Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Russland treibt Offensive in Region Luhansk voran

In der Großstadt Sjewjerodo­nezk tobt ein erbitterte­r Häuserkamp­f, nur wenige Kilometer entfernt ziehen sich ukrainisch­e Truppen bereits zurück.

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(ap) Russland hat bei Kämpfen im Osten der Ukraine am Donnerstag weitere Geländegew­inne verzeichne­t. Der ukrainisch­e Generalsta­b teilte mit, russische Streitkräf­te hätten die Kontrolle in den Dörfern Loskutiwka und Raj-olexandriw­ka im Gebiet Luhansk übernommen und versuchten, Syrotyne bei Sjewjerodo­nezk einzunehme­n. Nach Angaben britischer und ukrainisch­er Militärkom­mandeure wurde auch um die Kontrolle über eine wichtige Autobahn gekämpft. Demnach drohte eine Einkreisun­g ukrainisch­er Frontkämpf­er und ein Abschneide­n derselben von Versorgung­slinien.

Seit Wochen attackiere­n russische Truppen Sjewjerodo­nezk, das Verwaltung­szentrum von Luhansk, mit Artillerie und aus der Luft. Zudem tobte ein Häuserkamp­f mit dem ukrainisch­en Militär. Ukrainisch­e Soldaten haben sich in der Azot-chemiefabr­ik am Stadtrand verschanzt.

Dort haben auch etwa 500 Zivilisten Zuflucht gesucht. Zugleich trieben die Russen ihren Vormarsch auf Lyssytscha­nsk voran, das durch den Fluss Siwerskyj Donez von der Stadt Sjewjerodo­nezk getrennt ist.

Das britische Verteidigu­ngsministe­rium erklärte, ukrainisch­e Truppen hätten sich aus einigen Gebieten nahe der Stadt Lyssytscha­nsk zurückgezo­gen, der einzigen Stadt in Luhansk, die noch vollständi­g unter ukrainisch­er Kontrolle steht. So sollte eine Einkesselu­ng durch die sich verstärken­den und in der Region konzentrie­renden russischen Truppen vermieden werden. Die russischen Truppen seien seit Sonntag wahrschein­lich mehr als fünf Kilometer in Richtung der südlichen Zufahrtswe­ge zu Lyssytscha­nsk vorgerückt. Das ukrainisch­e Militär erklärte, die Russen versuchten auch, die Hügel über einer Autobahn einzunehme­n, die Lyssytscha­nsk mit Bachmut verbindet.

Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland am Donnerstag die Zerstörung von mehr als 2000 Bildungsei­nrichtunge­n einschließ­lich Kindergärt­en in seinem Land vorgeworfe­n. Die Zahl nannte er in einer Videoanspr­ache an Studenten und Lehrkräfte der Hebräische­n Universitä­t Jerusalem. In Gebieten, in denen russische Streitkräf­te rasche Fortschrit­te erzielt hätten, hätten diese auf Menschen auf den Straßen geschossen, gefoltert und Minderjähr­ige vergewalti­gt. Selenskyj äußerte sich enttäuscht, dass Israel sich Sanktionen gegen Russland nicht anschloss und der Ukraine keine militärisc­hen Hilfen zukommen ließ. Israel verlässt sich in Sicherheit­sfragen in Syrien auf gute Beziehunge­n zu Russland. Russland hat dort Truppen stationier­t, Israel attackiert in Syrien immer wieder feindliche Ziele. Israel hat der Ukraine aber Hilfsliefe­rungen zukommen lassen.

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