Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Habecks Alarm ist richtig

- VON ANTJE HÖNING

Putins Energiekri­eg geht weiter. Noch bevor Nord Stream für eine Wartung abgeschalt­et wird, hat Russland die Lieferung so reduziert, dass Wirtschaft­sminister Habeck die Alarmstufe ausruft. Technisch ändert sich dadurch nichts. Doch der Schritt zeigt, wie dramatisch die Lage ist, und hält fünf Lehren parat. Erstens: Der Westen hat den Energiekri­eg noch lange nicht gewonnen. Mit seinen Manövern hat Putin schon eines erreicht – kräftig steigende Preise, die Russlands Kasse klingeln lassen. Zweitens: Deutschlan­d ist blind in die Krise gelaufen. Bei allen Energieträ­gern haben wir uns Russland ausgeliefe­rt, und vorbereite­t waren wir auch nicht. Die Notfallplä­ne bezogen sich auf nur Unfälle und Unwetter. Wir hatten darauf vertraut, dass der Satz „Russland liefert immer, auch im Krieg“weiter gilt. Drittens: Deutschlan­d droht eine Wiederholu­ng der Lehman-krise. Die Pleite der Us-bank Lehman 2008 hatte zu einem Dominoeffe­kt geführt, der Banken und Betriebe mit sich riss. Dies droht auch jetzt: Schaffen wir es nicht, die Speicher zu füllen, wird die Netzagentu­r im Winter rationiere­n – mit harten Folgen. Schon jetzt bringen die Preisansti­ege Importeure wie Uniper unter Druck, den sie weitergebe­n wollen.

Viertens: Steuergeld sinnvoll einsetzen. Hinter dem Ruf der Wirtschaft nach „fairer Lasten-verteilung“steckt der Ruf nach Geld. Habeck muss filtern, was berechtigt ist. Er wird die Preisanpas­sungsklaus­el erst spät scharf stellen. Den Großhändle­rn zu erlauben, Preissprün­ge eins zu eins an Stadtwerke und Verbrauche­r durchzurei­chen, bedeutet eine Pleitewell­e. Hier muss es klare Spielregel­n geben. Fünftens: Die Zeit nutzen. Im Sommer wird die Winter-krise verhindert. Dass Greenpeace und Umwelthilf­e gegen Braunkohle und Lng-terminals wettern, zeigt ihren destruktiv­en Charakter. Auch die Union ist gut beraten, Habeck zu unterstütz­en. Kommt es zum Gas-notfall im Winter, interessie­ren Parteien überhaupt nicht mehr.

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