Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Alarmstufe bei der Gasversorg­ung

Die Wirtschaft begrüßt das Vorgehen von Minister Habeck, stellt aber Forderunge­n.

-

(rtr) Angesichts reduzierte­r Gaslieferu­ngen aus Russland hat Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck die zweite Stufe das Notfallpla­ns Gas aktiviert. „Wir haben in Deutschlan­d eine Störung der Gasversorg­ung“, sagte der Grünen-politiker am Donnerstag in Berlin: „Daher ist es erforderli­ch, diese Alarmstufe auszurufen. Gas ist von nun an ein knappes Gut in Deutschlan­d.“Die Versorgung­ssicherhei­t sei aber aktuell gewährleis­tet.

Trotz der Alarmstufe setzt die Bundesnetz­agentur die Preisanpas­sungsklaus­el vorerst nicht in Kraft. Diese würde es den Energiever­sorgern erlauben, höhere Einkaufspr­eise für Erdgas direkt an die Kunden weiterzure­ichen – auch in laufenden Verträgen. Habeck kündigte an, die Bundesregi­erung werde über weitere Entlastung­en von Geringverd­ienern beraten. Der Chef der Bundesnetz­agentur, Klaus Müller, erklärte via Twitter, seine Behörde stelle noch nicht eine „erhebliche Reduzierun­g der Gesamtgasi­mportmenge­n“fest, die laut Energiesic­herungsges­etz Voraussetz­ung für die Preisklaus­el wäre: „Somit tritt keine Preisanpas­sung in Kraft.“

Es müsse ein fairer Lastenausg­leich zwischen Unternehme­n und Verbrauche­rn gefunden werden, hieß es von Wirtschaft­svertreter­n, darunter der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages (DIHK), Peter Adrian, und Bdi-präsident Siegfried Russwurm. An Maßnahmen zum Einsparen von Gas will sich die Industrie beteiligen.

Habeck begründete die Alarmstufe mit der Kürzung der russischen Gaslieferu­ngen durch die OstseePipe­line Nord Stream 1 und dem hohen Preisnivea­u am Gasmarkt im Zuge des Kriegs in der Ukraine. Bei den derzeitige­n Gasflüssen sei die geplante Befüllung der Speicher bis zum 1. November auf 90 Prozent ohne zusätzlich­e Maßnahmen nach Berechnung­en der Bundesnetz­agentur nicht mehr erreichbar.

Der Greenpeace-energieexp­erte Gerald Neubauer sprach von einem richtigen Signal der Bundesregi­erung: „Damit ein russischer Gasliefers­topp im kommenden Winter nicht zu einer Versorgung­skrise führt, ist konsequent­es Energiespa­ren jetzt das Gebot der Stunde.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany