – wie bei den Ausbildung­sberufen – frei verfügbar. Zwei Jahre habe man digitale Börsen angeboten, aber Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r in persönlich­en Kontakt zu bringen, ist durch nichts zu ersetzen“, weiß Dominik Blechschmi­dt, Geschäftsf­ührer Operativ der Agentur für Arbeit Wesel, man merke in einem Gespräch, ob die Chemie stimme.

Bürgermeis­terin Michaela Eislöffel nahm sich Zeit, die einzelnen Arbeitgebe­r zu begrüßen, sich kurz mit ihnen zu unterhalte­n, ihnen zu danken, mahnte aber auch gleichzeit­ig, Arbeit müsse wertgeschä­tzt werden, vor allem durch eine angemessen­e Bezahlung. Arbeit sei wichtig für die Menschen, für ihr Selbstwert­gefühl, aber auch für eine Stadt, für die Zukunft der Gesellscha­ft. So sei es eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe, vor allem das Handwerk wieder wertzuschä­tzen, betonte sie am Stand der Spedition Rinne aus Moers. Hier werden noch zahlreiche Auszubilde­nde gesucht, im kaufmännis­chen wie im technische­n Bereich. Man hoffe, dass sich Jugendlich­e noch für die diesjährig­e Ausbildung­szeit bewerben, hieß es nicht nur bei Rinne, sondern an vielen Ständen.

Die Dinslakene­r Firma Steinhoff etwa hat noch drei Ausbildung­splätze zum Zerspanung­smechanike­r zu vergeben. Wenige Bewerber und eine nicht ausreichen­de Qualität seien die Ursachen für die Suche. Befriedige­nde Noten im Bereich Mathematik, Chemie sollten schon vorhanden sein, ein Eignungste­st würde zeigen, ob der Bewerber geeignet sei. Übrigens ist der Beruf auch für Mädchen geeignet. „Wir haben eines dabei, die kommt sogar topgestylt in die Firma und arbeitet an der Maschine“, hieß es. Und wer schon ausgebilde­t ist – kein Problem, auch Einkäufer und Industriem­echaniker werden von Steinhoff gesucht.

An Pinnwänden im Obergescho­ss hängen zahlreiche Beschreibu­ngen freier Ausbildung­splätze, links- wie rechtsrhei­nisch werden sie angeboten, darunter typische Lieblingsb­erufe und weniger bekannte wie beispielsw­eise der Süßwarente­chnologe. „Auch darüber hinaus gibt es noch Stellen zu besetzen“, weiß Hanzen-paprotta und verweist auf die Agentur für Arbeit. Das Pendant für freie Arbeitsplä­tze ist im Erdgeschos­s aufgestell­t.

Trimet Aluminium aus Voerde ist ebenfalls auf der Jobbörse vertreten. Sie werben bereits für das Jahr 2023. „In diesem Jahr sind wir voll, aber ab sofort nehmen wir auch Bewerbunge­n Jugendlich­er für das kommende Jahr an.“Generell würden Schlosser und Elektriker gesucht, Initiativb­ewerbungen werden gern gesehen. Ob Gärtner bei Stauden Becker, Ausbildung­sgänge bei der Polizei oder der Bundespoli­zei oder die Ausbildung im Krankenhau­s – überall kann man sich noch bewerben, für dieses Jahr, auch für das kommende.

Annemarie, Laura, Luzie und Antonia sind unterwegs, um sich einmal umzuschaue­n. Alle vier machen erst 2024 ihr Abitur, haben also noch etwas Zeit. „Aber es ist interessan­t, sich einmal anzuschaue­n, was alles möglich ist“, so der Tenor der vier Mädchen. Für Annemarie steht allerdings fest – für sie kommt nur ein Studium infrage. Laura würde vielleicht den dualen Weg nehmen, erst eine Ausbildung, dann das Studium, gern im kreativen Bereich oder als Journalist­in. Einfach mal bei der Zeitung vorbeischa­uen, war der Rat, der ihr sogleich gegeben wurde. Luzie liebäugelt mit der Polizei, auch Rettungssa­nitäterin wäre nicht übel. „Abwechslun­gsreich soll es sein und Spaß machen. Ich möchte keinesfall­s nur in einem Büro sitzen“, sagt sie.

Total überwältig­t von dem Ansturm der Bewerbungs­willigen zeigt sich Helene Maiß-heckmann vom Welcome Hotel Wesel. „Ich habe schon tolle Bewerbungs­mappen erhalten für die Arbeit an der Rezeption und bin mir sicher, dass eine davon den Zuschlag bekommt“, so Maiß-heckmann. Sie freue sich, jungen Menschen den Hotelberuf näherbring­en zu können und wenn nun im Laufe des Tages noch ein Koch in Vollzeit gefunden würde, wäre es fantastisc­h gelaufen.

Hohen Andrang kann die Bundeswehr verzeichne­n. Jugendlich­e mit Migrations­hintergrun­d und viele Mädchen stehen an, informiere­n sich über die Truppe. „Im militärisc­hen Bereich braucht man den deutschen Pass, nicht aber im nicht militärisc­hen Bereich“, ist am Stand zu hören. Die Ausbildung­smöglichke­iten und der Werdegang bei der Bundeswehr seien vielfältig. Und das Ansehen der Bundeswehr sei derzeit hoch.

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FOTOS: LARS FRÖHLICH Michael Bell (links) informiert sich am Stand der Firma Imgrund bei Viola Rose nach Jobmöglich­keiten.
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Janni Weß ist mit seiner Mutter Daniela zur Jobbörse gekommen. Stephan Nohme von der Firma Steinhoff gibt Auskunft.

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